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Gold und unrealistische Erwartungen - Gold ist kein Investment

25.05.2017  |  Kelsey Williams
Gold wurde verschiedentlich als Versicherung, als Absicherung gegen Inflation, gesellschaftliche Unruhen und politische Instabilität oder ganz einfach als Rohstoff definiert. Der Großteil der Anleger behandelt es jedoch zumeist wie ein Investment. Das gilt selbst für diejenigen, die dem Edelmetall gegenüber eher negativ eingestellt sind: "Aktien sind das bessere Investment."

In vielen Fällen wird diese Aussage durch eine logische Begründung und die Performance der Kurse gerechtfertigt, doch die Grundannahme ist falsch. Gold ist kein Investment. Außerdem gab es natürlich auch längere Zeiten, in denen sich der Goldpreis besser entwickelt hat als die Aktienkurse. (Siehe dazu auch mein Artikel "Warren Buffet Is Absolutely Right - And Wrong")

Wenn Gold als Investment analysiert wird, wird es meist mit allen möglichen anderen Anlageoptionen verglichen. Als nächstes beginnen die technischen Analysten nach Korrelationen zu suchen. Viele sind der Ansicht, dass "Goldinvestitionen" eine umgekehrte Korrelation zu den Aktienmärkten aufweisen. Allerdings gab es auch Zeiten, in denen das gelbe Metall und die Aktienkurse gemeinsam gestiegen oder gefallen sind. Eine "negative" Eigenschaft, die oft als Argument angeführt wird, ist die Tatsache, dass Gold keine Dividende abwirft. Viele Finanzberater und Investoren sehen darin einen Grund, kein Gold zu besitzen. Aber andererseits...

1. Wachstumsaktien generieren auch keine Dividende. Wann hat Ihnen Ihr Broker zum letzten Mal empfohlen, eine bestimmte Aktie lieber nicht zu kaufen, weil das Unternehmen keine Dividende ausschüttet?

2. Eine Dividende ist kein zusätzliches Einkommen. Es handelt sich dabei vielmehr um eine anteilige Liquidierung und die Auszahlung eines Teilwertes Ihrer Aktie, basierend auf ihrem jeweiligen aktuellen Kurs. Der Wert der Aktie wird anschließend um den exakten Betrag der Dividende nach unten korrigiert.

3. Wenn Sie regelmäßige Einnahmen benötigen, können Sie in periodischen Abständen einen Teil Ihres Goldes oder Ihrer Aktienanlagen verkaufen. In jedem Fall handelt es sich um eine systematische Einkommensgenerierung.

Die (Un)Logik wird zumeist fortgeführt: "Da Gold weder Zinsen noch Dividende einbringt, hat es das Edelmetall schwer im Wettbewerb mit anderen Investments, die ein regelmäßiges passives Einkommen erzeugen." Im Grunde genommen soll das heißen, dass steigende Zinssätze zu niedrigeren Goldpreisen führen, während umgekehrt ein sinkendes Zinsniveau positiv für den Goldkurs ist.

Diese Aussage oder eine Abwandlung davon ist fast täglich irgendwo in der Finanzpresse zu finden. Das schließt auch respektable Publikationen wie das Wall Street Journal mit ein. Seit den US-Präsidentschaftswahlen im November 2016 ist die Behauptung in verschiedenen Kontexten immer wieder aufgetaucht. Dabei ist sie, ebenso wie ihre zahlreichen Varianten, die einen Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und dem Zinsniveau vorgaukeln, völlig falsch. Zwischen Gold und den Zinsen besteht keine wie auch immer geartete Korrelation, auch keine umgekehrte.

Wir wissen, dass die Anleihekurse fallen, wenn die Zinsen steigen. Eine andere Möglichkeit, die angebliche Beziehung zwischen Gold und den Zinssätzen ausdrücken, wäre also zu sagen, dass der Goldpreis unter Druck gerät, wenn es für die Anleihen bergab geht. Dies würde bedeuten, dass zwischen dem Goldkurs und den Anleihekursen eine positive Korrelation besteht, während Gold und die Zinssätze eine umgekehrte Korrelation aufweisen.

Dagegen sprechen allerdings schon die Entwicklungen während der gesamten 1970er Jahre, als sich das Zinsniveau rasant erhöhte und die Anleihekurse in den Keller fielen. Der Goldpreis kletterte inzwischen von 42 $ je Unze bis 1980 auf 850 $ je Unze. Das war genau das Gegenteil dessen, was zu erwarten gewesen wäre, wenn die Vertreter der Korrelationshypothese Recht hätten. Dennoch wird diese Theorie fortwährend wiederholt, auch von Beobachtern und Analysten, die es eigentlich besser wissen müssten.

Anders stellte sich die Situation zwischen 2000 und 2011 dar. In diesen Jahren stieg der Goldpreis von 260 $ je Unze auf 1.900 $ je Unze, während die Zinssätze von einem historischen Tief auf ein noch niedrigeres Niveau fielen. In der Geschichte lassen sich also zwei Jahrzehnte finden, die von einem signifikanten Anstieg des Goldpreises geprägt waren, sich jedoch gegenseitig widersprechen, wenn man sie durch den Filter der Theorie vom Zusammenhang zwischen Gold und dem Zinsniveau betrachtet.

Die Widersprüche setzen sich fort, wenn man sich ansieht, wie es jeweils nach dem Höchststand des Goldpreises weiterging. Nachdem der Goldkurs 1980 sein Top überschritten hatten, stiegen die Zinsen noch mehrere Jahre lang an. Auch nach dem finalen Hoch des Goldkurses im Jahr 2011 setzte sich der lange Abwärtstrend der Zinssätze fort und ist heute, sechs Jahre später, noch immer ungebrochen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Zinsen sogar teilweise unter 0% gesunken sind.


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