Gold: Turbo-Start der Rally steht kurz bevor
28.02.2017 | Adam Hamilton
Seit der Anhebung des US-Leitzinses durch die Federal Reserve Mitte Dezember 2016 ist der Goldkurs in einem starken neuen Aufwärtstrend deutlich gestiegen. Doch ausgerechnet die Tradergruppe, die üblicherweise die treibende Kraft hinter den Kursgewinnen zu Beginn einer Rally ist, nahm in den letzten Monaten kaum am Marktgeschehen teil. Seit der Bodenbildung des Goldpreises haben die Spekulanten an den Goldterminmärkten keine signifikanten Käufe mehr getätigt. Diese Anomalie ist ein äußerst bullisches Zeichen für Gold. Wenn diese Trader wieder beginnen in Gold zu investieren, haben sie einiges nachzuholen.
Seit dem Tag nach der zweiten Zinserhöhung in den USA innerhalb der letzten 10,5 Jahre hat Gold bis zu 10,0% zugelegt (per Mitte dieser Woche). Natürlich waren die Kursgewinne der entsprechenden Minengesellschaften in diesem Zeitraum noch deutlich höher. Der führende Goldminen-ETF VanEck Vectors Gold Miners (GDX) schoss unterdessen 34,6% nach oben und entwickelte sich damit um Längen besser als der allgemeine Aktienindex S&P 500, der lediglich ein Plus von 1,4% verzeichnete. Der Goldsektor hat seinen Glanz zurückgewonnen.
Dennoch handelt es sich um eine seltsame Aufwärtsbewegung des Goldpreises, die von der extremen "Trumphorie" an den breiteren Märkte verzerrt wird. Normalerweise lässt sich bei einer neuen Goldrally ein klares Kaufmuster in drei Schritten beobachten, das hinter dem Preisanstieg steht. Die ersten Kursgewinne nach Erreichen der Tiefs werden von den Futures-Spekulanten ausgelöst, die Goldkontrakte kaufen, um ihre Short-Positionen einzudecken. Dies führt zur Umkehr des Goldkurses nach oben und der Anstieg lockt schließlich weitere Spekulanten auf die Long-Seite des Marktes. Dadurch beschleunigt sich die Rally.
Diese frühen Käufe sind entscheidend für die Marktstimmung, denn sie allein müssen den Goldpreis lange und weit genug nach oben katapultieren, um die Psychologie einer kritischen Masse von Marktteilnehmern zu ändern. Infolgedessen werden schließlich auch Investoren angelockt, die nun davon überzeugt sind, dass es sich um einen neuen, langfristigen Aufwärtstrend handelt. Diesen Investoren stehen insgesamt viel größere Kapitalmengen zur Verfügung als den Spekulanten und ihre Käufe sind der Hauptgrund für den Großteil der Kursgewinne. Die Spekulanten an den Futures-Märkten sind sozusagen die Starthilfe für den Motor der Investorennachfrage, der den Goldpreis antreibt.
Diese Abfolge der Goldkäufe zu Beginn einer Rally war so viele Jahre lang die Standardprozedur am Goldmarkt, dass ein anderer Ablauf mittlerweile nur schwer vorstellbar ist. Die Spekulanten und Investoren haben sehr unterschiedliche Einstellungen und Risikotoleranzen, daher sind die beiden Gruppen prädestiniert dafür, während einer Hausse zu verschiedenen Zeitpunkten in den Markt einzusteigen. Wenn der Goldkurs im Zuge einer bedeutenden Korrektur und vor dem Hintergrund einer äußerst pessimistischen Marktstimmung auf einen Tiefstpunkt fällt, sind die Spekulanten die einzigen Käufer am Markt, weil sie ihre Shorts eindecken und damit Gewinne realisieren.
Im Verhältnis zur Höhe der eingesetzten Kapitalmengen haben die Terminmärkte in Wirklichkeit einen viel zu großen Einfluss auf den Goldpreis. Grund dafür ist vor allem die extreme Leverage, die dem Handel mit Futures innewohnt. An den Aktienmärkten ist der zulässige Hebel zwar schon seit Jahrzehnten auf einen Faktor von 2 beschränkt, doch am Goldterminmarkt kann dieser Wert bis auf 25 steigen! Das bedeutet, dass relativ große Goldmengen an den Futures-Märkten mit relativ geringem Kapitaleinsatz kontrolliert werden können.
In dieser Woche beträgt die nötige Sicherheitsleistung für einen Terminkontrakt über 100 Unzen Gold nur 5.400 $. Bei einem Kurs von 1.240 $ je Unze entspricht der Wert dieses Kontrakts jedoch 124.000 $. Ein Spekulant, der den Kreditrahmen voll ausschöpft, kann also eine Hebelwirkung mit einem Faktor von bis zu 23,0 erzielen! Jeder am Futures-Markt in Gold investierte Dollar hat damit eine 23 Mal so große Wirkung auf den Preis wie ein direkt in Gold investierter Dollar. Aufgrund dessen kann der Terminhandel einen weit größeren Einfluss auf den Goldpreis ausüben als die Nachfrage seitens der Investoren.
Zum überproportionalen Einfluss des gehebelten Spekulationskapitals an den Terminmärkten kommt noch die Tatsache, dass der daraus abgeleitete Goldkurs der weltweite Referenzpreis ist. Große Kursschwankungen, ausgelöst vom extrem gehebelten Futures-Handel, können die Stimmung am Goldmarkt also weltweit stark beeinflussen und dazu führen, dass sich andere Trader rund um den Globus an den Spekulanten orientieren. Die kurzfristige Marktpsychologie wird daher von den Terminmärkten dominiert. Für Anleger, die langfristig investieren, kann das äußerst frustrierend sein.
Der plötzliche Anstieg des Goldkurses seit Mitte Dezember 2016, ohne dass es gleichzeitig zu signifikanten Käufen an den Terminmärkten kam, ist ein äußerst ungewöhnliches Ereignis. Basierend auf früheren Entwicklungen sollte es eigentlich unmöglich sein, dass sich am Goldmarkt eine starke neue Rally entzündet, obwohl die Futures-Spekulanten einen Kursanstieg im Grunde genommen boykottieren. Doch genau das haben wir in den letzten Monaten erlebt!
Die Long- und Short-Positionen der Spekulanten an den Goldterminmärkten werden jede Woche in den berühmten Commitments of Traders Reports veröffentlicht. Dieser Bericht erscheint immer am Freitagnachmittag und zeigt die Positionierung der Marktteilnehmer per Handelsschluss am Dienstag der gleichen Woche. Der letzte COT-Report, der vor Veröffentlichung dieses Essays verfügbar war, enthielt die Marktdaten bis einschließlich 14. Februar und zeigt auf wundersame Weise, dass die Spekulanten an den Futures-Märkten keine signifikanten Mengen an Goldkontrakten gekauft haben!
Dieser einfache Chart zeigt die Gesamtzahl der Long-Positionen der Spekulanten in grün und die Gesamtzahl ihrer Short-Positionen in rot. Diese Daten werden nur einmal wöchentlich gemeldet, tagesaktuelle Zahlen sind nicht verfügbar. Der Goldpreis ist in blau darübergelegt und seine wichtigsten gleitenden Durchschnitte sind in weiß und schwarz eingezeichnet. Die Käufe und Verkäufe der Spekulanten an den Terminmärkten waren viele Jahre lang der wichtigste Faktor für die kurzfristige Preisentwicklung - bis zur Entstehung der Anomalie in den letzten Monaten.
Seit dem Tag nach der zweiten Zinserhöhung in den USA innerhalb der letzten 10,5 Jahre hat Gold bis zu 10,0% zugelegt (per Mitte dieser Woche). Natürlich waren die Kursgewinne der entsprechenden Minengesellschaften in diesem Zeitraum noch deutlich höher. Der führende Goldminen-ETF VanEck Vectors Gold Miners (GDX) schoss unterdessen 34,6% nach oben und entwickelte sich damit um Längen besser als der allgemeine Aktienindex S&P 500, der lediglich ein Plus von 1,4% verzeichnete. Der Goldsektor hat seinen Glanz zurückgewonnen.
Dennoch handelt es sich um eine seltsame Aufwärtsbewegung des Goldpreises, die von der extremen "Trumphorie" an den breiteren Märkte verzerrt wird. Normalerweise lässt sich bei einer neuen Goldrally ein klares Kaufmuster in drei Schritten beobachten, das hinter dem Preisanstieg steht. Die ersten Kursgewinne nach Erreichen der Tiefs werden von den Futures-Spekulanten ausgelöst, die Goldkontrakte kaufen, um ihre Short-Positionen einzudecken. Dies führt zur Umkehr des Goldkurses nach oben und der Anstieg lockt schließlich weitere Spekulanten auf die Long-Seite des Marktes. Dadurch beschleunigt sich die Rally.
Diese frühen Käufe sind entscheidend für die Marktstimmung, denn sie allein müssen den Goldpreis lange und weit genug nach oben katapultieren, um die Psychologie einer kritischen Masse von Marktteilnehmern zu ändern. Infolgedessen werden schließlich auch Investoren angelockt, die nun davon überzeugt sind, dass es sich um einen neuen, langfristigen Aufwärtstrend handelt. Diesen Investoren stehen insgesamt viel größere Kapitalmengen zur Verfügung als den Spekulanten und ihre Käufe sind der Hauptgrund für den Großteil der Kursgewinne. Die Spekulanten an den Futures-Märkten sind sozusagen die Starthilfe für den Motor der Investorennachfrage, der den Goldpreis antreibt.
Diese Abfolge der Goldkäufe zu Beginn einer Rally war so viele Jahre lang die Standardprozedur am Goldmarkt, dass ein anderer Ablauf mittlerweile nur schwer vorstellbar ist. Die Spekulanten und Investoren haben sehr unterschiedliche Einstellungen und Risikotoleranzen, daher sind die beiden Gruppen prädestiniert dafür, während einer Hausse zu verschiedenen Zeitpunkten in den Markt einzusteigen. Wenn der Goldkurs im Zuge einer bedeutenden Korrektur und vor dem Hintergrund einer äußerst pessimistischen Marktstimmung auf einen Tiefstpunkt fällt, sind die Spekulanten die einzigen Käufer am Markt, weil sie ihre Shorts eindecken und damit Gewinne realisieren.
Im Verhältnis zur Höhe der eingesetzten Kapitalmengen haben die Terminmärkte in Wirklichkeit einen viel zu großen Einfluss auf den Goldpreis. Grund dafür ist vor allem die extreme Leverage, die dem Handel mit Futures innewohnt. An den Aktienmärkten ist der zulässige Hebel zwar schon seit Jahrzehnten auf einen Faktor von 2 beschränkt, doch am Goldterminmarkt kann dieser Wert bis auf 25 steigen! Das bedeutet, dass relativ große Goldmengen an den Futures-Märkten mit relativ geringem Kapitaleinsatz kontrolliert werden können.
In dieser Woche beträgt die nötige Sicherheitsleistung für einen Terminkontrakt über 100 Unzen Gold nur 5.400 $. Bei einem Kurs von 1.240 $ je Unze entspricht der Wert dieses Kontrakts jedoch 124.000 $. Ein Spekulant, der den Kreditrahmen voll ausschöpft, kann also eine Hebelwirkung mit einem Faktor von bis zu 23,0 erzielen! Jeder am Futures-Markt in Gold investierte Dollar hat damit eine 23 Mal so große Wirkung auf den Preis wie ein direkt in Gold investierter Dollar. Aufgrund dessen kann der Terminhandel einen weit größeren Einfluss auf den Goldpreis ausüben als die Nachfrage seitens der Investoren.
Zum überproportionalen Einfluss des gehebelten Spekulationskapitals an den Terminmärkten kommt noch die Tatsache, dass der daraus abgeleitete Goldkurs der weltweite Referenzpreis ist. Große Kursschwankungen, ausgelöst vom extrem gehebelten Futures-Handel, können die Stimmung am Goldmarkt also weltweit stark beeinflussen und dazu führen, dass sich andere Trader rund um den Globus an den Spekulanten orientieren. Die kurzfristige Marktpsychologie wird daher von den Terminmärkten dominiert. Für Anleger, die langfristig investieren, kann das äußerst frustrierend sein.
Der plötzliche Anstieg des Goldkurses seit Mitte Dezember 2016, ohne dass es gleichzeitig zu signifikanten Käufen an den Terminmärkten kam, ist ein äußerst ungewöhnliches Ereignis. Basierend auf früheren Entwicklungen sollte es eigentlich unmöglich sein, dass sich am Goldmarkt eine starke neue Rally entzündet, obwohl die Futures-Spekulanten einen Kursanstieg im Grunde genommen boykottieren. Doch genau das haben wir in den letzten Monaten erlebt!
Die Long- und Short-Positionen der Spekulanten an den Goldterminmärkten werden jede Woche in den berühmten Commitments of Traders Reports veröffentlicht. Dieser Bericht erscheint immer am Freitagnachmittag und zeigt die Positionierung der Marktteilnehmer per Handelsschluss am Dienstag der gleichen Woche. Der letzte COT-Report, der vor Veröffentlichung dieses Essays verfügbar war, enthielt die Marktdaten bis einschließlich 14. Februar und zeigt auf wundersame Weise, dass die Spekulanten an den Futures-Märkten keine signifikanten Mengen an Goldkontrakten gekauft haben!
Dieser einfache Chart zeigt die Gesamtzahl der Long-Positionen der Spekulanten in grün und die Gesamtzahl ihrer Short-Positionen in rot. Diese Daten werden nur einmal wöchentlich gemeldet, tagesaktuelle Zahlen sind nicht verfügbar. Der Goldpreis ist in blau darübergelegt und seine wichtigsten gleitenden Durchschnitte sind in weiß und schwarz eingezeichnet. Die Käufe und Verkäufe der Spekulanten an den Terminmärkten waren viele Jahre lang der wichtigste Faktor für die kurzfristige Preisentwicklung - bis zur Entstehung der Anomalie in den letzten Monaten.