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Vor Zinsschritt: S&P500 im spekulativen Überschwang

11.12.2016  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Wie weit der spekulative Überschwang mittlerweile gediehen ist, lässt sich an folgendem Chart ermessen. Der Wilshire 5000 ist der breitest gefasste Aktienindex der USA, seine Marktkapitalisierung erreicht im Verhältnis zum US-BIP einsame Höhen - so hoch wie im zweiten Quartal 2015 (h/t Colin Twiggs). Auch die Bewertung des Wilshire 5000 im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen hat beeindruckende Werte erreicht - sie war lediglich zwischen Q1/1998 und Q2/2002 höher. Im Herbst 1998 war die Dotcom-Blase mit Rückenwind der abzusehenden Deregulierung des Bankensystems (Clinton, dem Bill, sei Dank…) in ihre Endphase getreten (die damalige Partizipationsphase hatte im Herbst 1994 begonnen).

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Die Luft für die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne wird im mittlerweile reifen Konjunkturzyklus dünner. Ich habe diesen Chart bereits mehrfach gezeigt. Er zeigt die Entwicklung von Lohnkosten (braun) und Gewinnen (blau) jeweils im Verhältnis zur Nettwertschöpfung der Unternehmen. Die Schere zwischen beiden Zeitreihen ist bis Q4/2014 aufgegangen und zeigte damit das Entwicklungspotenzial für die Firmenprofite (aus Sicht der Lohnkosten). Seither geht die Schere aber zu - der Raum für die Gewinnentwicklung nimmt ab.

Die Gewinnentwicklung ist die haupsächliche Triebkraft für die Aktienkurse, es sieht so aus, als würde es hier zunehmend enger, resp. mit steigenden Kursen die Bewertungen immer noch höher. Potenzial für im Verhältnis zur Wertschöpfung wieder zunehmende Gewinne ergäbe sich durch Investitionen in höhere Produktivität - möglicherweise auch dadurch, dass Auslandsgewinne großer US-Multis mit Trumps Hilfe künftig steuergünstig repatriiert werden können. Hier wird sich bald zeigen, ob, bzw. was noch geht.

Der Treibstoff für die Aktienkurse kommt aus dem Bond-Bereich. Der folgende Chart zeigt wie extrem die Schere zwischen dem S&P 500 und der invertierten Rendite für zehnjährige US-TNotes (als "Proxy“ für TBond-Kurse) seit Anfang November aufgegangen ist. Der Abstand zwischen ist mittlerweile größer als Mitte Februar, damals war der Kapitalfluss noch in die umgekehrte Richtung gegangen.

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Wie der Chart zeigt, kehren die Zeitreihen immer wieder zu Gleichgewichtslinien (türkis) zurück, gleichbedeutend damit, dass Überbewertungen der einen wie der anderen Seite immer wieder abgebaut werden. Wann das wieder sein wird?

Für die Bullen im S&P 500 lockt nun die Oberseite des Aufwärtskanals seit 2009 bei gegenwärtig knapp 2300. Keineswegs unerreichbar, zudem ist der S&P 500 technisch noch nicht so stark überkauft, dass ihm jetzt schon zwingend die Luft ausgehen müsste.

Nach aggregierten fraktalen Oszillatoren dominieren seit Mitte Oktober lineare Faktoren das Kursgeschehen (mittlerer Chart), kurz vor "Trump“ gab es hier einen Durchhänger, der danach sofort wieder korrigiert wurde. Die Dominanz linearer Faktoren ist ein guter "Proxy“ für Kapitalfluss in Assets. Es besteht noch etwas Potenzial für die Entwicklung bullischer Muster (grün im oberen Chart), wie der Abstand zur Linearität (rot) zeigt. Das ist gleichbedeutend mit höherer Wahrscheinlichkeit von steigenden Kursen.

Die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch hat dennoch das Zeug, nach der Devise "Sell the news“ die nächste Konsolidierung einzuleiten, möglicherweise auch einen schärferen Rücksetzer. Konträr dazu dürften TBonds dann wieder gesucht sein, vermutlich gibt dann auch der Dollar-Index wieder deutlicher ab.


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