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Edelmetalle Aktuell

04.09.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Das gelbe Metall war in den letzten Tagen praktisch nicht in der Lage, aus der vorhergesagten Handelsspanne zwischen 607,50 $ und 638 $ je Unze auszubrechen.

Anfänglich folgte es dem Ölpreis und dem sinkenden Euro nach unten und erreichte schließlich am Dienstag ein neues 5-Wochentief bei 607 $ je Unze. Dies war ein Minus von rund 15 $ im Vergleich zum vergangenen Freitag.

Spätestens, nachdem der Iran ankündigte, dass er seine nuklearen Ambitionen nicht aufgeben werde, stieg die Notierung dann wieder an. Auch der nicht zuletzt deswegen wieder über 70 $ je Barrel steigende Ölpreis dürfte seinen Beitrag geleistet haben. Mit aktuell 623 $ je Unze handelt das Metall deshalb jetzt wieder fast genau auf dem Wert der Vorwoche.

Es gibt seit einigen Tagen eine Reihe von Gerüchten über sich in jüngster Zeit verstärkende Zentralbankverkäufe. Allerdings gab es hierzu weder eine Erklärung einer einzelnen Zentralbank, noch wurden die Gerüchte durch die wöchentlichen Verlautbarungen der EZB, die üblicherweise einen Einblick in die Aktivitäten der Zentralbanken geben, in irgendeiner Weise bestätigt. Aber selbst wenn die europäischen Notenbanken ihre Abgaben verstärkt haben sollten, bezweifeln wir, dass sie noch das selbstgesetzte 500 Tonnen-Limit für das laufende Jahr des Goldabkommens erreichen werden. Die entsprechende Periode läuft Ende September ab.

Hinzu kommt noch, dass selbst wenn die Zentralbanken ihre Verkäufe verstärkt hätten, dies mittel- bis langfristig eher positiv zu bewerten wäre. Der Grund hierfür ist, dass - vorausgesetzt, die Bundesbank und italienische Zentralbank verkaufen weiter kein Gold - den Unterzeichnerländern früher als ursprünglich vom Markt erwartet das für Verkäufe vorgesehene Gold ausgehen dürfte.

Was mittelfristig wie ein Rezept für höhere Preise aussieht, muss aber nicht notwendigerweise schon in den nächsten Tagen zu steigenden Notierungen führen. Angesichts dessen, dass das Gold aktuell in der Nähe einiger wichtiger Chartpunkte handelt, rechnen wir in den nächsten Tagen eher mit einer Konsolidierung oder, wenn die Unterstützung nicht hält, sogar mit fallenden Kursen. Die oben bereits erwähnten positiven Faktoren Iran, Inflation und weitere Zinsentwicklung dürften hieran zunächst wenig ändern.

Im Falle eines Einbruchs bei den Kursen wären die Tiefstkurse dieser Woche erneut das Ziel. Auch eine solche Bewegung wurde allerdings das fundamentale Bild nicht ändern und der langfristig positive Ausblick bliebe weiter intakt.

In diesen Tagen vergeht keine Woche, ohne dass es nicht zu neuen Nachrichten über Übernahmen oder Zusammenschlüsse in den Minenindustrie käme. In dieser Woche waren es wieder einmal die Goldminengesellschaften, die für Schlagzeilen sorgten, nachdem die Goldcorp Inc. ein 8,6 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot für Glamis Gold Ltd. abgegeben hatte. Beide Firmen waren bisher vorwiegend nur Marktexperten bekannt, in Zukunft dürfte es sich allerdings lohnen, den Namen der neuen "Goldcorp" im Hinterkopf zu behalten: Immerhin handelt es sich bei dem neuen Unternehmen dann um den viertgrößten Goldproduzenten der Welt mit einer Produktion von ungefähr 2,3 Millionen Unzen pro Jahr. Die Firma verfügt über 40 Millionen Unzen Reserven und startet mit einem kombinierten Börsenwert von über 21 Milliarden Dollar.


  • Silber

Silber fuhr in dieser Woche Achterbahn: Am Montag startete es noch bei über 12,40 $ je Unze, aber als dann der Goldpreis relativ rasch einbrach, fiel es bis zum Dienstagnachmittag auf einen Tiefstkurs bei nur noch 11,80 $ je Unze zurück. Diesen wichtigen Chartpunkt konnte das Metall allerdings halten, ein Umstand, die umgehend Schnäppchenjäger unter den Spekulanten und industriellen Verbrauchern anlockte. Als Folge davon stieg das weiße Metall innerhalb von wenigen Stunden wieder über 12 $ je Unze an. Die Rallye setzte sich anschließend fort, bis das Metall gestern dann den Höchstkurs von 12,83 $ je Unze erreichte und damit das höchste Niveau der letzten drei Monate. An der New-Yorker COMEX erreichte es sogar kurzzeitig 13 $ je Unze und damit eine psychologisch durchaus wichtige Marke. Trotz dieses Erfolgs kam es danach erst einmal zu leichten Gewinnmitnahmen, welche die aktuellen Kurse bei 12,70 $ je Unze brachten.

Das Metall muss nun das jetzige Niveau halten, anderenfalls könnte es bis auf 12,60, oder im Extremfall sogar auf 12,- $ je Unze zurückfallen. Dabei muss sicher auch berücksichtigt werden, dass die fundamentale Verfassung des Silbers im Vergleich zu Gold und besonders zu Platin weit weniger gut aussieht. Im Gegensatz zu diesen beiden Metallen scheint der Erfolg des Silbers nämlich in viel stärkerem Maße ausschließlich auf Investments zu beruhen. Solange sich die anderen Metalle aber auf dem jeweils hohen Niveau halten können, gibt es für übertriebene Kursängste noch keinen Grund. Silber wird sicher nicht als einziges Metall den allgemeinen Trend verlassen und deutlich an Wert verlieren.

Bei diesem Metall eher seltene Gerüchte über Zentralbankverkäufe, die in dieser Woche den Preisverfall auf 11,80 $ je Unze beschleunigt hätten, haben sich zunächst nicht bestätigt. Ohnehin ist die Anzahl der Zentralbanken, die im Silbermarkt aktiv werden könnten, außerordentlich klein und beschränkt sich im Prinzip auf ein oder zwei Institutionen in Südamerika und eine vergleichbare Anzahl von asiatischen Adressen.

Die oben genannten Kursgewinne, die in den letzten 48 Stunden verzeichnet werden konnten, wurden auch durch Meldungen gestützt, nach denen der Absatz des in New York gehandelten Silber-ETFs die 100 Millionen Unzen-Grenze überschritten habe.

Außerdem gab es Berichte nach denen die mexikanische Silberproduktion im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 18,3 Prozent gefallen sei. Im genannten Monat produzierte das Land noch ungefähr 182 Tonnen des weißen Metalls. Mexiko ist nach Peru das weltweit zweitgrößte Produzentenland.

Und nicht zuletzt waren es auch wieder einmal die steigenden Notierungen für die NE-Metalle, die das weiße Metall antrieben. So stieg der Preis für Kupfer am gestrigen Donnerstag durch Käufe von Fonds um fast 3,5 Prozent auf 7.400 $ je Tonne, und dies obwohl ein Ende des fast dreiwöchigen Streiks in Südamerikas größte Kupfermine Escondida in Aussicht gestellt worden war.


  • Platin

Das weiße Metall fiel noch am letzten Freitag um 0,5 Prozent auf 1.218 $ je Unze zurück. Aber schon in den ersten zwei Tagen der neuen Woche konnte es sich dem Druck der fallenden Preise für Gold und Silber, die vorübergehend beide, zum Teil dramatische Verluste erlitten, weitgehend entziehen.

Dabei war Platin in dieser Woche nicht nur ein Trendfolger: Eine Reihe von Interviews mit Industrievertretern beleuchtete die immer noch zunehmende Bedeutung der Platinmetalle für die Automobilindustrie. Es kann kaum einen Zweifel daran geben, dass diese Bemerkungen auch die Aufmerksamkeit von eher spekulativen Adressen weckten, die in der Folge die eine oder andere Unze gekauft haben könnten.

Wir können den in der Presse geäußerten Einschätzungen nur zustimmen und bleiben deshalb für das weiße Metall auch in Zukunft positiv gestimmt. Dies heißt nicht, dass der Preis nicht zu irgendeinem Zeitpunkt auch einmal zwei bis fünf Prozent fallen kann, an dem insgesamt aber geringen Rückschlagspotenzial würde dies nichts ändern.

Nicht zuletzt deshalb sollte jede größere Korrektur des Metallpreises dazu genutzt werden, zukünftigen Bedarf preislich abzusichern, entweder durch das Abschließen von Termingeschäften, oder die Nutzung von (im Moment vergleichsweise teuren) Optionen.

Die einzige Entlastung beim Platinverbrauch und damit für den Preis könnte von der Schmuckindustrie kommen, da deren Nachfrage im Vergleich zu jener anderer industrieller Anwender vergleichsweise preissensitiv ist. Höhere Notierungen könnten hier den Absatz weiter unter Druck setzen und zu einer zunehmenden Substitution durch Palladium führen. Die Hoffnung der anderen industriellen Anwender, dass dies so passiert, erscheint nicht unberechtigt: In Japan zum Beispiel ist die Schmucknachfrage seit dem Jahr 2002 von 23,4 auf 17,1 Tonnen im vergangenen Jahr gefallen. Demgegenüber stehen dann aber Zahlen, nach denen z.B. alleine die Nachfrage nach Platin aus der Lkw-Industrie in nächster Zeit um über 20 Tonnen pro Jahr steigen könnte.

Derartige Veränderungen passieren nicht über Nacht, trotzdem heben wir unsere Vorhersage für die Handelsspanne in der nächsten Woche um 25,- Dollars auf 1.225 $ - 1.275 $ je Unze an. Und während das Platin sicherlich positiv auf einen zukünftig wieder steigenden Goldpreis reagieren würde, sind wir nicht davon überzeugt, dass dies auch in der Gegenrichtung funktioniert. Schon bei Preisen um 1.200 $ je Unze dürfte die industrielle Nachfrage so stark ansteigen, dass sich die Kurse auf bzw. unter diesem Niveau vermutlich nicht lange festsetzen werden.


  • Palladium

Wie von uns erwartet, konnte sich das Palladium den Bewegungen bei den anderen Edelmetallen nicht noch einmal entziehen. Anfänglich fiel es von dem 344er Niveau, auf welchem es noch am letzten Freitag notierte, auf knapp über 330 $ je Unze zurück. Als die anderen Metalle zur Wochenmitte hin wieder nordwärts blickten, folgte ihnen das Palladium auf dem Fuße. Diesmal endete die Rallye allerdings schon bei 342 $ je Unze und damit war es das einzige weiße Metall, das nicht in der Lage war, den Höchstkurs der letzten Woche zum übersteigen.

Trotz der jüngsten (positiven) Nachrichten über die chinesische Schmuckindustrie bleiben wir beim Palladium eher etwas skeptisch. Rein fundamental betrachtet könnte es locker auch 10 bis 15 Prozent unter dem aktuellen Niveau notieren. Auf der anderen Seite ist das Metall aber ein typisches Beispiel für einen relativ kleinen und illiquiden Markt, der unabhängig von den fundamentalen Gegebenheiten durch rein spekulative Aktivitäten (im Moment positiv) beeinflusst werden kann.

Solange die anderen Edelmetalle ihre weitgehend positiv Grundstimmung erhalten, ist deshalb nicht damit zu rechnen, dass sich der Palladiumpreis unter 300 $ je Unze wird stabilisieren können. Aus diesem Grund empfehlen wir industriellen Endverbrauchern auch weiterhin Rückschläge beim Preis für Käufe zu nutzen.


  • Rhodium

Die industrielle Nachfrage für Rhodium hat mit dem Ende der Sommerferien wieder zugenommen. Bis jetzt äußert sich dies noch nicht in einem Preisanstieg, was in erster Linie eine Folge des Abbaus von Vorräten bei Händlern und Banken ist. Die Notierung hat sich nicht zuletzt aus diesem Grund bis jetzt noch nicht von dem Niveau von
4.650 $ je Unze wegbewegt.

Mit Blick auf den nächsten Wochen schließen wir aber nicht aus, dass die erwähnte Nachfrage ultimativ auch zu steigenden Preisen führen wird. Die Bewegung könnte sich noch beschleunigen, falls das Platin aus seiner aktuellen Handelsspanne nach oben ausbräche.

Beim Ruthenium (170 $ je Unze) und dem Iridium (400 $ je Unze) gab es in dieser Woche weiter keine Veränderungen.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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