Dr. Martenson: "Die nächste Krise wird global. Für Edelmetallkäufe ist es dann zu spät."
13.01.2017 | Mike Gleason
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Wir haben etwas Ähnliches schon einmal erlebt, als sich die Edelmetallpreise in kurzer Zeit deutlich änderten und Silber sechs oder acht Wochen lang nicht verfügbar war, obwohl die Kursbewegungen relativ gering waren. Zudem haben damals nur die Silberbugs gekauft und verkauft, d. h. ein winziger Bruchteil der Gesellschaft. Wenn aber erst einmal 50% der Bevölkerung eines Landes entscheiden, dass sie etwas Bestimmtes besitzen wollen, dann wird es äußerst schwierig. Die beste Zeit zur Vorbereitung ist also vor dem Beginn einer Krise. Wenn sie einmal ihren Lauf nimmt, dann viel Glück. So sehe ich das jedenfalls. Ich denke, dass wir einfach geduldig sein müssen. Das große Risiko bei dieser Sache ist, dass "die anderen" gewinnen könnten. Ich meine damit, dass sie sagen werden, "Wir müssen auf digitale Währungen umsteigen. Wir wollen sicherstellen, dass alles rein elektronisch abläuft. Wir lieben das, weil wir so alles nachvollziehen können, was Sie tun. Wir können alles überwachen. Wir können Ihnen jederzeit Negativzinsen auferlegen. Wir können Sie mit unseren Schaltern und Tasten kontrollieren."
Das ist die Welt, die von einigen angestrebt wird. Ich persönlich glaube nicht, dass es soweit kommen wird, deswegen habe ich mich stark mit echten Vermögenswerten abgesichert. Es besteht dennoch das Risiko, dass dieses Szenario auf die eine oder andere Weise Realität wird. Man sollte sich dessen also unbedingt bewusst sein.
Mike Gleason: 2016 war fraglos ein ereignisreiches Jahr. Wir hatten den Brexit und dann das Spektakel der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten. Die Märkte kämpften eine Zeit lang mit der Möglichkeit des Zusammenbruchs einer der wichtigsten europäischen Banken, denn sowohl für die Deutsche Bank als auch für die Credit Suisse sah es gar nicht gut aus. Die italienische Regierung arbeitet gerade an der Rettung der nächsten Großbank.
Ein Großteil dessen scheint schon wieder vergessen zu sein, jetzt da der Dow Jones kurz davor steht, die 20.000-Punkte-Linie zu durchbrechen. Bevor wir zum Ende des Interviews kommen, Chris - worüber werden die Leute Ihrer Meinung nach in einem Jahr reden?
Chris Martenson: Ich denke, wir werden über die guten, alten Zeiten sprechen. Die Märchen, die uns erzählt werden, um die Kursgewinne an den Börsen zu erklären, sind meiner Ansicht nach genau das - reine Märchen. Postfaktische Versuche, eine Sache zu erklären und ihr einen Sinn zu verleihen. Sie sind nicht stichhaltig. Um es ganz deutlich zu sagen: Ich glaube nicht, dass der Präsident, ganz gleich, wer es ist, großen Einfluss auf die Wirtschaft hat.
Ich mag es nicht, wenn die Leute sagen, "Schau dir die aktuelle Arbeitslosenquote an. Das haben wir Obama zu verdanken." Er hatte damit nichts zu tun. Der Präsident hat mit diesen Entwicklungen allgemein sehr wenig zu tun. Ich denke, dass Trump ein paar Kleinigkeiten umsetzen kann, aber selbst wenn er eine Billion Dollar in die Infrastruktur investiert, müssen wir eines klarstellen:
Wenn wir eine alte Brücke durch eine neue ersetzen, haben wir dort, wo zuvor eine Brücke war, immer noch eine Brücke. Die Folgewirkung für das allgemeine Wachstum ist gleich Null. Es handelt sich schlicht um einen Austausch. Verstehen Sie mich nicht falsch, in den USA gibt es mehr als genug, das ersetzt werden müsste. Ich finde das gut, aber die Idee, dass diese Erneuerungen zu nachhaltigem Wachstum führen werden, kann ich nicht nachvollziehen.
Nachhaltiges Wirtschaftswachstum entsteht normalerweise durch Faktoren wie niedrige Energiekosten und höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung. All das vermisse ich 2017. Ich denke, dass die Leute aufwachen und erkennen werden, dass Trump die Nation spaltet. Um die Umsetzung jeglicher Steuerreformen wird er kämpfen müssen. Was den Handel anbelangt wird er praktisch um jeden einzelnen Punkt kämpfen müssen und diese Auseinandersetzungen werden äußerst langwierig sein. Er hat keinen magischen Zauberstab, mit dem er alles nach seinem Willen ändern kann. Die Politik ist ein großes, komplexes Spiel und es geht immer alles langsamer, als die Leute erwarten. Ich glaube nicht, dass es diesmal anders wird.
Noch vor Ende des Jahres 2017 werden wir meiner Einschätzung nach auch über den Ausbruch von mehr militärischen Auseinandersetzungen bzw. einer Art Krieg sprechen. Die geopolitischen Spannungen sind derzeit extrem stark. Ich denke, das wird in Zukunft auch zu sehr hohen Ölpreisen führen.
Mike Gleason: Chris, ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Zeit und die Einblicke, die Sie mit uns geteilt haben. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Buch. Bevor wir uns verabschieden, sagen Sie doch kurz noch einige Worte zu Peak Prosperity und wie unsere Zuhörer und Leser das Buch bestellen können, das Sie mit Adam Taggart geschrieben haben.
Chris Martenson: Gerne, Mike. Nur, um das noch einmal deutlich zu machen: Trotz allem, was ich gesagt habe, bin ich optimistisch. Ich bin allerdings auch Realist. Auf PeakProsperity.com werden Sie also eine Community finden, die analysiert, was wir vernünftigerweise tun können. Dabei geht es nicht um die große, politische Ebene, sondern um das, was jeder Einzelne umsetzen kann. "Prosper" behandelt genau dieses Thema, es ist ein lösungsorientiertes Buch. Es stellt die Frage, was jeder von uns angesichts all dieser Entwicklungen und Risiken selbst unternehmen kann. Wir sprechen darin beispielsweise über acht verschiedene Formen des Kapitals.
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Mike Gleason: Was mir schon immer gefallen hat - egal ob es sich um die Webseite, das Buch oder den Crashkurs handelt, den Sie vor ein paar Jahren produziert haben - ist, dass Sie den Leser nicht nur mit gut recherchierten Informationen, sondern auch mit praktischen Tipps ausstatten. Es war mir jedenfalls wieder ein Vergnügen mit Ihnen zu sprechen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für 2017! Bis bald!
Chris Martenson: Vielen Dank.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 30. Dezember 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.