John Butler: Warum Papiergeld einer Goldwährung überlegen ist: Die 10 wichtigsten Gründe
15.04.2017
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Ein anderer Punkt ist, dass die USA viel mehr Güter importieren als sie exportieren. Streber bezeichnen das als "Außenhandelsdefizit", Oberstreber nennen es "Leistungsbilanzdefizit". Bei einem weltweiten Goldstandard müssten die USA die Nettoimporte mit Hilfe ihrer Goldreserven bezahlen, statt einfach mehr Dollars zu drucken. Bei den aktuellen Goldpreisen könnten die Vereinigten Staaten damit nicht einmal das Leistungsbilanzdefizit eines einzigen Jahres decken! Stellen Sie sich das einmal vor: Wenn die USA künftig nicht mehr die Möglichkeit hätten, mehr zu importieren, als sie exportieren, dann müsste das Land tatsächlich eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft werden - mehr sparen und produzieren und weniger verbrauchen! Welch Grauen!
Wie wir alle wissen, sind die amerikanischen Konsumenten das einzige, was die Weltwirtschaft am Laufen hält. Wohin sollte China sonst seine Produkte exportieren? Das ist also wirklich eine lächerliche Idee. Keynesianer wie Paul Krugman wissen zum Glück, dass eine Wirtschaft nur wachsen kann, wenn auch das Geldangebot exponentiell zunimmt und überflüssiger Konsum finanziert wird. Sparen ist der direkte Weg ins Armenhaus. Wohlstand durch Kreditaufnahmen hat in der Vergangenheit schließlich auch wunderbar funktioniert. Warum sollte man jetzt damit aufhören? Sparen ist das Unwort der keynesianischen Wirtschaftstheorie. Am besten, wir fangen gar nicht erst damit an.
Nr. 4: Gold verschafft den Goldförderländern einen Vorteil
Wenn wir die Währungen wieder mit Hilfe von Gold oder Silber decken würden, wäre das eine riesige Unterstützung für die Länder, die das Geld produzieren. Warum sollten wir ihnen die Druckerpressen überlassen, wenn wir sie auch selbst behalten können? Die Macht, immer größere Mengen an Fiatwährung herzustellen, ist immerhin der Schlüssel zu wirtschaftlichem Wohlstand. Wir würden doch nicht wollen, dass die Staaten mit großen Vorräten an Bodenschätzen auf unsere Kosten einen Vorteil erlangen!
Sicher, viele Länder mit reichen Goldvorkommen befinden sich in Afrika und anderen strukturschwachen Regionen. Sie sind arm, unterentwickelt und in vielen dieser Staaten herrschen Zustände wie in einer Diktatur. Ein Teil der Diktatoren ist wiederum abhängig von der Entwicklungshilfe, die wir mit unseren Notenpressen finanzieren. Wenn wir diese Mittel nicht länger drucken würden, müssten die Länder sich ja selbst helfen! Aber nein, dafür sind sie einfach zu rückständig...
Überlegen Sie einmal, wie der Wert der Gold- und Silberminen in Afrika und anderen ärmeren Regionen in die Höhe schießen würde, wenn die Edelmetalle remonetarisiert würden. Das wäre vergleichbar mit der Entwicklung der Staaten am Persischen Golf, als der Ölpreis in den 1970er Jahren in die Höhe schoss. Die Förderländer wurden dadurch reich! Heute zählen diese Staaten zu den wohlhabendsten der Welt. Bei den meisten von ihnen übersteigen die Exporte die Importe und für die Zukunft haben sie riesige Staatsfonds aufgebaut.
Aber von den afrikanischen Staaten kann man ja nicht erwarten, dass sie ihr Vermögen vernünftig verwalten. Sie brauchen die USA, Großbritannien und andere Staaten, die ihnen zeigen wie das geht, welche Spritschleudern sie kaufen sollen, wie viele Flachbildfernseher ein Eigenheim aus der Retorte braucht und wie man ein Postsystem, ein Eisenbahnnetz oder qualitativ hochwertige Bildung organisiert. Es ist schon schlimm genug, wenn globale Vermögensunterschiede abgebaut werden, aber diesen Ländern auch noch die Kontrolle über ihr eigenes Vermögen zu geben, wäre nun wirklich vollkommen verantwortungslos.
Nr. 3: Gold kommt den Reichen zugute
Ungeachtet der eben gemachten Beobachtung, dass gold- oder silbergedecktes Geld die Länder reicher machen würde, die über diese Bodenschätze verfügen, ist es eine Tatsache, dass der Großteil der in Privatbesitz befindlichen Edelmetalle den Reichen gehört. Warum sollte man diese Leute noch wohlhabender machen? Vermögensungleichheit ist ein ernstes Problem. Warum sollte man es noch weiter verschärfen?
Wir wissen alle, dass das exponentielle Wachstum der Fiatgeldangebots in den letzten Jahrzehnten verhindert hat, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. In den USA ist das Vermögen der obersten 1% gegenüber dem Vermögen des Mittelstandes seit der Abschaffung des Goldstandards in den 1970er Jahren zwar exponentiell angewachsen, aber das ist nur ein Zufall.
Es stimmt schon, dass die Reallöhne unter dem Goldstandard schnell angestiegen sind und der Mittelstand infolgedessen größer wurde als je zuvor, doch selbst damals gab es fiese Raubkapitalisten, die reicher wurden als sie verdient hatten. Manchen von ihnen, wie Andrew Carnegie, bemerkten das zumindest und verschenkten den Großteil ihres Vermögens. Wirtschaftlicher Fortschritt ist schon in Ordnung, solange die Leute nicht zu reich davon werden. Wir sollten also weiterhin Wohlstand schaffen, indem wir Geld drucken, aber gleichzeitig sicherstellen, dass diejenigen, die zu reich werden, ihr Vermögen verschenken. Sonst setzt's was!
Es ist übrigens nicht nötig, sich Sorgen darüber zu machen, dass vor allem die Banken und die Kapitalbesitzer von der Ausweitung der Geldmenge profitieren könnten, da sie als erste Zugang zu dem frisch gedruckten Geld haben. Wir wollen schließlich, dass unsere unterkapitalisierten Banken wieder Kredite vergeben, damit wir unseren Konsumrausch fortsetzen können. Wie sollen die Kreditinstitute denn Geld verleihen, wenn wir es nicht zuvor erschaffen? Wir müssen zwar Zinsen zahlen, aber die Zinssätze sind derzeit so niedrig, das uns das nicht weiter zu stören braucht.
Inflation wird traditionell mit steigenden Vermögensunterschieden in Zusammenhang gebracht, und stabile Währungen mit einer wachsenden Mittelklasse. Doch das war vor der Erfindung des modernen Wohlfahrtsstaates, der automatisch Geld von den Wohlhabenden zu den Armen transferiert - es sei denn, die Reichen finden eine Möglichkeit, die Steuern zu umgehen, z. B. indem sie Fonds und Stiftungen gründen, steuerfreie Wertpapiere kaufen oder Assets erwerben, deren Preis üblicherweise im Gleichschritt mit der Inflation steigt.
Aber das tun sie ja nicht, um Steuern zu vermeiden, oder? Warren Buffett sagt beispielsweise, dass er gern mehr Steuern bezahlen würde. Das steht ihm natürlich frei. Die US-Steuerbehörde gewährt jedem die Möglichkeit, mehr zu bezahlen als den Pflichtbetrag. Manchmal frage ich mich, warum er das nicht tut. Er könnte seine steuerfreien Kommunalanleihen liquidieren und stattdessen Staatsanleihen kaufen, die versteuert werden müssen. Er könnte auch Dividende ausschütten, statt ausstehende Aktien zurückzukaufen oder in einen Bundesstaat ziehen, in dem die Steuern höher sind als in Nebraska.
In Anbetracht der komplizierten Steuervorschriften, die in den meisten Industrienationen gelten, vermute ich, dass es für Warren und die anderen Reichen tausende von Möglichkeiten gäbe, mehr Steuern zu bezahlen - wenn sie das wollen. Vielleicht sagen Taten mehr als Worte.
Mittelständische Familien haben natürlich keinen Zugang zu raffinierter Steuerplanung, denn die ist meist recht kostspielig. Wirklich ausgefuchste Steuerplanung beinhaltet, dass man dem Steuergesetz neue Änderungen und Ausnahmen hinzufügt. Dafür gibt es Steuerlobbyisten, die das in Vollzeit für die Superreichen erledigen. Nein, der Mittelstand muss einfach ein bisschen mehr bezahlen, um all die Schlupflöcher zu kompensieren, von denen sie im Normalfall erst dann erfahren, wenn die Regierung beschließt, dass sie nicht mehr den politischen Interessen dienen.
In der Praxis heißt das, dass der Wohlfahrtsstaat vor allem für die Umverteilung vom Geld des Mittelstandes an die Armen sorgt. Aber glauben Sie bloß nicht, das sei der Grund für den schrumpfenden Mittelstand. Ich glaube der wahre Grund ist, dass wir trotz aller Bemühungen immer noch nicht genug Geld drucken.