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Jim Rickards: Desaster in China könnte Gold-Run auslösen

02.03.2017  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir ein Vergnügen, heute James Rickards zum Interview begrüßen zu dürfen. Mr. Rickards ist der Herausgeber des monatlichen Newsletters "Strategic Intelligence" und der Leiter des James Rickards Project, das sich mit der komplexen Dynamik geopolitischer Entwicklungen und globaler Kapitalflüsse beschäftigt.

Zudem ist er der Autor mehrerer Bestseller, darunter "Die Geldapokalypse: Der Kollaps des internationalen Geldsystems", "Währungskrieg: Der Kampf um die monetäre Weltherrschaft", "Gold: Wie Sie sich vor Inflation, Zentralbanken und finanzieller Repression schützen" und sein neustes Buch "Der Weg ins Verderben: Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können".

Darüber hinaus ist Mr. Rickards als Portfoliomanager und Anwalt tätig und wurde als renommierter Ökonom u. a. von CNBC, BBC, Bloomberg und CNN interviewt. Jim, schön, dass Sie sich heute Zeit für uns nehmen. Willkommen zurück!


Jim Rickards: Schön wieder hier zu sein, danke.


Mike Gleason: Ich möchte mit einem Artikel über China beginnen, den Sie kürzlich auf DailyReckoning.com veröffentlicht haben. Seit der Wahl von Donald Trump, der ja bekanntlich Importzölle für Waren aus China und anderen Ländern einführen will, lag der Fokus der Öffentlichkeit größtenteils auf den Handelsbeziehungen und den Bemühungen Chinas, den Yuan abzuwerten.

Ein Handelskonflikt mit China hätte mit Sicherheit spürbare Folgen für die USA, aber Sie stellen noch eine ganze Reihe andere Überlegungen an, die über Zollgebühren und Währungsmärkte hinausgehen. Gehen Sie doch bitte kurz auf die interne politische Lage des Landes ein und erklären Sie uns dann einige der makroökonomischen Veränderungen, die sich in der Dreierkonstellation USA, China und Russland abzeichnen. Im Moment scheint da ja einiges ins Rollen zu kommen.


Jim Rickards: Gern. Meine These zu China ist unabhängig von Donald Trump und seiner Politik, auch wenn ich das natürlich ebenfalls für äußerst wichtig halte. Trump hat sehr konkrete Ansichten in Bezug auf China und sein Beraterstab wird versuchen, diese umzusetzen. In China gehen aber Dinge vor sich, die mit Trumps politischem Kurs nichts zu tun haben, für die es nicht einmal eine Rolle spielt, dass er Präsident ist.

Um die Sache auf den Punkt zu bringen: China geht pleite. Wenn man das sagt, verdrehen die Leute meistens die Augen und sagen: "Wie bitte? China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, hat die größten Währungsreserven der Geschichte und einen stattlichen Außenhandelsüberschuss. Wovon reden Sie überhaupt?"

Das stimmt natürlich alles. Wenn ich sage, dass China pleite geht, dann meine ich damit nicht, dass das Land verschwinden oder seine Zivilisation zusammenbrechen wird. Ich meine, dass ihnen die harte Währung ausgeht. Das Land gelangt an einen Punkt, an dem es kein Geld mehr hat, das der Rest der Welt auch haben will. Lassen Sie mich erklären, was genau ich damit meine. Ende 2014 hatte China Währungsreserven in Höhe von rund 4 Billionen Dollar. Das waren die umfangreichsten Devisenreserven, die je ein Land besessen hat. Was genau sind diese Reserven? Das ist eigentlich leicht zu verstehen.

Wenn Sie im Jahr 50.000 $ verdienen und sich die Steuern, Ihre Miete und alle anderen obligatorischen Ausgaben auf insgesamt 40.000 $ belaufen, dann haben Sie 10.000 $ übrig, die Sie auf ein Sparkonto einzahlen, in Aktien investieren oder anderweitig verwenden können. In diesem einfachen Beispiel sind die 10.000 $ Ihr Überschuss, Ihre Reserve. Genau so ist es auch in einer Volkswirtschaft. Ein Land exportiert verschiedene Waren und wird dafür in harter Währung bezahlt und importiert andere Güter, für die es ebenfalls in harter Währung bezahlen muss. Es investiert im Ausland und gleichzeitig investieren Unternehmer anderer Staaten im Inland. So entsteht das Gefüge der Handels- und Kapitalströme.

Wenn die Summe der Kapitalzuflüsse eines Landes unterm Strich größer ist als die Abflüsse, besteht ein Überschuss. Die Währungsreserven sind sozusagen eine Art nationales Sparkonto. Ende 2014 beliefen sich diese Reserven in China noch auf etwa 4 Billionen Dollar. Aktuell sind es ca. 2,9 Billionen Dollar. Das Land hat also in rund zwei Jahren 1,1 Billionen Dollar verloren.

Sie könnten jetzt sagen: "Na und? Es sind doch noch 2,9 Billionen übrig. Ist das nicht viel Geld?" Natürlich. Allerdings ist rund eine Billion davon nicht flüssig. Dieses Kapital stellt zwar eine Art von Vermögen dar, repräsentiert aber Investitionen. China wollte seine Kapitalerträge verbessern, also hat es in Hedgefonds, Aktienfonds, Goldminen in Sambia usw. investiert.

Infolgedessen ist eine Billion der chinesischen Reserven kein liquides Vermögen, d. h. die Regierung kann damit keine Rechnungen bezahlen. Die sofort verfügbaren Reserven belaufen sich also auf 1,9 Billionen Dollar. Davon muss jedoch wiederum eine Billion als Sicherheitsreserve vorgehalten werden, um im Notfall das chinesische Bankensystem retten zu können.

Was nun dieses Bankensystem anbelangt: Privaten Schätzungen zufolge machen uneinbringliche Forderungen 25% der Gesamtaktiva aus. Die Banken verfügen normalerweise über Kapitalrücklagen von 5% oder vielleicht 7-8%. Selbst falls sie Reserven in Höhe von 10% ihres Gesamtvermögens vorhalten würden, wäre dieses Kapital bei Forderungsausfällen von 25% dahin. Das chinesische Bankensystem ist also im Grunde genommen insolvent, auch wenn sie das natürlich nicht zugeben. Sie fälschen lieber die Bilanzen.

Nehmen wir einmal an, ich wäre eine Bank und hätte einem staatseigenen Unternehmen einen Kredit gewährt, einem Stahlwerk zum Beispiel. Die Rückzahlung des Kredits ist fällig, aber der Vertreter des Unternehmens kann die Schulden nicht einmal ansatzweise begleichen. Dann sage ich zu ihm: "Nun, Sie schulden mir 300 Millionen Dollar. Aber wissen Sie was, ich gebe Ihnen einen neuen Kredite über 400 Millionen Dollar. Das Geld behalte ich gleich selbst und zahle mir den alten Kredit einschließlich der Zinsen zurück, und dann gebe ich Ihnen den neuen Kredit mit neuem Fälligkeitsdatum. Wir sehen uns in zwei Jahren."

Im amerikanischen Bankensystem würde man dafür ins Gefängnis kommen. Solche Praktiken sind verboten. Wenn ein Kredit ganz offensichtlich notleidend ist und der Kreditnehmer nicht zahlen kann, muss die Forderung abgeschrieben werden, statt noch mehr Geld zu verschwenden. Doch in China wird das Problem häufig aufgeschoben und ignoriert.


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