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"Massenvernichtungswaffe" mit drei Buchstaben: ETF!

19.05.2017  |  Uli Pfauntsch
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Viele Besitzer der ETFs, unabhängig davon, ob diese bereits länger investiert sind oder erst kürzlich auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind, halten Stopps von 5%, 10% oder 20% für eine probate Absicherungsstrategie. Sobald es aber zu einem Ausverkauf an den Märkten kommt, besteht die Gefahr, dass mit dem Erreichen zahlloser Stopp-Loss-Marken eine massive Verkaufslawine ausgelöst wird. In diesem Fall besteht keinerlei Garantie, dass die Ausführungen dieser Verkäufe auch nur annähernd den Stopp-Kursen entsprechen.

Meine Prognose: Wenn der nächste Sell-Off kommt - und er wird kommen - werden die passiven Investoren von der Realität der Märkte gnadenlos bestraft werden. ETFs werden die zugrunde liegenden Positionen automatisch und ohne Rücksicht auf Verluste auf den Markt werfen - professionelle Wallstreet-Trader werden den Trend durch Short-Verkäufe noch verstärken, während die (Nachfrage)-Liquidität durch Zurückhaltung beziehungsweise Verkäufe der zweiten dominanten Gruppe, den Hochfrequenz-Händlern, austrocknen könnte.

Das wahrscheinlichste Szenario ist ein so genannter Flash-Crash wie im August 2015, als zahlreiche ETFs bereits mit einem Abschlag von 20% in der Handelseröffnung gehandelt wurden und der Dow Jones binnen weniger Stunden um 1.200 Punkte in die Knie ging.

Dennis Bryan und Arik Ahitov, die den 789 Millionen Dollar schweren FPA Capital Fund managen, warnten in einem Brief an ihre Investoren: „Die Massenvernichtungswaffen während der letzten Finanzkrise bestanden aus drei Buchstaben: "CDS (Credit Default Swap), CDO (Collateral Dept Obligation), etc. Die derzeitige Massenvernichtungswaffe besteht ebenfalls aus drei Buchstaben: ETF. Wenn die Welt beschließt, dass es keinen Bedarf für fundamentalen Research mehr gibt und Investoren blind Index-Fonds und ETF ohne irgendeine Berücksichtigung der Bewertung kaufen, sagen wir, dass jetzt die Zeit ist, ängstlich zu sein".


Versteckte Risse im Finanzsystem

Lassen Sie uns kurz die Zeit zurückdrehen: Es ist Oktober 2007. Der S&P 500 notiert auf Rekordhoch, die Gewinne der Unternehmen übertreffen die Erwartungen und die US-Häuserpreise befinden sich auf Rekordhoch. Kurzum, der Wirtschaft geht es richtig gut.

Doch unter der Oberfläche sieht es ganz anders aus. Millionen Amerikaner scheitern an der Rückzahlung ihrer Hypotheken. Banken und Hedgefonds versuchen verzweifelt, ihre toxischen Kreditverbriefungen aus den Büchern zu bekommen. Trotz der Risse, die sich im Finanzsystem zeigen, kaufen die Anleger wie verrückt Aktien.

Heute ist der Dow Jones nahe 21.000 Punkten, die Nasdaq mit über 6.000 Punkten höher als zur Dotcom-Blase in 2000 und auch die U.S. Häuserpreise notieren erneut auf Allzeithoch. Alles sieht danach aus, als ob es der US-Wirtschaft bestens geht. Doch wie in 2007 zeigt sich auch diesmal unter der Oberfläche ein völlig anderes Bild. Auch diesmal hat die breite Masse nicht die geringste Ahnung, was auf sie zukommen wird.

In der Vergangenheit nahmen sämtliche finanziellen Katastrophen stets dann ihren Verlauf, wenn es die Wenigsten erwartet hatten. Es beginnt stets mit vermeintlich "kleinen" Problemen, die zu einer vollumfänglichen Finanzkrise ausufern.

Das Problem: Sobald die Anleger realisieren, was vor sich geht, ist es gewöhnlich zu spät. Dann ist der Wert ihrer Depots bereits in den Keller gerauscht. Deshalb ist es wichtig, auf eine Reihe besorgniserregender Entwicklungen hinzuweisen, um rechtzeitig Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.


Erstens: Immobilien-Krise 2.0 in Nordamerika:

Kanadas Häusermarkt ist inzwischen eine einzige Blase. In Toronto etwa, steigen die Häuserpreise seit 14 Monaten in Folge. Im letzten Monat wurde das durchschnittliche Haus für 916.567 CAD verkauft. Neubauten in Toronto wechseln zu durchschnittlich 1,78 Millionen CAD den Besitzer - das sind rund 70 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Der kanadische Hauspreis-Index ist seit 2008 - dem Hochpunkt der nordamerikanischen Immobilienblasse um satte 53 Prozent gestiegen. Noch nie war der Kauf einer Immobilie so teuer als heute. Was den Boom beflügelt hat, war definitiv nicht die Wirtschaft des Landes, sondern der Kauf auf Pump. Inzwischen ist der durchschnittliche kanadische Haushalt stärker verschuldet als der durchschnittliche U.S. Haushalt zum Hochpunkt der U.S. Immobilienblase.

Die Preise in den größten kanadischen Städten sind inzwischen so hoch, dass der Kauf von Eigentum für den durchschnittlichen Kanadier unmöglich geworden ist. Wie jede Blase, wird auch diese katastrophal enden. Um der Blase entgegenzuwirken, führte die Regierung von British Columbia letzten Juli eine 15-prozentige Steuer für Ausländer auf den Kauf von Immobilien ein. Man dachte, dass sich der Markt langsam abkühlen würde.

Doch tatsächlich trat der plötzliche Tod des Marktes ein. Wie das Wall Street Journal berichtet, sind die Hausverkäufe in Vancouver zum Vorjahr bereits um circa 40 Prozent eingebrochen. Inzwischen fallen lokale Hauspreise um rund 13 Prozent pro Jahr. Kürzlich wurde dieselbe Steuer auch in Ontario eingeführt, was insbesondere die epische Immobilienblase im Großraum Toronto zum Platzen bringen könnte.

Ein erschreckendes Warnsignal ist der jüngste Kollaps des größten kanadischen Hypotheken-Finanzierers, Home Capital. Nachdem die Börsenaufsicht im letzten Monat das Unternehmen der Irreführung von Investoren bezichtigte, stürzte die Aktie um fast 70 Prozent ab. Als die Kunden davon erfuhren, begannen sie, panikartig Kapital abzuziehen. Seitdem befindet sich die angeschlagene Home Capital im Überlebenskampf. Auch bei anderen Hypothekengebern, etwa der Equitable Group, zogen die Kunden Gelder im großen Stil ab. Erinnerungen werden wach an die Pleite von New Century Financial, die am Anfang der damaligen Immobilienkrise in den USA stand.

Nun beginnt sich die Panik auf den gesamten Bankensektor auszubreiten. Geschieht kein Wunder, könnte Kanada schon bald von einer schweren Krise erschüttert sein. Denn die meisten Banken sind nicht in der Lage, einen Einbruch der Immobilienpreise von 50% oder mehr zu überleben.



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