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"Barbarisches Relikt"? Von wegen! - Regierungen im Goldrausch

23.02.2017  |  Andrew Hoffman
Es ist Dienstagmorgen und der Euro ist über Nacht in den Keller gestürzt. Im Moment ist er weniger als 1% von dem 14-Jahrestief bei 1,047 USD entfernt, auf das er zu Beginn dieses Jahres gefallen war. Das ist gleichbedeutend mit einem sprunghaften Anstieg der Lebenshaltungskosten von hunderten Millionen Europäern und Millionen von anderen Menschen, deren Währungen an den Euro gekoppelt sind. Gleichzeitig leiden weltweit Milliarden von Menschen ebenfalls unter dem Wertverlust ihrer Währungen. Dies hat logischerweise dazu geführt, dass die "Netto-Nachfrage" nach physischem Gold und Silber angestiegen ist.

Der Einbruch der europäischen Gemeinschaftswährung war diesmal nicht auf "positive" Nachrichten aus den USA zurückzuführen, die ohnehin kaum noch zu finden sind. Auslöser war vielmehr die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeiten für FrExit, NetherlExit, ItaLeave und CatalonExit nie zuvor höher waren - auch wenn die Wahrscheinlichkeit für den GrExit zumindest einen Tag lang etwas gesunken ist, nachdem berichtet wurde, dass die Verhandlungen über finanzielle Rettungspakete fortgeführt werden.

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Die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und monetären Prämissen, die ich in meinen Artikeln zur katastrophalen Lage Europas beschrieben hatte, werden gerade in Echtzeit Realität. Während ich diesen Beitrag verfasse, ist der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Eurozone interessanterweise auf den höchsten Wert seit sechs Jahren geklettert.

Das ist genau die Art von "weichen" Daten, die sich in den Vereinigten Staaten der Manipulierten Wirtschaftsstatistiken schon seit Langem völlig von der Wirklichkeit losgesagt haben. Zufälligerweise wurde beim PMI gerade jetzt ein Anstieg verzeichnet, kurz vor den entscheidenden Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich und in Italien, die die Eurozone zu zerreißen drohen.

Der Einkaufsmanagerindex der USA ist indes zurückgegangen. Dies hatte zur Folge, dass die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe ebenfalls wieder sank, nachdem sie erneut versucht hatte die 2,50%-Marke zu überschreiten und dabei kläglich gescheitert war. Dieses Renditeniveau stellt aus wirtschaftlicher Sicht eine rote Linie dar und diente in diesem Jahr bislang als starker Widerstand.

Die jüngsten PMI-Daten sind jedenfalls ein guter Anlass, um einen besorgten Kommentator zu zitieren, der fürchtet, dass Donald Trump die Wirtschaftsdaten fälschen könnte, um seine politische Agenda voranzubringen:

"Das Schlimmste, was [Trump] tun könnte, wäre es die Behörden zu politisieren, die die offiziellen Wirtschaftsdaten herausgeben, und Leute einzustellen, die die Statistiken zu seinen Gunsten verzerren würden."

Ein Esel schimpft den anderen Langohr. Natürlich wird Trump die Daten schönen. Das zeigen schon die lächerlichen Wachstumszahlen, die seine Ökonomen bei Umsetzung seiner "Strategie" vorhersagen. Außerdem hat das bislang noch jeder Politiker getan.

Die Journalistin Catherine Rampell hat die Wirtschaftsprognosen der Trump-Regierung mit dem folgenden Zitat sehr treffend in Perspektive gerückt:

"Ich habe eine Faustregel: Je mehr Wachstum ein Politiker verspricht, desto schlechter ist sein Plan für die Wirtschaft wahrscheinlich."

Angesichts des erschreckenden Zustands, in dem sich die Wirtschaft und die Finanzen der Vereinigten Staaten befinden, hat der Plan offen gesagt ohnehin nicht die geringste Aussicht auf Erfolg - insbesondere, weil Trump auch ebenso erschreckende "Lösungen" vorschlägt.

Doch kommen wir zurück zu den Edelmetallmärkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Anleger rechts des großen Teiches auch nur eine Unze echtes, physisches Gold verkauft - es sei denn aufgrund einer extremen finanziellen Notlage - ist verschwindend gering.

Tatsächlich waren die Gold- und Silberpreise über Nacht, während des Handelstages der östlichen Hemisphäre, auch äußerst stabil. Zumindest bis 02:15 Uhr EST, als pünktlich zum Beginn des vorbörslichen Handels in London der prototypische "Kartellboten"-Algorithmus gestartet wurde, der die Edelmetallkurse zum 792. Mal innerhalb der letzten 909 Handelstage zuverlässig attackierte und deckelte. Statistisch gesehen ist das ein Ereignis der Kategorie "6 Sigma", d. h. es ist extrem unwahrscheinlich und an freien Märkten praktisch unmöglich.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass der Angriff auf den Silberpreis um 02:15 Uhr ganz zufällig genau bei einem Kurs von 17,95 USD erfolgte, wo auch der 200-tägige gleitende Durchschnitt verlief (eine Linie, die das Kartell schon die ganze Woche lang erbittert verteidigt). Die nächste Attacke fand dann exakt sechs Stunden später statt, zur Eröffnung der COMEX um 08:20 Uhr. Es könnte also kaum offensichtlicher sein, was an diesen Märkten vor sich geht. (Das Thema Marktmanipulation, insbesondere im Gold- und Silbersektor, diskutiere ich übrigens auch in einem zweistündigen Podcast mit Tone Vays, einem bekannten Bitcoin-Kommentator.)

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Ungeachtet aller kurzfristigen Preistrends gibt es auch noch diese lästigen Faktoren, die man als Fundamentaldaten bezeichnet. Aufgrund der aktuellen historischen, völlig beispiellosen Manipulationen an den Finanzmärkten werden sie derzeit größtenteils ignoriert. Ich kann allerdings gar nicht oft genug darauf hinweisen, dass sowohl die Gold- als auch die Silberproduktion im Jahr 2015 ihr Maximum überschritten hat, während die Nachfrage nach beiden Edelmetallen 2016 auf neue Rekordwerte gestiegen ist!

Die verfügbaren überirdischen Lagerbestände sind unterdessen an einem historischen Tiefststand angelangt und die Minenproduktion wird aufgrund der katastrophalen Folgen, die das künstlich niedrig gehaltene Preisniveau der letzten Jahrzehnte für die Bergbauindustrie hatte, voraussichtlich noch jahrelang weiter sinken.


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