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Gold in perfekter Ausgangslage

05.04.2017  |  Adam Hamilton
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Die durchschnittlichen Gewinne des Goldkurses während der Zinszyklen sind auf den starken Anstieg der Goldpreise während sechs der insgesamt elf Zyklen zurückzuführen. Während der anderen fünf Zeiten mit steigenden Zinsen gab der Goldpreis dagegen nach. Wenn der Kurs des gelben Metalls vor dem Hintergrund steigender Zinsen zulegte, beliefen sich die Gewinne im Schnitt auf erstaunliche 61,0%. In den fünf Fällen, in denen sich der Goldpreis ungünstig entwickelte, betrug das Minus im Durchschnitt nur 13,9%.

Es stellt sich heraus, dass zwei Schlüsselfaktoren darüber entscheiden, ob die Performance des Goldkurses bei einem steigenden Zinsniveau gut oder schlecht ist. Der erste Punkt ist offensichtlich: das Preisniveau des Edelmetalls zu Beginn eines neuen Zinszyklus. Wenn Gold verglichen mit den Preisen der letzten Jahre relativ teuer ist, ist ein Kursrückgang bei einer Straffung der Geldpolitik wahrscheinlich. Gegen Ende einer langen Goldhausse sind steigende Zinsen nicht bullisch.

Zu diesem Zeitpunkt hat die Mehrheit der interessierten Investoren bereits gekauft und die Marktstimmung ist zu sehr in Richtung Gier umgeschlagen. Dann können auch die Zinszyklen der US-Notenbank die natürliche Abfolge von Bullen- und Bärenmärkten am Goldmarkt nicht außer Kraft setzen.

Der zweite Faktor ist die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen. Je langsamer die Zinsen steigen, desto bullischer ist das für Gold. Angesichts der Angst der Spekulanten am Goldterminmarkt vor höheren Zinsen ergibt das Sinn: Je schneller die Fed die Federal Funds Rate anhebt, desto stärker wird der psychologische Druck, die eigenen Gold-Positionen zu liquidieren, wenn man der Ansicht ist, dass höhere Renditen das Edelmetall als Investment weniger attraktiv machen. Wichtiger als dieser Faktor ist allerdings der Goldpreis zu Beginn eines Zinserhöhungszyklus.

Während der in diesen Charts dargestellten Zinszyklen ist der Goldpreis ausnahmslos immer dann gestiegen, wenn er zu Beginn der Zinserhöhungen verhältnismäßig niedrig war. Wenn der Preis des Edelmetalls nach einem jahrelangen Aufwärtstrend aber bereits recht hoch war, gab er nach, sobald die Fed begann, die Zinsen anzuheben. Die internen Zyklen des Goldmarktes sind folglich stärker als der Einfluss, den die Geldpolitik der US-Notenbank auf den Goldpreis hat. Wie an allen Märkten ist auch am Goldmarkt der Kaufpreis der ausschlaggebende Faktor, der letzten Endes über die Höhe der Gewinne entscheidet.

Die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen ist jedoch ein wichtiger zusätzlicher Faktor, der einen Hinweis darauf liefert, wie es dem gelben Metall in einer Zeit mit steigenden Zinsen ergehen könnte. In den sechs Zinserhöhungszyklen, in denen Gold durchschnittliche Kursgewinne von 61,0% verzeichnete, erfolgten die Anhebungen langsam und schrittweise. Ein Zinsschritt betrug im Mittel nur 35 Basispunkte und der durchschnittliche Anstieg pro Monat lag bei lediglich 24 Basispunkten. Im Gegensatz dazu erhöhte die Fed den Leitzins während der fünf Zyklen, in denen der Goldpreis sank, im Schnitt um 110 Basispunkte pro Zinsschritt bzw. um 141 Basispunkte pro Monat.

Angesichts dieser Vergleichswerte sind die Voraussetzungen für die Performance von Gold während des aktuellen, zwölften Zinserhöhungszyklus seit 1971 äußerst bullisch. Bevor die Federal Reserve im Dezember 2015 begann, den US-Leitzins wieder anzuheben, hatte sie fast ein Jahrzehnt lang eine Nullzinspolitik verfolgt. Der Goldkurs was unterdessen auf ein 6,1-Jahrestief gefallen. Relativ betrachtet war der Goldpreis damit zu Beginn des neuen Zinszyklus extrem niedrig und es bestand enormer Spielraum für einen Anstieg der Nachfrage.

Mitte März dieses Jahres hatte der Offenmarktausschuss der Fed den Leitzins innerhalb von 15 Monaten dreimal erhöht, um insgesamt 75 Basispunkte. Damit wird das Zinsniveau derzeit so langsam erhöht wie nie zuvor - um durchschnittlich 25 Basispunkte pro Zinsschritt und um nur 5 Basispunkte pro Monat! Nie war die Fed mit ihrer Zinspolitik zaghafter als unter der Leitung der aktuellen Vorsitzenden Janet Yellen. Obwohl es jetzt also zwei Anpassungen innerhalb von drei Monaten gab, ist der derzeitige Zinserhöhungszyklus noch immer der mit Abstand langsamste der Geschichte.

Gold befindet sich also in der besten Ausgangslage für einen dramatischen Anstieg! Trotz der irrationalen Verkäufe durch die Spekulanten am Terminmarkt im Vorfeld der Zinsanhebungen, ist der Aufwärtstrend bereits erkennbar. Zwischen dem ersten Zinsschritt im Dezember 2015 und dem dritten Mitte März dieses Jahres hat Gold einen Kursgewinn von 15,1% verzeichnet - und das trotz der unglaublichen Euphorie an den Aktienmärkten, die die Stimmung am Goldmarkt beeinträchtigte!

Da die Rahmenbedingungen für Gold nicht nur zu Beginn des aktuellen Zinszyklus äußerst bullisch waren, sondern auch jetzt noch sehr gut sind, sollte der Kursgewinn des gelben Metalls am Ende deutlich über dem durchschnittlichen Plus von 61,0% liegen, das während früherer Zinserhöhungen erzielt wurde.

Für antizyklisch denkende Investoren sind das wirklich spannende Zeiten. Selbst wenn die Gewinne des Goldkurses während des aktuellen Zinszyklus nur den historischen Durchschnitt von 61,0% erreichen sollten, entspräche das noch immer einem Kursziel von 1.709 $! Ausgehend vom Preisniveau dieser Woche wäre das ein weiterer Anstieg um 36,5%. Bis die Federal Reserve ihren Zinszyklus beendet, ist also mit massiven zusätzlichen Kursgewinnen zu rechnen.

Es erstaunt mich noch immer, dass die Spekulanten am Goldterminmarkt offenbar nicht in der Lage sind, sich ein paar Stunden Zeit zu nehmen, um zu verstehen, wie sich der Goldpreis vor dem Hintergrund eines steigenden Zinsniveaus in der Vergangenheit tatsächlich entwickelt hat. Angesichts der enormen Kredite, die sie für ihre Spekulationen aufnehmen, sollte man meinen, dass sie sich etwas mehr Mühe geben, die wahrscheinliche Kursentwicklung zu verstehen.

Natürlich ist es mit einem gewissen Aufwand verbunden, all die Daten seit 1971 zu analysieren. Aber warum werfen die Spekulanten nicht wenigstens einen Blick auf den letzten Zinszyklus in den USA? Zwischen Juni 2004 und Juni 2006 erhöhte der Offenmarktausschuss der US-Notenbank die Federal Funds Rate bei jeder Sitzung. In 17 einzelnen Schritten wurde der Leitzins damals um insgesamt 425 Basispunkte auf 5,25% angehoben. Das war mehr als das Fünffache des Ausgangswertes.

Wenn höhere Zinsen und höhere Renditen sich negativ auf den Goldpreis auswirken würden, hätte er in diesem Zeitraum mindestens 5% sinken müssen. Stattdessen ist er 49,6% gestiegen! Die Wahrscheinlichkeit, dass der super-akkommodierende Offenmarktausschuss unter der Leitung von Janet Yellen den US-Leitzins auch diesmal 17 Mal in Folge erhöht oder auch nur in die Nähe der 5-%-Marke hebt, ist gleich Null. Yellen und ihre Kollegen erklären schließlich immerzu, warum sie der Ansicht sind, dass das neue "normale" Leitzinsniveau nicht bei mehr als 3% liegen wird.

Angesichts der vielen Versprechungen, die die Fed in Bezug auf höhere Zinsen bereits gemacht, aber nur zum Teil erfüllt hat, würde es mich ehrlich gesagt überraschen, wenn sie die Federal Funds Rate überhaupt auf mehr als 2% anheben sollte.

Wenn der Goldkurs vor dem Hintergrund der starken Zinserhöhungen Mitte der 2000er Jahre 49,6% zulegen konnte, sollten ähnliche Gewinne bei der verhaltenen Straffung der Geldpolitik, die wir heute erleben, ein Kinderspiel sein. Ein vergleichbarer Anstieg würde den Goldpreis auf 1.588 $ klettern lassen. Es ist traurig, dass die meisten Investoren und Spekulanten heutzutage nicht die geringste Ahnung davon haben, dass steigende US-Zinsen in Wirklichkeit bullisch für Gold sind. Der Großteil der Marktteilnehmer ist von der Propaganda über das "unproduktive" Gold geblendet, das keine Rendite generiert.


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