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David Smith: Der richtige Zeitpunkt für Edelmetallkäufe

24.05.2017  |  Mike Gleason
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Mike Gleason: Selbstverständlich ist auch das Angebot nicht unbegrenzt. Falls sich eine neue Verwendungsmöglichkeit ergibt, die die Nachfrage deutlich erhöhen würde, wäre das also definitiv sehr interessant. Doch nun zu einem anderen Thema. Sie haben kürzlich einen Artikel über die Blockchain-Technologie und Bitcoin geschrieben, in dem Sie auf den Aufstieg der Kryptowährungen eingegangen sind und dargestellt haben, warum dieser als positive Entwicklung für Gold und Silber zu bewerten ist. Können Sie Ihre Gedanken zu diesem Thema noch einmal kurz zusammenfassen, David?

David Smith: Diese Technologie hat wirklich Potential. Wenn die Leute "Blockchain" hören, denken sie an den Hype und an Bitcoin. In meinem Artikel gehe ich allerdings nur am Rande auf die bekannteste der Kryptowährungen ein. Bitcoin ist aktuell natürlich von großer Bedeutung. Derzeit werden mehr als die Hälfte aller Transaktionen in digitalen Währungen mit Hilfe von Bitcoin abgewickelt, obwohl es insgesamt mehrere hundert verschiedene Währungen gibt. Die meisten davon werden im Laufe der Zeit wahrscheinlich wieder verschwinden.

Was ich jedoch wirklich spannend finde, sind Bestrebungen, die es den Menschen ermöglichen, Edelmetalle in ihrer eigenen Landeswährung online zu kaufen. Die interessantesten Experimente gibt es derzeit in Indien mit dem Handel von digitalem Gold. Silber wird wahrscheinlich bald folgen. Wenn das Konzept funktioniert, könnte das für viele Menschen in den verschiedensten Regionen ein echter Durchbruch sein. Bislang musste man für viele Online-Käufe im Bereich der Kryptowährungen zuerst seine Dollars, Pesos oder anderen Währungen in Bitcoin umtauschen. In Indien können die Menschen jetzt direkt ihre Rupien verwenden.

Ein wichtiger Aspekt ist zudem der Umfang der möglichen Käufe. Man kann zum Beispiel Gold für nur eine Rupie kaufen, was in etwa 2 Cent entspricht. Es besteht also die Möglichkeit, digitales Gold für 2 Cent zu kaufen, und der Anbieter verspricht, es in einem Schweizer Lagerhaus zu verwahren. Wenn Sie wollen, können Sie sich das Gold auch physisch ausliefern lassen. Oder Sie können es digital kaufen und verkaufen.

Diese Idee steht noch ganz am Anfang, aber meiner Meinung nach sollte man die Entwicklungen im Auge behalten. Es wird natürlich noch eine längere Zeit vergehen, bis die digitalen Märkte unsere gewohnten Möglichkeiten zum Kauf von physischen Edelmetallen überflüssig machen, aber ich denke, den Edelmetallanlegern sollte zumindest bewusst sein, dass mit derartigen Methoden experimentiert wird.

Vielleicht wird sich diese Idee nie richtig durchsetzen, aber sie würde wahrscheinlich viele neue Interessenten an den Edelmetallmarkt bringen, die noch nie zuvor Gold oder Silber besessen haben. Das neue System könnte auch langjährige Edelmetallbesitzer dazu bewegen, ihre Anlagen noch ein wenig aufzustocken. Wir wissen, dass die Menschen in China, Indien und anderen asiatischen Ländern große Mengen an Edelmetallen als Schmuck und Privatvermögen angesammelt haben. Die Zahl der Käufer und die Nachfrage sollten sich durch die neuen Optionen jedenfalls erhöhen.

Diese Entwicklung wird eines Tages zwangsläufig mit einem anderen Faktor kollidieren, den Sie vorhin angesprochen haben: die Fähigkeit der Bergbauindustrie, Gold und Silber weiterhin in vergleichbaren Mengen zur Verfügung zu stellen wie in der Vergangenheit. Ein ausreichendes Angebot sicherzustellen, wird in den kommenden Monaten und Jahren aus verschiedenen Gründen immer problematischer werden.


Mike Gleason: Obwohl wir hier in gewisser Weise über digitales Gold sprechen, handelt es sich doch um ein Investment, das mit physischem Gold hinterlegt ist. Offenbar besteht also durchaus die Nachfrage nach dem physischen Produkt, auch wenn sich die Bürger in Indien und anderen Staaten das Gold vielleicht vorerst nicht ausliefern lassen. Wenn der Fonds das Gold besitzt und an einem sicheren Ort verwahrt, entsteht also trotzdem eine zusätzliche Nachfrage nach physischen Edelmetallen.

David Smith: Ganz genau. Der Unterschied besteht einfach darin, dass Sie nicht erst mit Ihrem Geld irgendwo in einen Laden gehen, dem Verkäufer das Geld geben und mit dem Gold in der Tasche nach Hause laufen müssen. Die Transaktion läuft digital ab, aber das Gold existiert und wird aus der Angebotsmenge entfernt. Natürlich basiert dieses System auf einem Versprechen, aber das ist ohnehin bei jeder Währung der Fall. Wenn das Versprechen gehalten wird, d. h. wenn ich das Gold kaufen und mir jederzeit in der richtigen Menge und Reinheit ausliefern lassen kann, werden sich immer mehr Menschen für die Idee begeistern und digitale Edelmetalle kaufen.

Theoretisch wäre es sogar möglich, dass auf diese Weise eine Art Goldstandard entsteht, der auf einer digitalen Komponente beruht und in dessen Rahmen die eigentliche Währung - das Edelmetall - auf Verlangen ausgeliefert wird. Ein ähnliches System gab es bereits in der Vergangenheit, doch das war wahrscheinlich vor der Geburt der meisten Ihrer Leser und Zuhörer. Damals existierten Gold- und Silberzertifikate, mit denen man in jede Bank in den USA gehen und die Auszahlung einer bestimmten Menge Gold oder Silber im Tausch gegen Banknoten verlangen konnte.


Mike Gleason: Kommen wir noch kurz zu den Minengesellschaften, denn diesen Sektor beobachten Sie natürlich ganz genau. Der jüngste Sell-off an den Terminmärkten war zum Teil dadurch bedingt, dass der GDXJ Anteile an den wenig gehandelten Unternehmen abverkaufte. Das wirkte sich negativ auf den gesamten Sektor aus, weil es zur Liquidierung weiterer Unternehmensaktien führte. Doch wie ist die Situation bei den Gold- und Silberunternehmen in Wirklichkeit zu bewerten? In welcher Lage befindet sich die Branche angesichts der Kursentwicklung im Edelmetallsektor, wo es immer zwei Schritte vorwärts und dann wieder zwei Schritte zurück zu gehen scheint?


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