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John Butler: Warum Papiergeld einer Goldwährung überlegen ist: Die 10 wichtigsten Gründe

15.04.2017
- Seite 4 -
Nr. 2: Professoren wissen, was gut für uns ist

Zurück zum Offensichtlichen: Wir wir alle wissen, sind Leute mit einem Professorentitel einfach schlauer als wir. Das beweist ja schon der Titel. Manche haben sogar einen Professorentitel in Wirtschaftswissenschaften, einem unglaublich komplizierten Fachgebiet. Wie sonst könnte man verstehen, dass exponentielles Wachstum der Geldmenge zu Wohlstand führt, dass man durch Schulden reich wird und durch sparen arm? Wie sonst kann man lernen, dass es nachhaltig ist, wenn ein Land mehr importiert als es exportiert, und dass zentrale Planung in jedem Fall einem freien und freiwilligem Austausch an den Märkten vorzuziehen ist?

Ohne die Experten, die uns erklären, wie hoch der Preis von Geld, d. h. der Zinssatz sein sollte, würden wir von einer Wirtschaftskatastrophe in die nächste stolpern. Die Große Depression wäre dagegen der reinste Spaziergang, genauso wie unsere aktuellen konjunkturellen Schwierigkeiten - die selbstverständlich keine Depression darstellen, auch wenn sie sich für viele so anfühlen.

Wenn Sie mehr Beweise brauchen, dann sehen Sie sich einfach die schicken Gebäude an, in denen die Zentralbanker arbeiten. Die sind wirklich beeindruckend, genauso wie Hauptsitze der großen Privatbanken. Diese Leute sind offensichtlich erfolgreich und wichtig, also gibt es keinen Grund, warum sie uns nicht sagen sollten, was wir zu tun haben. Sie haben sogar einen Namen für das, was wir tun sollen - sie nennen es "freie Marktwirtschaft". Ich bin mir nur nicht ganz sicher, wofür das "frei" steht.

Das Problem an Gold- und Silberwährungen ist, dass die Professoren unser Geld dann nicht mehr zu unserem Vorteil manipulieren könnten. Und da sie ganz genau wissen, wie hoch das Geldangebot sein sollte, brauchen wir uns auch keine Sorgen darüber zu machen, dass sie zu viel zu wenig davon erschaffen könnten. Die exponentiell steigenden Geldmengen, die sie seit 2007 schöpfen, sind genau richtig. Außerdem haben die Experten alle möglichen komplizierten Statistiken, die nur sie selbst verstehen können, weil sie sie aufgestellt haben.

Wenn sie sagen, dass die Verbraucherpreise um 2,43% steigen, dann meinen sie nicht 2,42% oder 2,44%, sondern exakt 2,43%. Diese Präzision ist äußerst wichtig, denn davon hängt ab, wie viele Milliarden an neuem Geld sie den Banken geben müssen, um Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu garantieren. Falls das einmal nicht perfekt funktioniert, ist es allerdings nicht ihre Schuld. Immerhin sind sie Professoren.

Apropos "Preisstabilität"- seit wann wird ein Anstieg von 2,43% als "Stabilität" bezeichnet? Müssten es dann nicht 0,00% sein? Ich schätze, um das zu verstehen, bräuchte ich einen Doktortitel...


Nr. 1: Wenn wir die Wahl haben, bevorzugen wir alle Fiatgeld

Da ich keinen Professorentitel habe, bin ich nicht qualifiziert, den Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Ja, manchmal mache ich Vorschläge, weil ich einen Masterabschluss habe, oder gebe sogar Empfehlungen. (Wenn ich nur einen Bachelor hätte, würde ich wahrscheinlich nicht einmal Vorschläge machen. Und ich schätze, wenn ich keinen Universitätsabschluss hätte, würde ich meinen Mund überhaupt nicht öffnen.)

Einen Vorschlag würde ich jedoch nie machen - dass die Menschen selbst entscheiden dürfen, welche Art von Geld sie verwenden. Das wäre ja auch in keiner Weise zielführend. Womöglich würden wir uns alle für unterschiedliches Geld entscheiden und niemand würde das Zahlungsmittel eines anderen akzeptieren. Abgesehen von direkten Tauschgeschäften würde der Handel zum Erliegen kommen, und wir wissen alle, wie ineffizient Tauschhandel ist. Aus diesem Grund wurde das Geld überhaupt erst erfunden.

Wer hat eigentlich das Geld erfunden? Sicherlich gab es im antiken Lydien, woher die ersten Münzen stammen, auch schon Professoren. Diese hatten die Idee vielleicht zuerst, aber es waren letztlich die Griechen, die in der hellenistischen Welt der Antike die meisten Münzen zur Verfügung stellten. Sie wussten einfach, wie man die besten Münzen prägt. Selbst Nicht-Griechen nutzten die griechische Währung.

Dann kamen die Römer, die so intelligent waren, dass sie nicht nur beeindruckende Gebäude, Straßen und Aquädukte errichteten, sondern auch entdeckten, wie man Geld durch Abwertung manipulieren kann. Diese Idee verfolgten sie insbesondere ab dem 3. Jahrhundert äußerst ernsthaft weiter, was oberflächlich betrachtet mit den Niedergang des römischen Reiches einhergeht.

Doch das ist reiner Zufall. Historisch bewanderte Leser wissen, dass sich das römische Reich schließlich in zwei Teile aufspaltete. Während der westliche Teil die Währungsabwertungen fortsetzte und im 5. Jahrhundert praktisch völlig zusammenbrach, behielt das Oströmische Reich sein stabiles Münzgeld bei und bestand noch rund tausend Jahre, bis zur Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453. Doch auch das ist nur Zufall. Staaten, die ihre Währung abwerten, haben üblicherweise länger Bestand.

Doch wie dem auch sei - zurück zum Thema des selbstgewählten Geldes. Das ist nun wirklich überflüssig. Und wir wollen es auch gar nicht. Die Gesetze, die die freie Wahl des Zahlungsmittels untersagen, würden wir eigentlich gar nicht brauchen. Ist eine freie Auswahl denn wirklich immer etwas Gutes? Ich gehe einmal in der Woche für meine Familie einkaufen und meine Frau schreibt mir eine hilfreiche Liste mit verschiedenen Grundnahrungsmitteln wie "Butter". Dann gehe ich in den Supermarkt und stehe plötzlich vor einer ganzen Wand aus Butter.

Es ist unglaublich. Es gibt sie gesalzen und ungesalzen, in verschiedenen Mengen und Formen, von unterschiedlicher Qualität und Herkunft und von verschiedenen Kuhrassen. Und alles, was meine Frau aufgeschrieben hat, ist "Butter". Wenn ich sie dann anrufe und nach genauen Spezifikationen für "Butter", "Reinigungsmittel" oder "Küchenrolle" frage, reagiert sie genervt und voller Unverständnis. Die große Auswahl ist also letztlich nur eine Quelle der Verwirrung und Verärgerung. So wie meine Frau mir exakt sagen sollte, was ich kaufen muss, sollte uns auch die Regierung vorschreiben, welches Geld wir verwenden.

Doch stellen wir uns - nur um eines kleinen Gedankenexperimentes willen - doch einmal vor, dass die Gesetze zur Regelung des gesetzlichen Zahlungsmittels abgeschafft würden und wir unser Geld nach Belieben auswählen könnten. Nichts würde sich ändern. Wir alle würden schließlich weiterhin Dollars, Euros, Pfund, Yen oder die andere in unserem Land übliche Währung verwenden. Wer würde sich schon die Mühe machen, die Vor- und Nachteile all dieser Währungen gegeneinander abzuwägen oder mit Gold und Silber als Alternativen zu vergleichen?

Eignen sich manche dieser Währungen besser zur Aufbewahrung von Vermögen als andere? Vielleicht. Aber ich sage Ihnen, die meisten von uns wären von dieser Auswahl ebenso eingeschüchtert wie von der Butterwand im Supermarkt. Wir würden einen Blick darauf werfen, erschaudern und von dannen ziehen.

Die quantitativen Lockerungen ändern daran nichts. Die Entscheidungsträger, die für unsere Wirtschaft verantwortlich sind, wissen immerhin genau, wie viel unser Geld wert sein sollte. Diejenigen, die sich Sorgen darüber machen, dass unser Geld seine Kaufkraft verlieren könnte, sind schlicht und ergreifend paranoid. Freie Auswahl ist gefährlich. Die größten Schäden im Handelsverkehr richtet sie an, wie wenn sie das Geld selbst betrifft. Selbst wenn die Bestimmungen über die gesetzlichen Zahlungsmittel abgeschafft würden, würden wir alle weiterhin die Banknoten verwenden, die wir ohnehin schon haben.

Sie, die Goldbugs, können also gern weiterhin ein bisschen Gold- oder Silberschmuck kaufen und an ihre Lieben verschenken. Aber hören sie doch bitte auf, solchen Unsinn über die Verwendung von Gold als Geld zu reden. Wenn Sie Ihrer Frau oder Ihren Kindern stattdessen Gold- und Silbermünzen schenken würden, könnten sie damit gar nichts anfangen. Sie könnten sie weder als Zahlungsmittel noch als Schmuck verwenden, sondern nur für eine Sache: zum Sparen. Das Unwort aller Keynesianer. Damit würden Sie nun wirklich niemandem eine Freude machen. Es ist die Zeit des Geldleihens und des Geldausgebens, meine Freunde, und zwar schon seit 1971.


© John Butler


Dieser Artikel wurde am 26.12.2016 auf www.24hgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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