Gold- und Rohstoffanleger kommen sich derzeit vor wie im "falschen Film"!
12.05.2017 | Sascha Opel
- Seite 2 -
Gold ist der Feind der Zentralbanken, da es der Feind ihres ungedeckten Papiergeldes istEin stark steigender Goldpreis impliziert sinkendes Vertrauen in den (ungedeckten) Papiergeldwert. Dass man dem hypeartigen Anstieg von Kryptowährungen wie Bitcoin dagegen in den Zentralbanken (noch) keine allzu große Aufmerksamkeit schenkt, liegt in der vergleichsweise geringen Größe des Bitcoin-Marktes (bei 1.600 USD sind es gerade einmal knapp 30 Mrd. USD, die alle Bitcoins wert sind; der Wert aller Ethereums beläuft sich auf 8 Mrd. USD).
Im Gegensatz zu anderen Assetklassen, auf die es keine Derivate und Terminmärkte gibt, ist eine Manipulation beim Goldmarkt jedoch leicht möglich. In den letzten 12 Jahren gab es mehrfach manipulative Eingriffe in den Goldmarkt. Dazu muss man auch kein Verschwörungstheoretiker sein, denn die Fakten (und bereits verurteilten Fälle der Goldpreis-Marktmanipulation) sprechen eine eindeutige Sprache.
Die aktuelle Schwäche von Gold hängt unserer Meinung nach nicht nur am Fall der sinkenden "Versicherungsprämie" nach der Frankreich-Wahl. Wir gehen auch einem neuen Zinsexperiment entgegen, welches (zunächst) negativ auf Gold wirkt. Bislang drückten die Zentralbanken den Zins auf oder unter die Nulllinie, was den Realzins nach Abzug der Inflationsrate deutlich ins Negative beförderte.
Nach den ersten Zinsschritten der FED ist relativ klar, dass der künftige Kurs der Notenbanken (EZB vermutlich mit Verzögerung) so aussehen wird, dass man wieder einen nominal höheren Zinssatz zulassen wird. Dies wird eine deutliche Erhöhung der Inflation nach sich ziehen, so dass der Realzins (=Nominalzins minus Inflation) immer noch negativ sein wird.
Klar ist aber auch, dass der Banken- und Finanzsektor mit den Nullzinsen nicht überleben kann, so dass diese neue Zinspolitik zur Rettung des Bankensystems "alternativlos" ist (um es im Merkel-Neusprech auszudrücken). Für Anleger, die ungedecktes Geld und festverzinsliche Titel halten, ist das natürlich kein Grund zur Entwarnung. Allerdings ist auch ein Auseinanderbrechen des Euro inzwischen weniger Wahrscheinlich geworden, was Gold in Euro auch in den letzten Wochen schwerer belastete als in anderen Währungen.
Wie schon mehrfach in den letzten Wochen geschrieben: Zunächst wird die neue französische Regierung (egal, wer die Parlamentswahlen in wenigen Wochen gewinnt) von Deutschland fordern, dass es von der strikten Sparpolitik abrückt, die den Südländern ja angeblich "die Luft zum Atmen" nimmt. Sprich, die Maastricht-Kriterien, die den Euro "so fest wie die D-Mark" machen sollten, werden endgültig beerdigt. Damit wird der Euro endgültig zur Lira, also "lirarisiert".
Insbesondere dann, wenn auch noch Eurobonds und ein Europäisches Finanzministerium (wie eine der Macron-Forderungen lautet) eingeführt werden. Insgesamt wird es also, wie von uns prognostiziert, stark in Richtung Integration der Euroländer und Abschaffung der Souveränität der einzelnen Staaten gehen. Der "Plan der fünf Präsidenten" (siehe Rohstoffraketen.de-Ausgabe 64/2017 vom 28. April 2017 nochmals!) wird nun sehr wahrscheinlich schnell umgesetzt!
Es ist völlig klar, dass Sparen in Geldwerten somit immer unattraktiver wird. Im Gegenteil: Das System ist so angelegt, dass der Erste der das Geld, welches ihm zur Verfügung steht, in Sachwerte (Aktien, Immobilien) überträgt, profitiert. Wir sind bereits mitten in dieser Phase, womöglich schon am heißlaufen bei einigen Assetklassen. Sollten irgendwann auch die Güterpreise des täglichen Lebens inflationiert werden (insbesondere wenn protektonistische Maßnahmen um sich greifen), dürfte der Realzins deutlicher ins Negative laufen.
Ob die Blase an den Assetmärkten früher oder später platzt, ist nicht die Frage. Es ist nur eine Frage, wann dies sein wird. Und hier erinnert uns das Verhalten des Goldpreises aktuell an 2008 vor dem Lehman-Crash am 15. September. Gold kam damals vorher unter Druck, obwohl sich bereits im Sommer 2007 die Anzeichen verdichteten, dass die US-Immobilienblase vor dem Platzen steht (wir veröffentlichten damals eine Serie "Warnsignale an den Märkten").