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Die Macht der Illusion - ein Ausblick auf 2017

12.01.2017  |  The Gold Report
Eines der lästigsten Kavaliersdelikte der Finanzberater ist die enervierende Angewohnheit richtige Prognosen aufzubauschen und falsche Vorhersagen herunterzuspielen - ganz gleich, ob die geistigen Ergüsse aus einem am Heimcomputer getippten Blogbeitrag oder aus den Elfenbeintürmen der Wall Street stammen.

Nehmen wir zum Beispiel Dennis Gartman. Die Mitglieder von ZeroHedge machen sich pausenlos über seine Fehler lustig, lachen ihn für jeden einzelnen Investmentirrtum aus und mokieren sich über jedes Missgeschick, indem sie seine Kommentare aus dem Zusammenhang reißen.

Wir wollen dabei nicht vergessen, dass sich sein Newsletter, "The Gartman Letter", auf die Rohstoffmärkte konzentriert und seine Abonnenten nach "langfristigen Trades" Ausschau halten, die so lange dauern wie sie a) funktionieren, b) wie die Märkte geöffnet sind oder c) bis man auf Toilette muss. Wenn Gartman also sagt, dass er Aktien stark shortet, dann heißt das, dass er schon short ist und die Position entweder durch das Auslösen einer Stop-Loss-Order oder durch einen profitablen Trade geschlossen wurde.

Trotzdem wird er verspottet, sobald er den Mund aufmacht. Ich finde ihn allerdings äußerst wortgewandt und ehrlich gesagt ziemlich unterhaltsam, weil er ein wenig Witz und Selbstironie in die Welt der TV-Finanznachrichten bringt. Es ist weit angenehmer, Gartman zuzuhören, als dem größenwahnsinnigen kanadischen Geldsack Kevin O'Leary (auch bekannt aus der Reality-Show "Shark Tank") oder den meisten Goldbugs.

Anders gesagt ist alles relativ. Wenn ich mir Podcasts und Interviews von den "Experten" in unserer Branche anhöre oder ihre Kommentare lese, versuche ich immer, über Eigenheiten wie Gesichtszüge, Ausdrucksweisen oder zu großzügiges Make-Up hinwegzusehen und mich auf die eigentliche Botschaft zu konzentrieren. Das Gleiche sollten Sie auch tun, wenn Sie meine Beiträge lesen. Ein wenig hier und da eingestreuter Humor qualifiziert mich noch lange nicht zum "Guru". Niemand weiß das besser als ich selbst, meine Frau, mein Banker und mein Hund (falls ich ihn jemals wiederfinden sollte).

Als ich 2015 meine Prognosen für das Jahr 2016 niederschrieb, tat ich das mit einem überwältigendem Gefühl der Erleichterung. Ich war froh, dass die lähmendste, deprimierendste und niederträchtigste Baisse in der Geschichte der Edelmetallmärkte sich ihrem Ende zuneigte und am 4. Dezember verfasste ich einen Artikel über Gold und die Goldunternehmen, in dem ich mit beiden Fäusten auf den Tisch schlug und gegenüber allen, die überhaupt noch zuhörten, exklamierte, dass ich "Long-Positionen auf den GDXJ halte (wieder - meine Positionen wurden zuvor dreimal durch das Auslösen von Stop-Loss-Orders geschlossen und ich machte große Verluste). Ich bin hocherfreut, die Kurse wieder nach oben kriechen zu sehen."

Am 5. Januar 2016 löschte ich meine Stop-Loss-Order bei -10% und am 19. Januar beobachtete ich, wie der GDXJ auf ein neues Tief fiel, obwohl der Goldkurs 30 Dollar über seinem Dezember-Tief notierte. In einem Akt des Frustes und der Reue habe ich beschlossen, meine GDXJ-Position nicht abzustoßen. Stattdessen habe ich sie mit der Unterstützung reichlicher Mengen an Schmerzmitteln und gutem Bourbon noch am gleichen Tag verdoppelt.

Ende des Monats hielt ich auf der Long-Seite eine Kernposition, die ich bei 19,32 $ bzw. 17,38 $ für die gehebelten Papiere gekauft hatte. Am 19. Februar schloss der Goldaktienindex bei unglaublichen 23,44 $. Ich widerstand der Versuchung, mich mit meinem Erfolg zu brüsten und entschied mich, still zu bleiben, während all die "Goldgurus" wieder auf den fahrenden Zug aufsprangen und behaupteten, sie hätten den Boden korrekt erkannt.

Der Grund, warum ich der testosteronsteigernden Verlockung der Medienbewunderung widerstehe, ist einfach: Diese Art der Beweihräucherung ist zwar Balsam für die verletzte Seele ist, entfaltet aber eine ähnliche Wirkung wie Frodos magischer Ring. Dieser hat ihm zwar mehrmals das Leben gerettet, hätte aber ebenso gut bewirken können, dass der arme Hobbit seine Tage in bester Gollum-Manier in einer unterirdischen Höhle fristet, süchtig nach der Macht des Ringes.

Obwohl mein Ende 2015 zusammengestelltes Goldportfolio also ein großartiges Jahr hatte, wäre die Performance noch besser gewesen, wenn ich meinen eigenen Rat befolgt und mich im Juli abgesichert hätte, als die Großen Spekulanten an der COMEX mehr als 340.000 Long-Kontrakte hielten und die Commercials eine ebenso große Short-Position aufgebaut hatten. Das habe ich allerdings nicht getan und daher im zweiten Halbjahr 2016 einige Rückschläge erlitten - keine schlimmen Rückschläge, aber immerhin groß genug, um mich zu ärgern. Die Lektion, die ich im Jahr 2016 gelernt habe: Vertraue den Commercials - die machen keine Verluste. (Und höre auf deinen eigenen Rat.)

Das Jahr 2016 ist nun vorüber und es ist nicht leicht, eine schlüssige Investmentstrategie für 2017 zu formulieren, denn es gibt zwei grundlegende Probleme:

1. Die Fragen rund um die Manipulationen, Betrügereien und Eingriffe in das Marktgeschehen wurden nicht geklärt.

2. Donald Trump.

Die beiden Probleme schließen sich keineswegs gegenseitig aus, denn Donald John Trump und sein Team zählen zweifellos zu den traditionellen, milliardenschweren Kreaturen aus dem Sumpf, den er angeblich trockenlegen will.

Wenn Sie genau wie ich den Wahlkampf in den USA mitverfolgt haben, dann leiden Sie wahrscheinlich auch unter der falschen Vorstellung, dass das Kabinett des künftigen Präsidenten so kurz vor seinem Amtsantritt nun langsam mit Leuten bestückt wird, die "den Sumpf trockenlegen" werden. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Für Punkt 1 heißt das, dass im Zusammenhang mit den "Fragen rund um die Manipulationen, Betrügereien und Eingriffe in das Marktgeschehen" vor allem falsche Hoffnungen und zweifelhafte Absichten existieren. Zudem besteht das Risiko, dass die kollektiven Gewinne an den Aktienmärkten wieder vernichtet werden und die Volatilität der Währungskurse zunimmt.

Erst wenn man sich an den Aktienmärkten der Tatsache bewusst wird, dass alle Kursgewinne des Jahres 2016 nur das Produkt massiver Eingriffe seitens der Wall Street waren, ausgeführt nach den Wünschen der Eliten, werden wir, das ignorante Volk, die wahre Lage erkennen und uns nicht mehr von den Wirtschafts- und Finanzkommentaren auf CNN, CNBC, BBC oder CBC täuschen lassen.

In den nächsten Absätzen werde ich versuchen den aktuellen Zustand der globalen Kapitalmärkte und das herrschende Durcheinander im Detail beschreiben.


Konfusion

Zu schreiben, dass die Geldmärkte dieser Welt heutzutage "von Verwirrung beherrscht" werden, ist ein übertriebenes Understatement. Während die globale Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoweltprodukt in die Höhe geschossen ist, sind die Manager in Heerscharen an die Aktienmärkte geströmt, um einen vernünftigen Ersatz für ihre Investitionen in Anleihen zu finden.


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