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Vor der Inthronisation von Trump

15.01.2017  |  Klaus Singer
- Seite 3 -
Also Optimismus überall - weiche Stimmungs-Daten unterlegen das, harte Daten zeigen zumindest keine Verschlechterung, sondern eher eine Stabilisierung an. Im Auge behalten muss man jedoch weiterhin die US-Arbeitsmarktdaten.

Der mittelfristige Ausblick auf die Entwicklung der Aktienkurse ist nicht negativ (siehe hier!). Für das kurzfristige Schicksal des S&P 500 (und danit der Aktienkurse weltweit) dürfte entscheidend sein, ob die Inthronisierung von "King Donald II“ am Freitag der kommenden Woche als ein "sell the news“-Ereignis wahrgenommen wird.

Der Verlauf des VIX könnte darauf hindeuten - er befindet sich im Bereich weitreichender Tiefs, so tief wie im zweiten Halbjahr 2014. Damit wird angezeigt, dass nur wenige Akteure mit einem deutlichen Anstieg der Volatilität (und damit in der Regel fallenden Kursen) rechnen. Der "Angst-Index“ ist jedoch im Tages- und Wochenchart so deutlich überkauft, dass zumindest ein weiterer markanter Anstieg der Aktienkurse erst einmal unwahrscheinlich ist. Entweder wird die Situation durch eine volatile Seitwärtsphase abgebaut oder es werden deutliche Gewinne bei Aktien vom Tisch genommen.

Die zweite Alternative erscheint mir wahrscheinlicher. Die Schere zwischen der Entwicklung des S&P 500 und der inversen zehnjährigen TNote-Rendite (als Proxy für Bond-Kurse) ist extrem weit aufgerissen. Wir hatten Ende Juni 2016 und auch Anfang Februar schon einmal erhebliche Spreads zwischen beiden Verläufen, seinerzeit allerdings in die andere Richtung - die Bond-Kurse hatten sich so stark entwickelt, dass sie teuer wurden im Vergleich zu Aktien. In beiden Fällen stiegen Aktien schnell wieder an, die Bond-Renditen stiegen ebenfalls (die Anleihe-Kurse fielen), ein neues Gleichgewicht entstand.

Der aktuelle Spread ist noch größer als bei den beiden vorangegangenen Ereignissen - eine Angleichung der beiden Zeitreihen liegt in der Luft. Die türkisen Linien im folgenden Chart zeigen jeweils "Gleichgewichts-Pfade“. Mag sein, dass die Hauptlast der Angleichung jetzt von den Bonds getragen wird in der Form, dass die Renditen überproportional stärker sinken (Bond-Kurse steigen) als Aktien fallen. Also vielleicht so, wie es die gelbe Fragezeichen-Linie andeutet.

Das würde ein Korrektur-Niveau beim S&P 500 von etwas unter 2200 nahelegen, das ist so in etwa auch das Ausbruchsniveau nach der Trump-Wahl. Optimisten könnten aus einer solchen Entwicklung ableiten, dass die Bond-Blase noch lange nicht platzt - das würde den Aktienbullen bald wieder auf die Sprünge helfen.

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Eine kleine Anekdote zum Schluss: Paul Craig Roberts, in der Reagan-Administration für Wirtschaftspolitik mitverantwortlich, schreibt, bei Obama hätten sehr viele seine Amtseinführung mit großen Hoffnungen begleitet. Bald danach habe sich aber herausgestellt, dass von den versprochenen Änderungen ("Change? Yes, we can“) nicht viel übrig bleiben würde. Bei Trump müsste man schon vor dessen Inthronisierung das Vertrauen verlieren. Und wenn nicht in ihn, dann in die, die seine Regierung bilden. Roberts hatte Trump bisher als DIE Hoffnung für die USA und die Welt ausstaffiert, jetzt seien dessen künftige Kabinettsmitglieder drauf und dran, alles kaputt machen… (siehe hier, hier und hier (deutsch)!). Alter schützt vor Torheit nicht.


Fazit

Die US-Wirtschaft dürfte in 2016 knapp an einer Rezession vorbei geschrammt sein. Die Mehrheit der Beobachter sieht mit der geplanten Wirtschaftspolitik von Trump Wachstumschancen. Es wird einige Zeit vergehen, bis sich zeigt, ob harte Daten das halten, was weiche Stimmungsdaten heute versprechen. Kurz vor Inthronisierung des 45. Präsidenten der USA sind Aktien heiß gelaufen. Die Schere zwischen Bond- und Aktien-Kursen ist extrem weit aufgerissen. Kurzfristig erscheinen Gewinnmitnahmen im S&P 500 bis unter 2200 und sinkende Renditen wahrscheinlich.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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