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Was soll schon schiefgehen?

10.04.2017  |  Axel Merk
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Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, aus den Berichten über die Beschäftigtenzahl der US-Wirtschaft auf die künftige Konjunkturentwicklung zu schließen. Während ich diesen Artikel verfasse, preist der Markt (auf Grundlage der Fed Funds Futures) für dieses Jahr übrigens nur knapp 2,5 Zinserhöhungen ein - und zwar einschließlich der Anhebung im März.

Zudem sollten wir nicht vergessen, dass die Amtszeit der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen Anfang nächsten Jahres endet. In ein paar Monaten werden die Spekulationen über ihren Nachfolger zunehmen. Wir setzen auf Kevin Warsh, der während der Finanzkrise als Gouverneur bei der Notenbank tätig war, und der zu den Wirtschaftsdiskussionen am runden Tisch geladen war, die Präsident Trump eher in diesem Jahr abhielt.

Mr. Warsh hat argumentiert, dass der geldpolitische Kurs der Fed den Besitzern von Wertpapieren geholfen, die Investitionen in die Realwirtschaft aber in Wirklichkeit beeinträchtigt hat. In zahlreichen Kommentaren im Wall Street Journal hat er die Fed für das Fehlen einer echten Strategie kritisiert und sich dafür ausgesprochen, dass die Notenbank ihren Fokus wieder auf die Realwirtschaft statt auf die Finanzmärkte richten sollte.

Wir interpretieren diese Aussagen so, dass die Fed das Zinsniveau unter der Leitung von Kevin Warsh womöglich selbst dann anheben würde, wenn die Märkte einbrechen. Andererseits wäre er auch nicht der erste Vorsitzende, der lernen muss, dass die Märkte ein gewisses Talent dafür haben, die Federal Reserve von einer Kursänderung zu überzeugen...

Die Fed glaubt wahrscheinlich, dass die Krise hinter uns liegt und jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen ist, um die Geldpolitik zu normalisieren. Die Folgen könnten höhere Volatilität und niedrigere Assetpreise sein. Sollten Sie sich also auf einen Crash vorbereiten? Ist das nicht ein wenig sehr schwarzseherisch? Nein, finden wir nicht. Eigentlich sollten Sie immer auf einen Crash vorbereitet sein. Man kann auf das Beste hoffen, aber das ist keine Investmentstrategie. Vorbereitet sein sollte man immer auf das Schlimmste. Ein Stresstest des eigenen Portfolios ist daher in jedem Marktumfeld eine gute Idee.

Allerdings sind wir tatsächlich der Ansicht, dass die Gefahr ernster Kurseinbrüche stark zugenommen hat. Grund dafür ist die Kombination aus hohen Bewertungen, der Phase der geringen Volatilität, die sich nun womöglich ihrem Ende zuneigt, und den niedrigen Zinsen in einem Kontext, in dem sowohl Privatanleger als auch die Portfolios der institutionellen Investoren unserer Einschätzung nach ein zu hohes Exposure gegenüber den Aktienmärkten aufweisen.


Was ist mit Gold?

Ich warne nun also davor, dass die US-Notenbank ihre Zurückhaltung ablegen und die Zinssätze künftig entschiedener anheben könnte. Ist das nicht schlecht für den Goldpreis? Das kommt ganz darauf an, wie man die weiteren Entwicklungen einschätzt. Ich glaube z. B., dass ein aggressiveres Vorgehen der Fed zu Fehltritten bei ihrer Klippenwanderung führen wird. Wenn man auf dem schmalen Pfand entlang des Abgrunds einen Schritt zur falschen Seite macht, ist der Weg nach unten weit. Ich denke also nicht, dass die Fed in der Lage ist, das Zinsniveau zu normalisieren, selbst wenn sie es wollte.

Jeder entschiedene Versuch zur Normalisierung der Zinspolitik wird in meinen Augen zum Einbruch der Aktienkurse führen. Wenn es an den Börsen bergab geht, denken die Investoren unter Umständen sehr schnell, das Glas sei halbleer, d. h. sie nehmen eine pessimistische Sichtweise ein und interpretieren Wirtschaftsdaten und Nachrichten aus Washington anschließend als negativ für die Märkte. Die Zuversicht könnte recht schnell schwinden.

Der Elfenbeinturm-Club der Notenbank wird die Verschlechterung der Lage an den Finanzmärkten zweifellos bemerken und nicht mehr in der Lage sein, die Zinsen zu erhöhen, sobald die zugrundeliegenden Wirtschaftsdaten zunehmend enttäuschend ausfallen. Selbstverständlich sind zahlreiche andere Szenarien ebenfalls denkbar, doch dieses ist aktuell unser Basisszenario (Änderungen behalten wir uns jederzeit vor).

Beachten Sie auch, dass Gold im ersten Quartal dieses Jahres trotz der Zinsanhebung in den USA eine besserer Performance geliefert hat als der Aktienindex S&P 500. Unseren Analysen zufolge ist der Goldpreis in jedem Bärenmarkt seit den frühen 1970er Jahren gestiegen. Die einzige Ausnahme was die vom damaligen US-Notenbankchef Volcker ausgelöste Baisse Anfang der 1980er Jahre, als die Realzinsen auf ein sehr hohes Niveau gehoben wurden.

Wir wollen damit nicht sagen, dass Investoren all ihre Aktien verkaufen und stattdessen Gold kaufen sollten. Wir erwähnen Gold, weil es das "einfachste" Mittel zur Diversifizierung der eigenen Kapitalanlagen ist. Die Dynamik des Goldpreises ist leichter zu verstehen als andere Möglichkeiten zur Diversifizierung des Portfolios in einer Zeit, in der die meisten Assets überbewertet sein dürften. "Am einfachsten" bedeutet jedoch nicht unbedingt am besten: Wir möchten an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass der Goldpreis nicht immer steigt, wenn die Aktienkurse fallen.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 05.04.2017 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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