Edelmetalle Aktuell
11.09.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Auch das gelbe Metall verzeichnete am Anfang starke Gewinne und stieg auf ein neues 3-Wochenhoch bei über 640 $ je Unze am Mittwochmorgen an. Die Gewinne waren in erster Linie eine Folge spekulativer Käufe sowohl in Japan, wie auch in den Vereinigten Staaten. Unterstützt wurde das Zulegen des Preises durch ein positives charttechnisches Umfeld, denn das Metall durchbrach auf seinem Weg nach oben zwei wichtige Widerstandslinien. Der oben bereits erwähnte Aufschwung der NE-Metall-Preise hat das Seine zu der Entwicklung beigetragen. Hinzu kam aber auch, dass die physische Nachfrage in Indien endlich einmal zulegte, ferner, dass die OECD vor steigenden Arbeitskosten in den USA warnte. Diese Meldung ließ Inflationsbefürchtungen wieder aufleben.
Im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten war die Preisrallye dieses Mal nicht von den klassisch positiven Faktoren beeinflusst. Im Gegenteil, der Dollar stieg statt dessen gegenüber dem Euro, der Ölpreis fiel deutlich und außerdem gab es keine weiteren Meldungen aus dem Mittleren Osten, die auf eine nochmalige Verschärfung der dortigen Lage hin gedeutet hätten.
Während das Metall, wie beschrieben, die zuvor genannten Einflüsse anfänglich noch ignorieren konnte, gewannen sie dann doch noch die Oberhand, als die Spekulanten anfingen, in der Nähe der Höchstkurse Nerven zu zeigen. Zunächst fiel das Gold nur leicht zurück, aber als es die vorherigen Widerstands- und jetzigen Unterstützungslinien durchbrach, kam es in der Folge zu einem Dammbruch. Das gelbe Metall verlor innerhalb einer Stunde fast 20 $, bevor es sich wieder stabilisieren konnte. Eine zweite Verkaufswelle brachte dann Freitag noch einmal niedrigeren Kurse und einen Tiefstkurs von nur noch 606,15 $ je Unze.
Im weiteren Verlauf hängt nun alles davon ab, ob die Marke von 606 $ verteidigt werden kann. Dies ist das Niveau, auf dem das Metall in den letzten vier Wochen gleich dreimal die Trendwende geschafft hat. Angesichts dessen, dass es zumindest kurzfristig auf der fundamentalen Seite nicht allzu viel Unterstützung gibt, sind wir nicht davon überzeugt, dass ein weiterer - dann der vierte - Versuch, das Metall nach unten zu drücken, erfolgreich verhindert werden kann. Sollte die Unterstützungslinie fallen, ist ein Test der psychologisch wichtigen Marke von 600 $ praktisch nicht zu vermeiden. Sollte auch dieses Niveau am Ende nicht halten, liegen die nächsten Kursziele dann bei 594 $, bzw. im schlimmsten Fall bei 584 $ je Unze. Auch wenn wir langfristig betrachtet für das gelbe Metall aus fundamentalen Gründen durchaus positiv eingestellt sind, hat die Entwicklung dieser Woche das Vertrauen der Anleger mit Sicherheit wieder einmal stark erschüttert. Und sie weist auch noch auf eine andere Gefahr hin: Ein Großteil der Anlagen in Gold ist in den vergangenen 24 Monaten indirekt durch Investments in Produkte auf Rohstoffindizes vorgenommen worden. Diese werden vor allem aber von verschiedenen Energieformen dominiert, das Gold spielt in ihnen nur eine untergeordnete Rolle. Für den vergleichsweise kleinen Goldmarkt war aber selbst dieser geringe Prozentsatz in den letzten beiden Jahren eine wichtige Unterstützung. Wenn sich dann, wie im Moment, Anleger angesichts des Preisverfalls von Öl in großem Stil aus den Anlagen verabschieden, leidet das Gold automatisch mit und dies unabhängig von seiner vielleicht gar nicht so schlechten fundamentalen Ausgangslage.
Der oben beschriebene Umstand beschreitet deutlich, dass mit einer Loslösung des Goldpreises vom Öl auch in nächster Zeit nicht zu rechnen sein wird. Neben dem Öl bleibt auch der Dollar ein wichtiger Wegweiser für das gelbe Metall. Solange er sich entgegen vieler Analystenprognosen unter 1,30 halten kann, ist es wenig wahrscheinlich, dass sich das Gold in absehbarer Zeit in Richtung auf das Jahreshoch bei 730 $ je Unze bewegen wird.
Zu Beginn dieser Woche folgte das Silber vor allem dem Gold auf dessen Weg nach oben und stieg auf ein neues Viermonatshoch bei 13,28 $ je Unze an. Verglichen mit dem Tiefstkurs der letzten Woche hatte es in diesem Moment über 10 Prozent zugelegt. Das spekulative Interesse ließ aber in der Nähe der Höchstkurse wie schon beim Gold deutlich nach. Industrielle Endverbraucher hatten zu diesem Zeitpunkt schon lange kein Kaufinteresse mehr gezeigt.
Angesichts dessen, dass es in dieser Woche keinerlei unterstützende, fundamentale Nachrichten gab, hatte der Markt mit dem Silber in der zweiten Wochenhälfte leichtes Spiel. Rasch folgte es dem Gold und dem Palladium in den Abgrund und wie oft angesichts des relativ kleinen Marktes und seines stark spekulativen Charakters fielen die Preisbewegungen beim Silber prozentual betrachtet weit stärker aus als zum Beispiel beim Gold.
Die negative Entwicklung wurde wie auch schon beim Gold auf dem Weg nach unten noch zusätzlich gefördert durch das Durchbrechen etlicher charttechnischer Unterstützungslinien. Auch andere Indikatoren schalteten dabei auf Rot. Am Ende fiel der Preis sogar kurz unter die Marke von 12 $ je Unze, bis zum Wochenschluss in New York erholte er sich dann um gerade einmal 10 Cents.
Für die kommende Woche erwarten wir keine wesentliche Veränderung, auch weiterhin wird das Gold die Richtung vorgeben. Fundamental betrachtet hängt das weiße Metall sehr viel mehr als das gelbe vom Vorhandensein teils spekulativer Nachfrage von Anlegern, zum Beispiel nach dem in New York an der Börse notierten ETF ab. Sollte diese Nachfrage wegbrechen, glauben wir nicht, dass das momentane Niveau, bzw. auch nicht die Unterstützung bei 11,90 $ verteidigt werden kann. Technisch gesehen lägen in einem solchen Fall dann die nächsten Unterstützungslinien bei 11,60 $ und schließlich bei 11,20 $ je Unze.
Auf der anderen Seite der Handelsspanne sehen wir wie bei Gold und Palladium für die nächste Zeit keine Möglichkeit zu den Höchstkursen dieser Woche zurückzukehren, weil einerseits zahlreiche Investoren durch Vorgänge in dieser Woche verschreckt worden sein dürften und andererseits viele Abnehmer aus der Industrie auf noch niedrigere Preisen warten dürften.
Das weiße Metall startete in dieser Woche relativ ruhig knapp über der Marke von 1.245 $ je Unze. Dies war im Vergleich zum Schlusskurs des letzten Freitags nahezu unverändert. Die Situation wandelte sich dann am Dienstagmorgen im japanischen Markt: Berichte, dass die chinesische Schmucknachfrage in letzter Zeit wieder zugenommen hätte und Meldungen über ein Feuer in der Schmelze des drittgrößten südafrikanischen Platinmetallproduzenten Lonmin haben zu Käufen geführt, die am Ende am Mittwoch das Wochenhoch bei 1.270 $ je Unze brachten. Dieses war die höchste Notierung seit Mitte Mai. Neben den genannten Faktoren gab es aber auch charttechnische Gründe, warum das Platin angestiegen ist: Speziell das Durchbrechen der Marke von 1.250 $ je Unze, hatte hier einen positiven Einfluss.
Hilfreich dürfte auch gewesen sein, dass die amerikanische Börsenaufsicht in ihrem wöchentlichen Bericht über eine Abnahme der spekulativen Pluspositionen von Fonds berichtete. Dieser Umstand reduziert normalerweise das Risiko eines größeren Ausverkaufs. Das Schließen eines Teils der Förderung des in Montana beheimateten Palladiumproduzenten Stillwater als Folge von Buschbränden dürfte zwar keinen direkten Einfluss auf die Platinpreis gehabt haben, psychologisch gesehen wird diese Meldung allerdings dem gesamten Platinmetallkomplex sicher geholfen haben.
Der extreme Kursverfall bei Gold und Silber gegen Ende der Woche hat dann seine Spuren auch bei den Platinmetallen hinterlassen. Auch sie wurden nämlich ein Opfer von Gewinnmitnahmen. Als Folge davon fiel der Platinpreis um zwei Prozent auf 1.245 $ je Unze, bevor er sich zum ersten Mal wieder stabilisieren konnte. Wie sich später herausstellte, gab es auf diesem Niveau nur vorübergehende Unterstützung, eine weitere Verkaufsrunde drückte das Metall am Freitagnachmittag schließlich auf 1.220 $ je Unze.
Mit diesem Verlust hat das Platin vergleichsweise gut abgeschnitten und einer der Gründe für diese Entwicklung ist sicherlich der unmittelbare Anstieg der industriellen Nachfrage nach dem beschriebenen Preisverfall.
Wir schließen jetzt nicht aus, dass das Platin noch weiter fällt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Gold, Silber, Öl und auch der Dollar allesamt für die nächste Woche noch negative Vorzeichen setzen könnten.
Allerdings glauben wir nicht, dass angesichts der wachsenden industriellen Nachfrage, der Preis über einen langen Zeitraum unter 1.200 $ je Unze bleiben wird. Vielmehr scheint es noch nicht einmal sicher, dass Notierung überhaupt unter dieses Niveau fällt. Industriellen Endverbrauchern empfehlen wir deshalb, schon von dem aktuellen Niveau aus gesehen über abgestufte Kaufprogramme nachzudenken.
Auch das Palladium setzte zu Beginn dieser Woche seinen positiven Trend fort, der schon am letzten Dienstag auf einem Niveau von 330 $ je Unze begann. Am Mittwoch erreichte das Metall schließlich einen Höchstkurs bei 355 $ je Unze, dies war der höchste Wert seit Anfang Juni.
In dieser Region trocknete das spekulative Interesse dann aber völlig aus und angesichts des gleichzeitigen Desinteresses industrielle Abnehmer fehlte auf einmal jegliche Unterstützung für das weiße Metall. Es war deshalb nicht wirklich eine Überraschung, dass sich der Wind rasch drehte und das Palladium Gold und Silber auf deren Weg nach unten folgte. An einer Stelle hatte das Metall am Freitag mehr als 12 Prozent an Wert verloren und der Absturz endete erst am Nachmittag des europäischen Handelstages bei rund 310 $ je Unze.
Auf diesem Niveau kamen die Schnäppchenjäger unter den Spekulanten wieder zurück auf den Markt, gleichzeitig haben wir aber auch ein starkes Ansteigen des industriellen Kaufinteresses aus China beobachtet. Dieses Metall endet mit größter Wahrscheinlichkeit in der dortigen Schmuckindustrie.
Der direkte Anstieg des Kaufinteresses ist ein Zeichen dafür, dass das Metall noch immer positive Emotionen auslösen kann, obwohl es sich, anderes als das Platin, in einer vergleichsweise schwachen, fundamentalen Verfassung befindet. Wie schon bei jenem Metall auch glauben wir für Palladium aber erst recht nicht, dass es sich vom allgemeinen und aktuell negativen Trend auf den Rohstoffmärkten abkoppeln kann. Im Falle, dass die anderen Metalle noch deutlich an Wert verlieren, könnte deshalb auch das Palladium am Ende noch die Marke von 300 $ je Unze knacken. Spätestens, wenn die Preise aber unter dieses Niveau fallen, sind wir der Meinung, dass es Zeit ist für erste Eindeckungen.
Die industrielle Nachfrage nach Rhodium hat in jüngster Zeit deutlich zugenommen und zuletzt hat nun auch der Preis auf dieses Kaufinteresse reagiert. Dieses kam dabei nicht aus einer bestimmten Industrie oder Region, sondern war vergleichsweise vielfältig. Der Preis stieg dabei um mehr als 100 $ auf 4.775 $ je Unze an, gegen Euro handelt das Metall jetzt bei deutlich über 120 € je Gramm.
Wir erwarten, dass der Wert des Rhodiums nun noch weiter steigen wird. Ein Kassapreis von 5.000 $ je Unze erscheint für die nächsten ein bis zwei Wochen nicht völlig ausgeschlossen.
Die Märkte für Ruthenium (170 $ je Unze) und Iridium (400 $ je Unze) haben auf den Anstieg des, Rhodiums noch nicht reagiert, auch wenn wir insbesondere beim Ruthenium einen leichten Anstieg des industriellen Kaufinteresses beobachten konnten.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Auch das gelbe Metall verzeichnete am Anfang starke Gewinne und stieg auf ein neues 3-Wochenhoch bei über 640 $ je Unze am Mittwochmorgen an. Die Gewinne waren in erster Linie eine Folge spekulativer Käufe sowohl in Japan, wie auch in den Vereinigten Staaten. Unterstützt wurde das Zulegen des Preises durch ein positives charttechnisches Umfeld, denn das Metall durchbrach auf seinem Weg nach oben zwei wichtige Widerstandslinien. Der oben bereits erwähnte Aufschwung der NE-Metall-Preise hat das Seine zu der Entwicklung beigetragen. Hinzu kam aber auch, dass die physische Nachfrage in Indien endlich einmal zulegte, ferner, dass die OECD vor steigenden Arbeitskosten in den USA warnte. Diese Meldung ließ Inflationsbefürchtungen wieder aufleben.
Im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten war die Preisrallye dieses Mal nicht von den klassisch positiven Faktoren beeinflusst. Im Gegenteil, der Dollar stieg statt dessen gegenüber dem Euro, der Ölpreis fiel deutlich und außerdem gab es keine weiteren Meldungen aus dem Mittleren Osten, die auf eine nochmalige Verschärfung der dortigen Lage hin gedeutet hätten.
Während das Metall, wie beschrieben, die zuvor genannten Einflüsse anfänglich noch ignorieren konnte, gewannen sie dann doch noch die Oberhand, als die Spekulanten anfingen, in der Nähe der Höchstkurse Nerven zu zeigen. Zunächst fiel das Gold nur leicht zurück, aber als es die vorherigen Widerstands- und jetzigen Unterstützungslinien durchbrach, kam es in der Folge zu einem Dammbruch. Das gelbe Metall verlor innerhalb einer Stunde fast 20 $, bevor es sich wieder stabilisieren konnte. Eine zweite Verkaufswelle brachte dann Freitag noch einmal niedrigeren Kurse und einen Tiefstkurs von nur noch 606,15 $ je Unze.
Im weiteren Verlauf hängt nun alles davon ab, ob die Marke von 606 $ verteidigt werden kann. Dies ist das Niveau, auf dem das Metall in den letzten vier Wochen gleich dreimal die Trendwende geschafft hat. Angesichts dessen, dass es zumindest kurzfristig auf der fundamentalen Seite nicht allzu viel Unterstützung gibt, sind wir nicht davon überzeugt, dass ein weiterer - dann der vierte - Versuch, das Metall nach unten zu drücken, erfolgreich verhindert werden kann. Sollte die Unterstützungslinie fallen, ist ein Test der psychologisch wichtigen Marke von 600 $ praktisch nicht zu vermeiden. Sollte auch dieses Niveau am Ende nicht halten, liegen die nächsten Kursziele dann bei 594 $, bzw. im schlimmsten Fall bei 584 $ je Unze. Auch wenn wir langfristig betrachtet für das gelbe Metall aus fundamentalen Gründen durchaus positiv eingestellt sind, hat die Entwicklung dieser Woche das Vertrauen der Anleger mit Sicherheit wieder einmal stark erschüttert. Und sie weist auch noch auf eine andere Gefahr hin: Ein Großteil der Anlagen in Gold ist in den vergangenen 24 Monaten indirekt durch Investments in Produkte auf Rohstoffindizes vorgenommen worden. Diese werden vor allem aber von verschiedenen Energieformen dominiert, das Gold spielt in ihnen nur eine untergeordnete Rolle. Für den vergleichsweise kleinen Goldmarkt war aber selbst dieser geringe Prozentsatz in den letzten beiden Jahren eine wichtige Unterstützung. Wenn sich dann, wie im Moment, Anleger angesichts des Preisverfalls von Öl in großem Stil aus den Anlagen verabschieden, leidet das Gold automatisch mit und dies unabhängig von seiner vielleicht gar nicht so schlechten fundamentalen Ausgangslage.
Der oben beschriebene Umstand beschreitet deutlich, dass mit einer Loslösung des Goldpreises vom Öl auch in nächster Zeit nicht zu rechnen sein wird. Neben dem Öl bleibt auch der Dollar ein wichtiger Wegweiser für das gelbe Metall. Solange er sich entgegen vieler Analystenprognosen unter 1,30 halten kann, ist es wenig wahrscheinlich, dass sich das Gold in absehbarer Zeit in Richtung auf das Jahreshoch bei 730 $ je Unze bewegen wird.
- Silber
Zu Beginn dieser Woche folgte das Silber vor allem dem Gold auf dessen Weg nach oben und stieg auf ein neues Viermonatshoch bei 13,28 $ je Unze an. Verglichen mit dem Tiefstkurs der letzten Woche hatte es in diesem Moment über 10 Prozent zugelegt. Das spekulative Interesse ließ aber in der Nähe der Höchstkurse wie schon beim Gold deutlich nach. Industrielle Endverbraucher hatten zu diesem Zeitpunkt schon lange kein Kaufinteresse mehr gezeigt.
Angesichts dessen, dass es in dieser Woche keinerlei unterstützende, fundamentale Nachrichten gab, hatte der Markt mit dem Silber in der zweiten Wochenhälfte leichtes Spiel. Rasch folgte es dem Gold und dem Palladium in den Abgrund und wie oft angesichts des relativ kleinen Marktes und seines stark spekulativen Charakters fielen die Preisbewegungen beim Silber prozentual betrachtet weit stärker aus als zum Beispiel beim Gold.
Die negative Entwicklung wurde wie auch schon beim Gold auf dem Weg nach unten noch zusätzlich gefördert durch das Durchbrechen etlicher charttechnischer Unterstützungslinien. Auch andere Indikatoren schalteten dabei auf Rot. Am Ende fiel der Preis sogar kurz unter die Marke von 12 $ je Unze, bis zum Wochenschluss in New York erholte er sich dann um gerade einmal 10 Cents.
Für die kommende Woche erwarten wir keine wesentliche Veränderung, auch weiterhin wird das Gold die Richtung vorgeben. Fundamental betrachtet hängt das weiße Metall sehr viel mehr als das gelbe vom Vorhandensein teils spekulativer Nachfrage von Anlegern, zum Beispiel nach dem in New York an der Börse notierten ETF ab. Sollte diese Nachfrage wegbrechen, glauben wir nicht, dass das momentane Niveau, bzw. auch nicht die Unterstützung bei 11,90 $ verteidigt werden kann. Technisch gesehen lägen in einem solchen Fall dann die nächsten Unterstützungslinien bei 11,60 $ und schließlich bei 11,20 $ je Unze.
Auf der anderen Seite der Handelsspanne sehen wir wie bei Gold und Palladium für die nächste Zeit keine Möglichkeit zu den Höchstkursen dieser Woche zurückzukehren, weil einerseits zahlreiche Investoren durch Vorgänge in dieser Woche verschreckt worden sein dürften und andererseits viele Abnehmer aus der Industrie auf noch niedrigere Preisen warten dürften.
- Platin
Das weiße Metall startete in dieser Woche relativ ruhig knapp über der Marke von 1.245 $ je Unze. Dies war im Vergleich zum Schlusskurs des letzten Freitags nahezu unverändert. Die Situation wandelte sich dann am Dienstagmorgen im japanischen Markt: Berichte, dass die chinesische Schmucknachfrage in letzter Zeit wieder zugenommen hätte und Meldungen über ein Feuer in der Schmelze des drittgrößten südafrikanischen Platinmetallproduzenten Lonmin haben zu Käufen geführt, die am Ende am Mittwoch das Wochenhoch bei 1.270 $ je Unze brachten. Dieses war die höchste Notierung seit Mitte Mai. Neben den genannten Faktoren gab es aber auch charttechnische Gründe, warum das Platin angestiegen ist: Speziell das Durchbrechen der Marke von 1.250 $ je Unze, hatte hier einen positiven Einfluss.
Hilfreich dürfte auch gewesen sein, dass die amerikanische Börsenaufsicht in ihrem wöchentlichen Bericht über eine Abnahme der spekulativen Pluspositionen von Fonds berichtete. Dieser Umstand reduziert normalerweise das Risiko eines größeren Ausverkaufs. Das Schließen eines Teils der Förderung des in Montana beheimateten Palladiumproduzenten Stillwater als Folge von Buschbränden dürfte zwar keinen direkten Einfluss auf die Platinpreis gehabt haben, psychologisch gesehen wird diese Meldung allerdings dem gesamten Platinmetallkomplex sicher geholfen haben.
Der extreme Kursverfall bei Gold und Silber gegen Ende der Woche hat dann seine Spuren auch bei den Platinmetallen hinterlassen. Auch sie wurden nämlich ein Opfer von Gewinnmitnahmen. Als Folge davon fiel der Platinpreis um zwei Prozent auf 1.245 $ je Unze, bevor er sich zum ersten Mal wieder stabilisieren konnte. Wie sich später herausstellte, gab es auf diesem Niveau nur vorübergehende Unterstützung, eine weitere Verkaufsrunde drückte das Metall am Freitagnachmittag schließlich auf 1.220 $ je Unze.
Mit diesem Verlust hat das Platin vergleichsweise gut abgeschnitten und einer der Gründe für diese Entwicklung ist sicherlich der unmittelbare Anstieg der industriellen Nachfrage nach dem beschriebenen Preisverfall.
Wir schließen jetzt nicht aus, dass das Platin noch weiter fällt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Gold, Silber, Öl und auch der Dollar allesamt für die nächste Woche noch negative Vorzeichen setzen könnten.
Allerdings glauben wir nicht, dass angesichts der wachsenden industriellen Nachfrage, der Preis über einen langen Zeitraum unter 1.200 $ je Unze bleiben wird. Vielmehr scheint es noch nicht einmal sicher, dass Notierung überhaupt unter dieses Niveau fällt. Industriellen Endverbrauchern empfehlen wir deshalb, schon von dem aktuellen Niveau aus gesehen über abgestufte Kaufprogramme nachzudenken.
- Palladium
Auch das Palladium setzte zu Beginn dieser Woche seinen positiven Trend fort, der schon am letzten Dienstag auf einem Niveau von 330 $ je Unze begann. Am Mittwoch erreichte das Metall schließlich einen Höchstkurs bei 355 $ je Unze, dies war der höchste Wert seit Anfang Juni.
In dieser Region trocknete das spekulative Interesse dann aber völlig aus und angesichts des gleichzeitigen Desinteresses industrielle Abnehmer fehlte auf einmal jegliche Unterstützung für das weiße Metall. Es war deshalb nicht wirklich eine Überraschung, dass sich der Wind rasch drehte und das Palladium Gold und Silber auf deren Weg nach unten folgte. An einer Stelle hatte das Metall am Freitag mehr als 12 Prozent an Wert verloren und der Absturz endete erst am Nachmittag des europäischen Handelstages bei rund 310 $ je Unze.
Auf diesem Niveau kamen die Schnäppchenjäger unter den Spekulanten wieder zurück auf den Markt, gleichzeitig haben wir aber auch ein starkes Ansteigen des industriellen Kaufinteresses aus China beobachtet. Dieses Metall endet mit größter Wahrscheinlichkeit in der dortigen Schmuckindustrie.
Der direkte Anstieg des Kaufinteresses ist ein Zeichen dafür, dass das Metall noch immer positive Emotionen auslösen kann, obwohl es sich, anderes als das Platin, in einer vergleichsweise schwachen, fundamentalen Verfassung befindet. Wie schon bei jenem Metall auch glauben wir für Palladium aber erst recht nicht, dass es sich vom allgemeinen und aktuell negativen Trend auf den Rohstoffmärkten abkoppeln kann. Im Falle, dass die anderen Metalle noch deutlich an Wert verlieren, könnte deshalb auch das Palladium am Ende noch die Marke von 300 $ je Unze knacken. Spätestens, wenn die Preise aber unter dieses Niveau fallen, sind wir der Meinung, dass es Zeit ist für erste Eindeckungen.
- Rhodium
Die industrielle Nachfrage nach Rhodium hat in jüngster Zeit deutlich zugenommen und zuletzt hat nun auch der Preis auf dieses Kaufinteresse reagiert. Dieses kam dabei nicht aus einer bestimmten Industrie oder Region, sondern war vergleichsweise vielfältig. Der Preis stieg dabei um mehr als 100 $ auf 4.775 $ je Unze an, gegen Euro handelt das Metall jetzt bei deutlich über 120 € je Gramm.
Wir erwarten, dass der Wert des Rhodiums nun noch weiter steigen wird. Ein Kassapreis von 5.000 $ je Unze erscheint für die nächsten ein bis zwei Wochen nicht völlig ausgeschlossen.
Die Märkte für Ruthenium (170 $ je Unze) und Iridium (400 $ je Unze) haben auf den Anstieg des, Rhodiums noch nicht reagiert, auch wenn wir insbesondere beim Ruthenium einen leichten Anstieg des industriellen Kaufinteresses beobachten konnten.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.