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Erdgas und das Barnett Shale Vorkommen in den USA

09.09.2006  |  Eugen Weinberg
Erdgas wird neben Kohle und der Nuklearenergie eine immer wichtigere Rolle in der weltweiten Energieversorgung einnehmen. Die durchschnittliche Nachfragesteigerung für Erdgas der letzten Jahrzehnte betrug cirka 2,6% jährlich, wobei davon auszugehen ist, dass diese Dynamik in den kommenden Jahren aufgrund neuer Transporttechnologien, eines enormen Nachholbedarfs der asiatischen Länder sowie der höheren Umweltverträglichkeit von Erdgas im Vergleich zu Erdöl oder Kohle weiter zunimmt.

Bisher war die eingeschränkte Transportfähigkeit von Erdgas ein limitierender Faktor für eine zunehmende Nachfragedynamik. Durch die mittlerweile ausgereifte Technologie der Verflüssigung von Erdgas zu Liquefied Natural Gas (LNG) kann das Transportvolumen um das 600fache reduziert werden, was unseres Erachtens zu einer deutlichen Zunahme der Erdgasnachfrage führen sollte, da so der in der Reichweite begrenzte Transport über Pipelines umgegangen werden kann. Langfristig sollte die Bedeutung von Erdgas im Vergleich zu Erdöl deutlich zunehmen.

Das Barnett Shale Vorkommen befindet sich im nördlichen Teil des Staates Texas und ist das größte Erdgasvorkommen in den USA. Es verfügt insgesamt über schätzungsweise 40 Billionen Kubikfuß unkonventioneller Erdgasreserven und deckt bereits 58% der täglichen amerikanischen Produktion aus unkonventionellen Gasschiefern ab. Die Bohraktivitäten haben sich gemessen an den aktiven Quellen seit 2000 mehr als versechsfacht. Die für die Versorgung wichtigere Kennzahl der täglichen Erdgasproduktion hat sich in der Barnett Shale Region im selben Zeitraum verfünffacht, was im Wesentlichen von dem technologischen Fortschritt der horizontalen Bohrung, der seismischen 3-D Analyse und zuletzt auch durch den steigenden Gaspreis beflügelt wurde.

Neben der Größe des Vorkommens und der Erschließung über neue Bohrtechnologien ist das als sehr gering einzustufende politische Risiko ein positiver Faktor. Der Zugriff auf die Reserven ist für international operierende Konzerne seitens der amerikanischen Regierung nicht reglementiert.

Die vorliegende Kurzstudie verfolgt die Intention, dem Investor sowohl aufzuzeigen, inwieweit sich der weltweite Mix der Energieversorgung zu Gunsten von Erdgas verschiebt, als auch die Bedeutung der Barnett Shale Vorkommens herauszuarbeiten.


Erdgas bald wichtiger als Erdöl

Erdgas deckt nach Angaben des Statistical Reviews 2006 von BP bereits heute 23% des weltweiten Energiebedarfes ab. Zwar liegt Erdöl mit einem Anteil von 37% noch weit davor, jedoch ist die Nachfragedynamik bei Erdgas wesentlich ausgeprägter. Die durchschnittliche Wachstumsrate des Erdgasverbrauchs der letzten 20 Jahre liegt mit 2,6% p.a. deutlich über der Steigerungsrate beim Erdölverbrauch von 1,5%. Erdgas wird vor allem als Energieträger zunehmend interessanter, da sowohl steigende Erdölpreise als auch die begrenzte Verfügbarkeit von Erdölreserven, die wirtschaftlich gefördert werden können eine Umorientierung auslösen. Die statische Reichweite bzw. die Lebensdauer der Ölreserven liegt aktuell bei 40 Jahren, während die Lebensdauer von Erdgas mehr als Doppelte beträgt.

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Hauptverantwortlich für diese überdurchschnittliche Steigerung des Erdgasverbrauchs ist die Entwicklung neuer Transportmöglichkeiten, die den Transportradius erhöhen und gleichzeitig die Kosten reduzieren. Bisher wird der Löwenanteil des weltweiten Erdgastransportes über Pipelines abgedeckt. Hauptproblematik ist dabei jedoch die eingeschränkte Reichweite, der kapitalintensive Bau einer Pipeline und die erhöhte Störanfälligkeit. Um einen Transport ohne Pipelines beispielsweise mit einem Tanker zu ermöglichen, muss Erdgas in einen flüssigen Aggregatzustand versetzt werden. Die bekanntesten Verfahren sind hierbei Komprimiertes Erdgas (CNG - Komprimierung, Druckbehälter), Flüssiggas (LNG - Gasverflüssigung durch Kompression und/oder Kühlung) und Gas-to-Liquids (GTL - Umwandlung in flüssige Kohlenwasserstoffe), die eine bis zu 600-fache Verringerung des Volumens erlauben.

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Der Transport für kurze Entfernungen wird aufgrund der höheren Effizienz weiterhin über Pipelines stattfinden, jedoch sollte die Versorgung der rohstoffarmen Länder Japan und Südkorea langfristig zunehmend über LNG- Importe sichergestellt werden. Auch die USA (wie obige Grafik verdeutlicht) setzt zunehmend auf LNG. So haben sich die Importe seit 2000 mehr als verdreifacht. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt, zumal Erdgas auch als Treibstoff für Kraftfahrzeuge eingesetzt werden kann. Mittlerweile hat sich Flüssiggas sogar als eine eigene Erdgasgattung etabliert, was wiederum langfristig eine positive Wirkung auf den Erdgaspreis haben sollte.

Neben der für den Transport notwendigen Technologien zur Verflüssigung von Erdgas ist auch die erhöhte Nachfrage der asiatischen Länder, allen voran China für die Bedeutungszunahme von Erdgas verantwortlich. Der Nachholbedarf der asiatischen Länder ist gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch enorm, so dass wir langfristig weiterhin von einer starken Nachfragesteigerung dieser Länder ausgehen. Im Vergleich zu anderen Energieträgern wie Erdöl oder Kohle ist die Energiegewinnung durch Erdgasverbrennung unter ökologischen Gesichtspunkten günstiger, da der CO2 -Ausstoß spürbar geringer ist. Auch hier erwarten wir gerade im Hinblick auf die Einhaltung der CO2-Reduktionsbestimmungen des Kyoto-Protokolls eine weitere Intensivierung der Energiegewinnung aus Erdgas.





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