Neue Angriffe auf den Goldpreis
10.05.2017 | Adam Hamilton
Gold musste in den letzten Wochen einen heftigen Kursrückgang verkraften, was zu einer sehr bearishen Marktstimmung geführt hat. Zwar war eine ganze Reihe verschiedener Faktoren für den Sell-off verantwortlich. Hauptsächlicher Auslöser war jedoch eine Leerverkaufs-Attacke am Terminmarkt. Dabei handelt es sich um relativ seltene Vorkommnisse, die durch extrem umfangreiche Verkäufe gekennzeichnet sind und speziell mit dem Ziel durchgeführt werden, den Goldpreis nach unten zu manipulieren. Als Anleger oder Trader sollten Sie diese Ereignisse verstehen, die sich von Natur aus selbst begrenzen und auch bullische Implikationen haben.
Die Leerverkaufs-Attacken am Goldterminmarkt sind äußerst real und lassen sich an einem verräterisch hohen Handelsvolumen sowie der typischen Abwärtsbewegung des Kurses erkennen. Ich analysiere diese Angriffe schon seit Jahren und habe in unseren Newslettern ausführlich darüber berichtet. Man muss sich jedoch unbedingt bewusst machen, dass diese seltenen Ereignisse insgesamt nur einen winzigen Bruchteil aller Goldverkäufe ausmachen. Die meisten Verkäufe erfolgen als normale Reaktion auf verschiedene Marktfaktoren, nicht im Rahmen einer Shortselling-Attacke.
Die isolierten, anomalen Episoden am Goldmarkt werden oft als Beweis für die aktive Manipulation der Edelmetallpreise angeführt. Ob das wahr ist oder nicht, sei dahingestellt. Fest steht jedoch, dass die Leerverkaufs-Attacken die Kursentwicklung nur sporadisch und über kurze Abschnitte hinweg erklären können. Wenn sie geschehen, haben sie eine übergroße Wirkung auf den Preis, aber sie sind immer von kurzer Dauer, denn das Verkaufsvolumen, das für die Durchführung eines solchen Angriffs notwendig ist, ist viel zu hoch, als dass es langfristig aufrechterhalten werden könnte.
Die extremen Leerverkäufe sind eine natürliche Begleiterscheinung des Handels mit Goldfutures, der die kurzfristige Preisentwicklung am Goldmarkt dominiert. Die Spekulanten am Goldterminmarkt haben aus verschiedenen Gründen einen überproportionalen Einfluss auf den Kurs. Zum einen ist der Goldpreis, der aus dem Futureshandel an den US-Börsen abgeleitet wird, der weltweite Referenzpreis. Was auch immer die Spekulanten am Terminmarkt tun, hat also starken Einfluss auf die allgemeine Stimmung der Gold-Trader rund um den Globus.
Man könnte den Handel mit Goldfutures durch die Spekulanten daher als Multiplikator des Sentiments bezeichnen. Wenn diese Trader Goldkontrakte kaufen und den Preis nach oben treiben, werden andere Marktteilnehmer ebenfalls bullisch und investieren ihr Kapital. Diese Kettenreaktion verstärkt sich selbst. Wenn die Spekulanten ihre Goldfutures jedoch verkaufen und der Kurs infolgedessen sinkt, wird auch der Rest der Trader weltweit nervös und bearish. An anderen Märkten schließen sich die Investoren dann tendenziell den Verkäufen an und verstärken dadurch den Abwärtsdruck auf den Preis. Beim Platzieren ihrer Orders orientieren sich die Trader immer an der aktuellen Lage am Goldterminmarkt.
Zum anderen haben die Goldfutures zusätzlich eine extreme Hebelwirkung, was den Einfluss des Terminhandels auf die Preisbildung enorm verstärkt. Jeder Terminkontrakt repräsentiert 100 Feinunzen Gold. Bei einem Goldpreis von 1.250 $ ist ein Kontrakt also nominell 125.000 $ wert. Der derzeit geforderte Mindesteinschuss für den Handel eines solchen Kontrakts beträgt jedoch nur 4.200 $. Ein Trader, der nicht mehr als diese minimale Sicherheitsleistung hinterlegt, kann also eine Leverage von fast 30 erzielen! Am US-Aktienmarkt liegt die gesetzliche Obergrenze für die zulässige Hebelwirkung dagegen bei 2.
Verglichen mit einem normalen Goldinvestor, der das Edelmetall ganz ohne Leverage erworben hat, hat jeder Dollar eines Futures-Spekulanten die 20-30-fache Wirkung auf den Goldpreis! Obwohl die Goldinvestitionen insgesamt weit umfangreicher sind als der Terminhandel, hat letzterer auf kurze Sicht also den weitaus größeren Einfluss auf die Kursentwicklung. Die extreme Leverage der Goldfutures ist auch der Grund dafür, dass die Leerverkaufs-Attacken überhaupt möglich sind.
Die Funktionsweise eines solchen Angriffs durch eine extreme Short-Position ist simpel: Ein finanzstarker Spekulant oder eine ganze Gruppe von Markteilnehmern verkauft innerhalb von wenigen Minuten eine schwindelerregende Anzahl an Goldkontrakten. Dieser plötzliche Verkaufsdruck geht weit über das typische Handelsvolumen hinaus und kann vom Markt nicht absorbiert werden. Infolgedessen löst das extreme Ungleichgewicht auf der Verkaufsseite einen steilen Absturz des Goldkurses aus, bevor sich genug Käufer finden, die für einen Ausgleich sorgen.
Die Spekulanten, die solche Attacken ausführen, hoffen, dass sie auf diese Weise einen größeren Sell-off auslösen. Aufgrund der extremen Leverage der Goldfutures können es sich die Trader nicht leisten, lange falsch zu liegen. Bei einer Hebelwirkung von 25 bedeutet bereits eine Bewegung des Goldkurses um 4% in die falsche Richtung den vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals! Die Short-Seller hoffen also, dass ihre Blitzattacken die Besitzer der Long-Positionen zur Kapitulation und zu weiteren Verkäufen zwingen werden, die üblicherweise durch automatisierte Stopp-Loss-Orders ausgelöst werden.
Der zusätzliche Abverkauf von Long-Kontrakten lässt den Kurs weiter fallen, wodurch wiederum mehr Stopp-Loss-Orders ausgelöst werden. Ist der Goldpreis dann erst einmal stark eingebrochen, beginnen die Short-Seller, die die Leerverkaufs-Attacke gestartet haben, Schritt für Schritt Goldfutures zurückzukaufen um ihre Positionen einzudecken und glattzustellen. Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem niedrigeren Rückkaufpreis ist ihr Gewinn. Dieser gesamte Prozess spielt sich äußerst schnell ab: Der Sell-off dauert nur Minuten und der Rückkauf der Kontrakte erfolgt innerhalb von Stunden.
Shortselling-Attacken dieser Art sind leicht zu identifizieren, weil sie mit einem extrem hohen Handelsvolumen einhergehen. Die US-Börsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlicht jede Woche die Positionierung aller Marktteilnehmer am Goldterminmarkt in den bekannten Commitments of Trader (COT) Reports. Jede wöchentliche Zu- oder Abnahme der Long- oder Short-Positionen der Spekulanten um mehr als 20.000 Kontrakte stellt eine große Änderung dar. Bei einer Leerverkaufs-Attacke werden dagegen über 20.000 Goldfutures innerhalb weniger Minuten auf den Markt geworfen!
Die Leerverkaufs-Attacken am Goldterminmarkt sind äußerst real und lassen sich an einem verräterisch hohen Handelsvolumen sowie der typischen Abwärtsbewegung des Kurses erkennen. Ich analysiere diese Angriffe schon seit Jahren und habe in unseren Newslettern ausführlich darüber berichtet. Man muss sich jedoch unbedingt bewusst machen, dass diese seltenen Ereignisse insgesamt nur einen winzigen Bruchteil aller Goldverkäufe ausmachen. Die meisten Verkäufe erfolgen als normale Reaktion auf verschiedene Marktfaktoren, nicht im Rahmen einer Shortselling-Attacke.
Die isolierten, anomalen Episoden am Goldmarkt werden oft als Beweis für die aktive Manipulation der Edelmetallpreise angeführt. Ob das wahr ist oder nicht, sei dahingestellt. Fest steht jedoch, dass die Leerverkaufs-Attacken die Kursentwicklung nur sporadisch und über kurze Abschnitte hinweg erklären können. Wenn sie geschehen, haben sie eine übergroße Wirkung auf den Preis, aber sie sind immer von kurzer Dauer, denn das Verkaufsvolumen, das für die Durchführung eines solchen Angriffs notwendig ist, ist viel zu hoch, als dass es langfristig aufrechterhalten werden könnte.
Die extremen Leerverkäufe sind eine natürliche Begleiterscheinung des Handels mit Goldfutures, der die kurzfristige Preisentwicklung am Goldmarkt dominiert. Die Spekulanten am Goldterminmarkt haben aus verschiedenen Gründen einen überproportionalen Einfluss auf den Kurs. Zum einen ist der Goldpreis, der aus dem Futureshandel an den US-Börsen abgeleitet wird, der weltweite Referenzpreis. Was auch immer die Spekulanten am Terminmarkt tun, hat also starken Einfluss auf die allgemeine Stimmung der Gold-Trader rund um den Globus.
Man könnte den Handel mit Goldfutures durch die Spekulanten daher als Multiplikator des Sentiments bezeichnen. Wenn diese Trader Goldkontrakte kaufen und den Preis nach oben treiben, werden andere Marktteilnehmer ebenfalls bullisch und investieren ihr Kapital. Diese Kettenreaktion verstärkt sich selbst. Wenn die Spekulanten ihre Goldfutures jedoch verkaufen und der Kurs infolgedessen sinkt, wird auch der Rest der Trader weltweit nervös und bearish. An anderen Märkten schließen sich die Investoren dann tendenziell den Verkäufen an und verstärken dadurch den Abwärtsdruck auf den Preis. Beim Platzieren ihrer Orders orientieren sich die Trader immer an der aktuellen Lage am Goldterminmarkt.
Zum anderen haben die Goldfutures zusätzlich eine extreme Hebelwirkung, was den Einfluss des Terminhandels auf die Preisbildung enorm verstärkt. Jeder Terminkontrakt repräsentiert 100 Feinunzen Gold. Bei einem Goldpreis von 1.250 $ ist ein Kontrakt also nominell 125.000 $ wert. Der derzeit geforderte Mindesteinschuss für den Handel eines solchen Kontrakts beträgt jedoch nur 4.200 $. Ein Trader, der nicht mehr als diese minimale Sicherheitsleistung hinterlegt, kann also eine Leverage von fast 30 erzielen! Am US-Aktienmarkt liegt die gesetzliche Obergrenze für die zulässige Hebelwirkung dagegen bei 2.
Verglichen mit einem normalen Goldinvestor, der das Edelmetall ganz ohne Leverage erworben hat, hat jeder Dollar eines Futures-Spekulanten die 20-30-fache Wirkung auf den Goldpreis! Obwohl die Goldinvestitionen insgesamt weit umfangreicher sind als der Terminhandel, hat letzterer auf kurze Sicht also den weitaus größeren Einfluss auf die Kursentwicklung. Die extreme Leverage der Goldfutures ist auch der Grund dafür, dass die Leerverkaufs-Attacken überhaupt möglich sind.
Die Funktionsweise eines solchen Angriffs durch eine extreme Short-Position ist simpel: Ein finanzstarker Spekulant oder eine ganze Gruppe von Markteilnehmern verkauft innerhalb von wenigen Minuten eine schwindelerregende Anzahl an Goldkontrakten. Dieser plötzliche Verkaufsdruck geht weit über das typische Handelsvolumen hinaus und kann vom Markt nicht absorbiert werden. Infolgedessen löst das extreme Ungleichgewicht auf der Verkaufsseite einen steilen Absturz des Goldkurses aus, bevor sich genug Käufer finden, die für einen Ausgleich sorgen.
Die Spekulanten, die solche Attacken ausführen, hoffen, dass sie auf diese Weise einen größeren Sell-off auslösen. Aufgrund der extremen Leverage der Goldfutures können es sich die Trader nicht leisten, lange falsch zu liegen. Bei einer Hebelwirkung von 25 bedeutet bereits eine Bewegung des Goldkurses um 4% in die falsche Richtung den vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals! Die Short-Seller hoffen also, dass ihre Blitzattacken die Besitzer der Long-Positionen zur Kapitulation und zu weiteren Verkäufen zwingen werden, die üblicherweise durch automatisierte Stopp-Loss-Orders ausgelöst werden.
Der zusätzliche Abverkauf von Long-Kontrakten lässt den Kurs weiter fallen, wodurch wiederum mehr Stopp-Loss-Orders ausgelöst werden. Ist der Goldpreis dann erst einmal stark eingebrochen, beginnen die Short-Seller, die die Leerverkaufs-Attacke gestartet haben, Schritt für Schritt Goldfutures zurückzukaufen um ihre Positionen einzudecken und glattzustellen. Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem niedrigeren Rückkaufpreis ist ihr Gewinn. Dieser gesamte Prozess spielt sich äußerst schnell ab: Der Sell-off dauert nur Minuten und der Rückkauf der Kontrakte erfolgt innerhalb von Stunden.
Shortselling-Attacken dieser Art sind leicht zu identifizieren, weil sie mit einem extrem hohen Handelsvolumen einhergehen. Die US-Börsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlicht jede Woche die Positionierung aller Marktteilnehmer am Goldterminmarkt in den bekannten Commitments of Trader (COT) Reports. Jede wöchentliche Zu- oder Abnahme der Long- oder Short-Positionen der Spekulanten um mehr als 20.000 Kontrakte stellt eine große Änderung dar. Bei einer Leerverkaufs-Attacke werden dagegen über 20.000 Goldfutures innerhalb weniger Minuten auf den Markt geworfen!