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Dr. Martenson: "Die nächste Krise wird global. Für Edelmetallkäufe ist es dann zu spät."

13.01.2017  |  Mike Gleason
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Die Zentralbanken haben Kurse gefährlich in die Höhe getrieben und jetzt haben sie Angst davor, was geschehen könnte, wenn es zu einer Korrektur kommt. Im Januar 2016 konnten wir den Beginn einer weltweiten Korrektur beobachten und das war ziemlich erschreckend. An den Schwellenmärkten setzte ein Abverkauf ein. Anleihen wurden in großen Mengen abgestoßen. An den Aktienmärkten ging es bergab. Doch dann gab es eine plötzliche Kehrtwende. Es wurde ein winziger Boden gebildet und schon ging es wieder in die andere Richtung.

Das Gleiche geschah beim Brexit. Dieser Moment hätte sehr beängstigend sein sollen, doch plötzlich sagten sich die "Investoren", "ach nein, dass ist ja genau die Kaufgelegenheit, auf die wir alle gewartet haben." Bei der Wahl von Trump wiederholte sich das Ganze. Bis etwa 22.30 Uhr in der Wahlnacht war Hillary Clinton der Sieg praktisch sicher. Gegen 23.00 Uhr wendete sich das Blatt allerdings. In der Nacht um 01.30 Uhr entschieden die "Märkte" dann aus irgendeinem Grund, dass das Wahlresultat das großartigste Ereignis überhaupt war und der Dow Jones legte in den frühen Morgenstunden, in denen wir alle tief und fest schliefen, fast 1.000 Punkte zu.

Man könnte also sagen, dass die Anleger wirklich äußerst heiter und optimistisch werden. Das ist eine Möglichkeit diese Entwicklungen zu interpretieren. Eine andere Möglichkeit ist, sich zu fragen, wer genau um 01:30 Uhr in der Nacht an den Märkten aktiv ist und alles kauft, was er kriegen kann? Ich bin sehr skeptisch gegenüber dem, was wir hier beobachten. Ich denke nicht, dass wir normal funktionierende Märkte sehen. Ich denke nicht, dass wir freie, faire Märkte sehen. Sie werden ganz offensichtlich manipuliert. Das kennen wir ja schon aus Japan.

Das Wall Street Journal hat im letzten Jahr eine sehr gute Studie durchgeführt, die gezeigt hat, dass Japan die ETF-Käufe bevorzugt an den Tagen getätigt hat, an denen die Kurse fielen. Sobald es an den japanischen Märkten zu einem Abverkauf kam, sprang die Bank of Japan ein, druckte frisches Geld und kaufte die ETFs, um ihnen wieder auf ein höheres Niveau zu helfen. Ich glaube nicht, dass diese Strategie nur auf die japanische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank beschränkt ist, die ebenfalls ein solches Verhalten an den Tag legt.

Ich schätze, wir leben in einer Zeit, in der fallende Märkte die zentralen Behörden in Angst und Schrecken versetzen. Vielleicht beginnen die Investoren, sich darauf zu verlassen. Meiner Meinung nach ist das Vertrauen, das derzeit zum Ausdruck kommt, völlig unangebracht, denn die Geschichte ist eindeutig. Es muss eine Beziehung zwischen dem Preis einer Wertanlage und dem zugrundeliegenden, strukturellen Zustand der Dinge bestehen, die die Wertanlage repräsentieren soll. Keine dieser strukturellen Gegebenheiten, über die Sie und ich seit Jahren reden, wurde in Ordnung gebracht. Die Probleme existieren nach wie vor.


Mike Gleason: Ist es denn möglich, die Märkte auf ewig weiter zu managen, die Aktienkurse zu unterstützen und die Edelmetallpreise nach unten zu drücken oder wird diese Taktik eines Tages ihre Wirksamkeit verlieren?

Chris Martenson: Nun, letzten Endes werden sie ihre Wirksamkeit wohl verlieren, aber ich schätze, wir sind mittlerweile an einen Punkt gelangt, an dem das in einem echten Blutbad enden wird. Es wird sehr schnell vorbei sein. Die Märkte sind alle extrem eng miteinander verwoben. Meine Lieblingsereignisse 2015 und 2016 waren die Mini-Flashcrashes, die wir an so großen Märkten wie dem britischen Pfund, dem US-Dollar und dem US-Treasury-Markt beobachten konnten. Wir haben an diesen Märkten Kursbewegungen gesehen, die sechs, sieben, acht oder sogar neun Sigma entsprechen. Das bedeutet, dass diese Kursbewegungen, wenn es sich um normale Ereignisse im Lauf der Geschichte handeln würde, nur einmal in mehreren Millionen oder Milliarden Jahren auftreten würden.

Diese wirklich ungewöhnlichen Schwankungen sind heute allerdings Teil der Marktlandschaft und entstehen, weil die Märkte hochgradig miteinander vernetzt sind. Diese Marktstruktur ist etwas völlig Neues. Viele Menschen sehen sie sich an und sagen, "Jetzt ist das System widerstandsfähiger, weil stärker vernetzte und miteinander verbundene Märkte den Behörden mehr Möglichkeiten geben, in das Geschehen einzugreifen". Damit haben sie vollkommen recht.

Gleichzeitig bedeutet das jedoch, dass sie dafür sorgen können, dass sich die Kurse weiter und weiter von einem Gleichgewicht oder dem realen Wert entfernen. Nichts kann ewig steigen, es sei denn, wir glauben an die vier gefährlichsten Worte im Investmentbusiness: "Diesmal ist es anders." Wenn wir das nicht glauben wollen, müssen wir die Tatsache einräumen, dass die zentralen Planungsbehörden nichts anderes getan haben, als faire Bewertungen in weite Ferne zu rücken. Die Umkehr wird eines Tages kommen, aber aufgrund der heutigen Marktstruktur wird sie sehr, sehr schnell geschehen.


Mike Gleason: Nichts kann für immer steigen. Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Sie haben kürzlich auf Peak Prosperity einen hervorragenden Artikel darüber geschrieben, wie lächerlich hoch unsere Schulden im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt geworden sind und deutlich gemacht, dass die Schulden nicht auf ewig weiter anwachsen können. Eines Tages wird der Turm einstürzen. Sie sprechen davon, dass all das in Zukunft ein äußert unangenehmes Ende nehmen wird und bezeichnen dies als mathematische Gewissheit. Erklären Sie uns das etwas genauer.

Chris Martenson: Ja, das ist eine absolute Gewissheit. Wenn Sie Schulden sagen, denken viele Leute an Staatsschulden. Es stimmt, dass die US-Regierung viele Anleihen herausgegeben hat, deren Wert sich mittlerweile auf fast 20 Billionen Dollar beläuft. Das sind allerdings nur die staatlichen Schulden. Wir haben zudem noch Unternehmensschulden, Schulden auf Ebene der Bundesstaaten und Privatverschuldung, einschließlich Autokrediten, Studienkrediten usw.

Zusätzlich haben wir noch all die Zahlungsverpflichtungen. In Illinois sind die Rentenfonds der Lehrer, Feuerwehrleute und Polizisten beispielsweise so unterfinanziert, dass die Steuerzahler von Illinois künftig zweistellige Milliardenbeträge aufbringen müssen, nur um diese Ausgaben zu decken. Wir können das fast schon zu den Schulden dazurechnen.


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