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IEA unterstreicht Notwendigkeit für Produktionskürzungen

14.12.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise bröckeln nach der Euphorie über die vereinbarten Fördermengenkürzungen von OPEC und Nicht-OPEC zu Wochenbeginn weiter ab. Brentöl verbilligt sich am Morgen auf 55 USD je Barrel, WTI auf gut 52 USD je Barrel. Für Abgabedruck sorgt ein unerwartet kräftiger Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 4,7 Mio. Barrel in der letzten Woche, welcher gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurde. Zudem wachsen die Zweifel, ob die OPEC ihre Produktion stark genug kürzen wird.

Laut Internationaler Energieagentur IEA stieg die OPEC-Produktion im November auf 34,2 Mio. Barrel pro Tag und lag damit gut 1,5 Mio. Barrel pro Tag über dem ab Januar geltenden Produktionsziel. Die IEA unterstellt, dass das Nicht-OPEC-Angebot wegen der vereinbarten Produktionskürzungen im nächsten Jahr um 255 Tsd. Barrel pro Tag weniger zunimmt. Der jahresdurchschnittliche Bedarf an OPEC-Öl steigt daraufhin auf 33,6 Mio. Barrel pro Tag. Ende 2017 soll er bei 34 Mio. Barrel pro Tag liegen.

Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer OPEC-Produktionskürzung, um ein Überangebot in der ersten Jahreshälfte zu verhindern. Werden die Kürzungen dagegen vollständig umgesetzt, würde der Ölmarkt laut IEA zu Jahresbeginn mit 600 Tsd. Barrel pro Tag unterversorgt sein. Dies ist aber eher unwahrscheinlich.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den Chef von ExxonMobil, Tillerson, als Außenminister nominiert. Der frühere Gouverneur des Ölstaates Texas, Perry, soll Energieminister werden. Dies unterstreicht das Ansinnen von Trump, Auflagen für die heimische Ölförderung zu lockern. Eine stärker steigende US-Ölproduktion würde das Überangebot auf dem Ölmarkt manifestieren und die Ölpreise belasten.


Edelmetalle

Der Goldpreis kommt nicht vom Fleck und dümpelt am Morgen bei rund 1.160 USD je Feinunze vor sich hin. Der etwas schwächere US-Dollar gibt Gold dabei kaum Unterstützung. In Indien scheint die Flaute der Goldkäufe abzuebben. Industrie- und Handelskreisen zufolge haben die indischen Schmuckhersteller etwa die Hälfte ihres nach der Demonetisierung durch die Regierung verlorenen Geschäftes wieder aufgeholt. Offenbar nutzen zumindest in den Städten des Landes Goldkäufer bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Kreditkarten und Online-Überweisungen.

Ob dies unmittelbar auch zu höheren Goldimporten führt, ist unseres Erachtens fraglich. Denn nach den hohen Goldeinfuhren im Oktober und November und der in den letzten Wochen eingebrochenen Goldnachfrage dürften die Schmuckhersteller noch auf hohen Beständen sitzen. Trotz ETF-Abflüssen legt Silber im Vergleich zu Gold merklich zu und übersteigt die Marke von 17 USD je Feinunze. Das Gold/Silber-Verhältnis ist daraufhin auf 68 gefallen.

Die Marktteilnehmer werden ihren Fokus heute wohl auf die Sitzung der US-Notenbank Fed legen. Diese dürfte erstmals seit einem Jahr die Zinsen um weitere 25 Basispunkte anheben. Die Zinserhöhung ist mittlerweile vollständig eingepreist und sollte den Goldpreis nicht zusätzlich belasten. Interessanter wird sein, ob die Fed Hinweise auf ihre mittelfristige Politik gibt. Denn der Markt rechnet nach dem heutigen Zinsschritt mit zwei weiteren Zinserhöhungen im nächsten Jahr.


Industriemetalle

China hat im November Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge 66,29 Mio. Tonnen Stahl produziert. Dies waren 4,7% mehr als im Vorjahr und zugleich der neunte Monat in Folge, in dem im Jahresvergleich die Produktion gesteigert wurde. Hohe Stahlpreise und eine robuste Nachfrage gaben Anreize zur Produktionsausweitung. Allerdings wurde die Stahlproduktion durch Umweltkontrollen in sieben Provinzen des Landes Ende November gebremst, so dass sie im Vergleich zum Vormonat um 3,2% zurückging.

In den kommenden Wintermonaten wird die chinesische Stahlproduktion wohl saisonbedingt weiter gedrosselt werden. Denn viele Hersteller führen in dieser Zeit ihre jährlichen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durch. Wohl aufgrund des zu erwartenden geringeren Angebots bei einer gleichzeitig robusten Nachfrage hat Baosteel, Chinas größter Stahlproduzent, die Preise für sämtliche Flachstahlprodukte für Januar erhöht. Das Unternehmen gibt damit auch die deutlich gestiegenen Rohmaterialpreise wie zum Beispiel für Kokskohle und Eisenerz an die Endabnehmer weiter.

Der von Metal Bulletin erhobene Eisenerzpreis lag gestern mit 83,4 USD je Tonne auf dem höchsten Stand seit über zwei Jahren. Und für Kokskohle hatten sich japanische Stahlhersteller jüngst mit ihren Lieferanten für das erste Quartal 2017 auf einen Preis von 285 USD je Tonne geeinigt. Im noch laufenden Quartal liegt der Preis bei 200 USD je Tonne, zu Beginn des Jahres musste für Kokskohle "nur" 81 USD je Tonne bezahlt werden.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis schloss gestern bei 18,6 US-Cents je Pfund so niedrig wie zuletzt im Juni. Heute fällt er weiter auf 18,3 US-Cents. Vom 4-Jahreshoch im Herbst hat sich Zucker damit um mehr als 20% verbilligt. Dafür sind nicht nur die inzwischen reduzierten Defizitschätzungen für die laufende Saison 2016/17 verantwortlich. Für die kommende Saison erwarten immer mehr Beobachter zumindest einen kleinen Überschuss am globalen Zuckermarkt.

Gestern meldete sich etwa das Handelshaus Sucden mit der Erwartung einer globalen Rekordproduktion an Zucker in der Saison 2017/18. Diese soll nach zwei Defizitjahren einen Überschuss in Höhe von 1 Mio. Tonnen ermöglichen. Die Defizite der beiden Vorjahre werden auf jeweils 5 Mio. Tonnen beziffert.

Gestern kam hinzu, dass die charttechnisch wichtige 200-Tagelinie nach unten durchbrochen wurde, was wohl weitere Verkäufe auslöste. Wir halten ein niedrigeres Preisniveau als im Herbst für gerechtfertigt, doch halten wir die derzeitige Preiskorrektur für überzogen.

Denn noch sind alle Überschussschätzungen für 2017/18 Zukunftsmusik. Und während bessere asiatische Ernten und wohl auch eine höhere EU-Produktion in der nächsten Saison wahrscheinlich sind, gilt dies für Brasilien möglicherweise nicht. Hier stehen sich ganz unterschiedliche Erwartungen gegenüber. Auch wenn wir nicht zu den Pessimisten gehören, halten wir den Markt auch weiterhin für angespannt genug, um über die nächsten Monate einen Rohzuckerpreis um 20 US-Cents je Pfund zu rechtfertigen.

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