Erdgas und das Barnett Shale Vorkommen in den USA
09.09.2006 | Eugen Weinberg
- Seite 4 -
Die bemerkenswerten Produktionssteigerungen (Verdreifachung seit 2001) und die starke Zunahme an aktiven Quellen lässt sich neben der Horizontalbohrung noch durch die Entwicklung der seismischen 3D-Analyse erklären. Mit Hilfe der 3D-Analyse ist es nicht nur möglich, die Lage des Vorkommens genauer zu erkunden, sondern auch dessen Volumen und Ausdehnungsrichtung. Neben den großen Unternehmen wie Devon, die überwiegend im Kerngebiet operieren, operieren auf Barnett Shale auch viele kleinere Unternehmen, die aufgrund ihrer schlanken Kostenstruktur, eine aggressive Expansionspolitik betreiben und Projekte schneller erschließen können. Für die großen Energiekonzerne sind die Personalkosten oft zu hoch, um sich in den Randgebieten von Barnett Shale, die aus einer Vielzahl kleiner Produktionsgebiete bestehen, niederzulassen.Die Förderung unkonventioneller Erdgasvorkommen ist aufgrund des Einsatzes der Horizontalbohrung teurer als die konventionelle Förderung. Wir rechnen aber damit, dass sich Erdgas in den kommenden Jahren zunehmend als kostengünstige Alternative zum Rohöl und aussichtsreicher umweltfreundlicher Energieträger etabliert. Das sollte unter anderem zur erhöhten Gasnachfrage und einem höheren Gaspreis führen, wodurch sich die Wirtschaftlichkeit der unkonventionellen Gasförderung signifikant erhöhen würde. Noch vor zehn Jahren, bei einem Erdgaspreis von 3 USD/MMBtu, wäre eine Gasförderung auf Barnett Shale unter ökonomischen Gesichtspunkten nicht sinnvoll gewesen. Allerdings gehen wir davon aus, dass der Jahresdurchschnitt beim Gaspreis künftig bis zu 10 USD/MMBTu betragen wird und sich die Produktion auf Barnett Shale kontinuierlich ausdehnt. Die Gasexperten von Pickering Energy Partners erachten einen Erdgaspreis zwischen 5 und 6 USD/MMBtu als Rentabilitätstrennlinie - bei einem Gaspreis von 6 USD/MMBtu ist die horizontale Förderung rentabel, vertikale Bohrungen sind bereits ab einem Preis von 5 USD/MMBtu attraktiv.
Die neuen "Energieinitiativen" und die Gesetze zur Energiepolitik in den USA machen das Streben der US-Regierung nach einer verringerten Abhängigkeit von Einfuhren der Energieträger deutlich. Da rund 20% der weltweiten Gasnachfrage aus den USA stammt, gewinnt in dieser Situation die Gasproduktion in den USA extrem an Bedeutung. Insbesondere sollten sich dabei voraussichtlich unkonventionelle Gasvorkommen, wie Sandsteingasvorkommen (tight gas sands), Kohlenflözmethanvorkommen (coalbed methane) und Gasschiefer (shale gas), als die aussichtsreichsten Energielieferanten der Zukunft erweisen. Dabei sind auflandige Vorkommen zu bevorzugen, da diese einfacher erschlossen und in bestehende Versorgungsnetzwerke integriert werden können und nicht von den Klimakapriolen im Golf von Mexiko abhängig sind.
Die unkonventionellen Gasquellen sind bereits für über 40% der US-Gasproduktion verantwortlich und acht der zehn größten Gasfunde der letzten Jahre sind unkonventionell. Bedingt durch den technologischen Fortschritt und einen steigenden Gaspreis wird zudem die Förderung unkonventioneller Erdgasreserven wie Barnett Shale zunehmend wirtschaftlich attraktiver, so dass die unkonventionellen Vorkommen den Großteil des Produktionswachstums ausmachen. Außerdem bleibt der Widerstand gegen andere viel versprechende Produktionsgebiete, wie z.B. Alaska Arctic National Wildlife Refuge (ANWR) oder Outer Continetal Shelf (OCS), wo die Umweltschutzüberlegungen einer Förderung entgegenstehen, weiterhin sehr stark, was die Rolle produzierender unkonventioneller Vorkommen wie Barnett Shale deutlich unterstreicht. Barnett Shale ist das mit Abstand größte und aussichtsreichste Gasprojekt der letzten Jahre, wobei seinem Entwicklungspotenzial eine strategische Bedeutung in der künftigen Energieversorgung der USA zukommt.
Bei der Gesamtbetrachtung der Formation ist festzuhalten, dass die Attraktivität des Kerngebietes am höchsten ist und sich nur in sehr geringem Umfang Produktionserweiterungsmöglichkeiten ergeben. Die Erschließung des Tier 1-Gebietes offeriert ein ausgewogenes Chance/Risikoverhältnis, wohingegen das Tier 2-Gebiet sowohl das höchste Risiko als auch die höchste Chance aufweist. In Tier 2 stehen dabei noch eine Reihe von Testbohrungen aus, die einen besseren Überblick über die Reservengröße geben sollten. Da wir mit einem nachhaltigen Erdgaspreis oberhalb von 6 USD/MMBtu rechnen, ist mit stark steigenden Produktionsausdehnungen in dieser Region zu rechen, wobei die verbesserten Fördertechnologien und die 3D-Analyse dazu erheblich beitragen. Die Unternehmen, die auf Barnett Shale aktiv sind, sollten aus unserer Sicht aufgrund geringer politischer Risiken, eines permanent steigenden Bedarfs, des hohen Entwicklungspotenzials und der Nähe zum Verbraucher mit einem gewissen Aufschlag gegenüber anderen Gasproduzenten bewertet werden.
© Eugen Weinberg, Gabor Vogel
(Quelle: Die Studie wurde im August 2005 von der DZ Bank AG Frankfurt/Main für ihre Kunden publiziert.)