David Smith: Der richtige Zeitpunkt für Edelmetallkäufe
24.05.2017 | Mike Gleason
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David Smith: Zunächst einmal können wir feststellen, dass die besseren Unternehmen finanziell ziemlich gut dastehen. Sie haben nicht nur ihre Schulden, sondern auch ihre All-In Sustaining Costs gesenkt. Diese umfassenden Produktionskosten sind sozusagen der "Goldstandard" für die Bewertung einer Minengesellschaft, denn sie zeigen, wie teuer es wirklich für die Unternehmen ist, eine Unze Gold oder Silber zu produzieren. Auf diese Weise bekommen die Investoren eine gute Vorstellung von den wahren Kosten. Wie Adam Hamilton dargelegt hat, verdienen die primären Goldproduzenten derzeit mit jeder verkauften Unze Gold ca. 275-350 $ zusätzlich zu ihren All-In Sustaining Costs. Sie machen also Gewinne und es scheint, als würde das in absehbarer Zukunft auch so bleiben.
Was den GDXJ betrifft, stehen die Verkäufe mit den geltenden Bestimmungen in Zusammenhang. Soweit ich weiß, darf der ETF nicht mehr als 19,9% der ausstehenden Aktien eines Unternehmens halten. Das Gleiche gilt für Großinvestoren und andere Unternehmen, die sich an einer Gesellschaft beteiligen wollen. Der ETF ist ganz einfach bei den Anlegern so beliebt geworden, dass er immer wieder an diese Grenzen stieß und gezwungen war, einen großen Teil bestimmter Aktien zu verkaufen. Manche Unternehmen werden bei der Umschichtung nun ihre Zugehörigkeit zum ETF verlieren, während andere hinzukommen.
Diese Umstellung hat im Minensektor einige Turbulenzen hervorgerufen. Die Kurse vieler Unternehmen sind stark eingebrochen und das hat nichts damit zu tun, dass sie plötzlich nicht mehr profitabel wären. Sie verdienen noch immer genauso viel Geld wie zuvor. Aber einige Unternehmensaktien müssen vom GDXJ über 14 oder 15 Tage hinweg verkauft werden, um den ETF anzupassen. Manche Anleger, die den Grund dafür nicht kennen, werden angesichts der Kursverluste panisch und denken sich "Meine Güte, der Kurs ist schon 25% gefallen. Ich muss sehen, dass ich aus meiner Position rauskomme."
Für diejenigen, die die Hintergründe kennen, entstehen so natürlich fantastische Kaufgelegenheiten. Zudem wird der GDXJ auch neue Unternehmensanteile zukaufen und das frei gewordene Kapital wieder in den Markt investieren. Als Anleger sollten Sie sich deswegen also keine Sorgen machen, auch wenn die Umstellung in eine Zeit der schwachen Preisentwicklung im Edelmetall- und Minensektor fällt und das Unbehagen der Investoren kurz- und mittelfristig noch verstärkt hat.
Mike Gleason: Ja, gerade im Zusammenhang mit der 16-tägigen Pechsträhne am Silbermarkt war das ein extremer Sell-off. Aber das weiße Metall war anschließend vollkommen überverkauft und scheint jetzt eine Kehrwende zu machen. David, zum Schluss möchte ich Sie fragen, ob Sie noch immer die gleichen Kursziele für Gold und Silber im Auge haben wie bei unserem letzten Gespräch im Januar. Sind Sie auch heute noch der Ansicht, dass 21-22 $ ein Schlüsselwiderstand am Silbermarkt sind, den der Kurs unbedingt überwinden muss?
David Smith: Ja, ganz genau. David Morgan richtet sein Augenmerk weiterhin auf diesen Bereich und seine Einschätzung in Bezug auf das gegen Jahresende zu erwartende Preisniveau hat sich bislang nicht geändert. Um die Zweifel der Anleger zu zerstreuen, muss der Silberkurs aber definitiv auf über 26 $ klettern und dort eine Basis ausbilden. Bei Gold wäre ein Anstieg auf 1.550 $ nötig. Absolute Sicherheit hat man an den Märkten natürlich nie, aber bei Kursgewinnen in diesem Umfang wäre die Lage relativ klar.
Die Sache ist jedoch die: Wenn Sie auf diesen Moment warten, verschenken Sie einen Großteil des Gewinnpotentials. Aktuell haben wir es mit einem Informationsrisiko zu tun, weil die Preise verhältnismäßig niedrig sind. Bei Kursen von 1.550 $ für Gold und 26 $ für Silber, besteht jedoch ein Preisrisiko, denn eine Unze Gold wird ein paar hundert Dollar mehr kosten und eine Silberunze wird 9-10 $ teurer sein. Das ist ein nicht zu vernachlässigendes Preisrisiko, das aktuell nicht besteht.
Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass es sinnvoll ist, schon jetzt regelmäßig zu kaufen und die Käufe an Ihre Ziele, Zukunftsaussichten und Risikotoleranz anzupassen, statt zu warten, bis der Aufwärtstrend im Edelmetallsektor für jedermann vollkommen offensichtlich ist. Ist die Situation einmal klar, sind die möglichen Gewinne viel geringer, als wenn Sie schon jetzt mit dem Aufbau einer Position beginnen.
Mike Gleason: So ist es, David. Im Moment befindet sich der nächste Widerstand für Silber bei 18,50 $. Der Kurs hat dieses Niveau schon mehrmals kurz getestet, ist bislang jedoch immer daran gescheitert. Wenn diese Linie überwunden ist, scheint es tatsächlich nur noch der Bereich von 21-22 $ zu sein, der das weiße Metall von der 26-$-Marke trennt. Wenn endlich wieder etwas Aufwärtsdynamik in den Markt kommt, könnte es interessant werden. Aus charttechnischer Sicht haben die Edelmetallkurse allerdings noch ein wenig Arbeit vor sich.
David, vielen Dank, dass Sie Ihre Gedanken und Erfahrungen erneut mit uns geteilt und sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Ich wünsche Ihnen natürlich weiterhin viel Erfolg mit Ihrem aktuellen Buch "Second Chance" und hoffe, dass wir bald wieder von Ihnen hören. Schönes Wochenende!
David Smith: Danke für das Gespräch, Mike.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 19. Mai 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.