John Butler: Warum Papiergeld einer Goldwährung überlegen ist: Die 10 wichtigsten Gründe
15.04.2017
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Nr. 7: Der Goldstandard hat die Große Depression verursachtDieser Punkt steht mit dem darüber in Zusammenhang, ist aber auch für sich genommen von großer Bedeutung. Milton Friedman ist bekannt dafür, dass er die Federal Reserve für die Große Depression verantwortlich gemacht hat. Das steht im Gegensatz zu dem, was viele andere glauben - dass der Goldstandard selbst die Depression ausgelöst hat. Natürlich hat die Mehrheit recht.
Lassen Sie mich dazu den historischen Kontext kurz beleuchten. Wie wir wissen, brachte der Erste Weltkrieg hohe Inflationsraten mit sich. Großbritannien, Deutschland und andere Kriegsparteien schafften den Goldstandard ab, um den Krieg mit dem Drucken von Geld zu finanzieren. Nach Jahren des Gelddruckens schossen in Europa die Preise für so ziemlich alles in die Höhe.
Es hat natürlich auch nicht geholfen, dass ein Großteil der Industriekapazitäten vom Krieg zerstört und das Angebot dadurch begrenzt war. In Russland wurde der überwiegende Teil des Produktionskapitals im Zuge der antikapitalistischen Revolution von der Regierung beschlagnahmt. In Europa gab es folglich viel mehr Geld, dem jedoch eine viel geringe Menge an Gütern gegenüberstand. Milton Friedman und andere sogenannte Monetaristen erklären auf diese Weise gern, was Inflation ist. In manchen Ländern wie der Weimarer Republik und im Österreich und Ungarn der Zwischenkriegszeit kam es in den 1920er Jahren zur uneingeschränkten Hyperinflation und zum Kollaps der Währungen.
Die verarmten Länder hatten nun plötzlich äußerst attraktive Lohnkosten und ähnelten damit verschiedenen Schwellenländern der heutigen Zeit. Großbritannien hatte den Goldstandard 1925 dagegen wieder eingeführt und besaß nun die stärkste Währung des Kontinents. Dies hatte zur Folge, dass die britischen Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig waren, was wiederum zu anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und umfassenden Streiks führte, von denen einige in Gewalt mündeten. 1927 bat die Bank of England die Federal Reserve in den USA daher freundlich darum, die Nachfrage nach britischen Exportgütern durch Ausweitung der Geldmenge zu stimulieren.
Die Fed kam diesem Wunsch prompt nach. Diese Entscheidung trug zur Entstehung einer gigantischen Spekulationsblase am US-Aktienmarkt bei, die 1929 leider unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrach. Die britische Wirtschaft steckte indes weiterhin in einer hartnäckigen Depression fest, die sich die meisten Amerikaner heutzutage kaum vorstellen können. 1931 entschied sich das Vereinigte Königreich endlich, seine Währung abzuwerten.
Die USA rutschten zu diesem Zeitpunkt bereits in eine Depression ab und stellten plötzlich fest, dass sie die mit Abstand am wenigsten konkurrenzfähigen Löhne der Welt hatten. Nun befanden sich die USA in einer ähnlichen Situation wie Großbritannien im Jahr 1927. Allerdings war kein Land mehr übrig, das man um Hilfe bitten konnte.
Die Federal Reserve hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine große Menge Gold aus dem Vereinigten Königreich angesammelt. Wie Milton Friedman beobachtete, tat die Notenbank jedoch nicht, was sie hätte tun sollen - nämlich das Geldangebot in Übereinstimmung mit den wachsenden Goldreserven zu erhöhen. Warum? Das weiß niemand.
Vielleicht war die Fed verunsichert vom Boom-und-Bust-Zyklus des Aktienmarktes 1927-1929 und wollte nicht riskieren, dass sich so etwas wiederholt. Doch während die monetäre Ausweitung im Jahr 1927 nicht von steigenden Goldbeständen begleitet wurde, hätte die Notenbank das Geldangebot 1930-1931 im Gleichschritt mit den zunehmenden Goldreserven enorm ausweiten und zahlreiche Bankenpleiten verhindern können.
Die Situation wurde noch weiter verschlimmert, weil Präsident Hoover zu dieser Zeit von einer Reihe bekannter, proto-keynesianischer Ökonomen beraten wurde, die der Meinung waren, dass ein Rückgang der Gesamtnachfrage um jeden Preis vermieden werden müsste. Dies ließ sich in ihren Augen am besten durch die Stützung der Löhne erreichen, ungeachtet der steigenden Arbeitslosigkeit. Infolgedessen hatten die USA 1931 weltweit die höchsten Lohnkosten, die Unternehmen waren nichts mehr wettbewerbsfähig und die Arbeitslosigkeit hatte noch weiter zugenommen.
Es ist folglich offensichtlich, dass der Goldstandard die Große Depression verursacht hat - nicht der Erste Weltkrieg oder die enorme Inflation, mit deren Hilfe der Krieg finanziert wurde. Schuld war auch nicht die Zerstörung der europäischen Industrie, die russische Revolution und der Kollaps der russischen Industrieproduktion oder die verschiedenen Hyperinflationen und Revolutionen in Mitteleuropa.
Die von der Federal Reserve hervorgerufene Aktienmarktblase hatte ebenso wenig mit der Depression zu tun wie ihre Entscheidung, die Geldmenge in den Jahren 1930-1931 trotz wachsender Goldreserven nicht auszuweiten. Auch die künstliche Unterstützung der Löhne, die von Präsident Hoover eingeführt und von Franklin D. Roosevelt fortgesetzt wurde, spielte keine Rolle. Nein, es war der Goldstandard, der die Große Depression auslöste. Ganz sicher.
Nr. 6: Regeln können gebrochen werden
Doch zurück zu den offensichtlichen Problemen. Der nächste Grund ist so einleuchtend, das jedes Kind ihn versteht: Regeln sind auf dem Papier ganz nett, aber wir wissen alle, dass sie gebrochen werden können. Nur weil ein Land einen Goldstandard hat, heißt das noch lange nicht, dass es seine Währung nicht trotzdem abwerten und den Goldstandard einfach abschaffen kann. Wie oben erwähnt, haben Deutschland und Großbritannien 1914 genau das getan und wie verrückt Geld gedruckt, um ihre Kriegsausgaben zu finanzieren. Die Vereinigten Staaten haben den Dollar 1934 um etwa 60% gegenüber Gold abgewertet und den Goldstandard im Jahr 1971 schließlich ganz aufgegeben.
Sind wir doch einmal ehrlich - wenn Regeln gebrochen werden können, warum sollte man sie dann überhaupt erst haben? Die Behauptung, dass Gold- oder Silberwährungen stabil seien und unkontrollierte Inflation verhindern würden, ist völliger Quatsch. Wenn eine Regierung das will, kann sie den Goldstandard abschaffen, ihre Währung abwerten und so viel Inflation erzeugen, wie sie will. Sie kann sogar eine Hyperinflation hervorrufen, wenn das gewünscht ist. Wer soll sie auch daran hindern? Sie stellt die Regeln ja selbst auf. Die Befürworter von Gold sind so naiv...
Nr. 5: Gold- oder Silberwährungen verschaffen den USA einen Vorteil gegenüber dem Rest der Welt
Wir, die wir außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika leben, sind manchmal besorgt darüber, dass die USA die größten Goldreserven der Welt besitzen. Wenn sich die Welt tatsächlich dazu entschließen würde, zum Goldstandard zurückzukehren, würden die USA noch mächtiger werden, als sie ohnehin schon sind. Sie würden noch mehr Einfluss nehmen und das Gold verwenden, um ein noch größeres Militär zu finanzieren und neue Militärbasen im Ausland zu errichten - selbst in Ländern, in denen sie gar nicht willkommen sind, wie z. B. Bulgarien.
Die USA würden vielleicht sogar noch mehr Kriege beginnen - als wären die mit den Druckerpressen der Fed finanzierten Kriege nicht schon genug! Die Geschichte legt natürlich schon den Schluss nahe, dass Krieg und Inflation Hand in Hand gehen. Im 20. Jahrhundert war das definitiv der Fall. Auch die Französische Revolution und Napoleons Kriege haben auf dem europäischen Kontinent zu starker Inflation geführt.
Die 1930er Jahre waren ebenfalls vom enormen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus geprägt und ruinierten die ehemals wohlhabenden Habsburger Volkswirtschaften. Darüber hinaus gab es noch die Amerikanische Revolution, die mit dem Drucken von Kontinental-Dollars finanziert wurde. Doch das war früher. Heute ist alles anders. Eine Rückkehr zum Goldstandard hätte mehr Kriege zur Folge, auch wenn deren Finanzierung dann schwieriger wäre.