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Interview: Michael Pento über die drohende Wirtschaftskatastrophe und die Trendwende für Gold

01.06.2017  |  Mike Gleason
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In diesem Zeitraum ist der S&P 500 um 30% gestiegen, aber die Unternehmensgewinne haben sich kaum erhöht. Da muss man sich doch unweigerlich nach dem Grund dafür fragen. Warum sind die Aktienkurse 30% nach oben geklettert - übrigens nachdem sie auch zuvor schon deutlich zugelegt hatten - wenn die Gewinne stagnieren?

Die Leute behaupten oft, dass die Unternehmensgewinne der wichtigste Faktor wären. Doch ich kann Ihnen sagen, dass der Aktienmarkt in Wirklichkeit eine Funktion der Geldmengenausweitung ist. Er ist abhängig von der Zinsstrukturkurve, vom Gelddrucken durch die Zentralbanken und von der Expansion der Geldmenge durch die Geschäftsbanken. Wir haben gerade wieder erlebt, dass die Notenbanken allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr als eine Billion Dollar an falschen Fiat-Konfettikrediten geschöpft haben. Diese Finanzspritzen stammen in erster Linie aus Europa und Japan, aber sie finden Weg rund um den gesamten Globus.

In meinem Kommentar habe ich die Entwicklung der Märkte hinterfragt. In Nordkorea werden tatsächlich Atomwaffen getestet und hinter uns liegt gerade eine Phase der sinkenden Unternehmensgewinne, doch die Aktienkurse notieren 30% im Plus. Präsident Trump könnte ein Amtsenthebungsverfahren drohen, aber wenn es an den Börsen an einem Tag ein wenig nach unten geht, heißt es sofort "Buy the dip!" Welche Erklärung gibt es dafür? Warum sollte sich ein Aktienmarkt so verhalten, der - abgesehen von einer kurzen Zeit im Jahr 2000 - praktisch ein Allzeithoch erreicht hat, wenn man seinen Wert mit der Gesamtwirtschaft vergleicht? Auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis hat nahezu einen absoluten Spitzenwert erreicht.

Warum sind die Aktien so teuer? Warum ist der Markt so überbewertet? Natürlich weil die Zentralbanken die Blasen an den Finanzmärkten nach wie vor weiter aufpumpen. Doch hier setzt gerade ein Wandel ein. Im Dezember 2013 hatte die US-Notenbank Fed bereits begonnen, die Anleihekäufe zurückzufahren und die Geldpolitik damit zu straffen.

Anschließend haben sie angefangen, die Zinssätze wieder zu erhöhen. Im Juni wird es in den USA wahrscheinlich einen weiteren Zinsschritt geben. Ich denke, dass das die vorerst letzte Zinsanhebung der Fed sein wird, aber womöglich werden die Notenbanker versuchen, noch eine weitere durchzuführen. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass sich die Zinsstrukturkurve irgendwann zwischen Juni 2017 und Juni 2018 umkehren wird.

Wenn wir noch genügend Zeit haben, würde ich gern erklären, warum ich das glaube und warum es so wichtig ist. Die Zinskurve ist heutzutage von großer Bedeutung für die Weltwirtschaft und für die Kapitalströme, die in die Aktienmärkte fließen, weil wir ein schuldenbasiertes Fiatwährungssystem haben. Wenn die Banken Kredite vergeben, erhöht sich dadurch die Geldmenge.

Wenn die Zinsstrukturkurve aber fällt, haben die Banken keinen Anreiz mehr Geld zu verleihen, denn dann übersteigen die Kosten der Refinanzierung die Einnahmen aus den langfristig vergebenen Krediten. Warum also sollten sie weiterhin Darlehen gewähren? Wenn die Verfügbarkeit neuer Kredite abnimmt, platzen die Blasen an den Finanzmärkten. Genau das ist 2000 und 2007 passiert. Die Zinsstrukturkurve hat sich umgekehrt, es kam zur Kreditklemme und die Aktienmärkte sind um 50% eingebrochen.

Im Moment liegt der US-Leitzins bei 1% und die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe bei 2,3%. Wichtig ist vor allem der Spread zwischen der 2-jährigen und der 10-jährigen Staatsanleihe. Dieser liegt derzeit bei knapp 1% und ist damit sehr, sehr gering. Dennoch sagt die Federal Reserve, dass sie den Leitzins - die Federal Funds Rate - bis Ende 2018 auf 2,75% - 3% anheben kann. Verstehen Sie? Die Notenbank ist davon überzeugt, dass sie den kurzfristigen Zinssatz in eineinhalb Jahren auf fast 3% erhöhen kann. Wenn aber die Rendite der US-Treasuries mit einer Laufzeit von 10 Jahren bei 2,3% liegt, während der Leitzins 3% beträgt, ist ein Wirtschaftsarmageddon nicht mehr fern.

Ich glaube nicht, dass die Notenbanker auch nur in die Nähe dieses Wertes gelangen werden. Ich glaube nicht, dass die Federal Funds Rate jemals auf 3% angehoben werden kann. Eine Erhöhung auf 1,5% ist allerdings vorstellbar. Statt zu steigen werden die langfristigen Zinssätze dann jedoch sinken, weil diese in der Hauptsache von der erwarteten Inflation abhängen. Wenn die langfristigen Zinsen fallen und die kurzfristigen Zinsen steigen, kehrt sich die Zinsstrukturkurve um und irgendwann zwischen Juni 2017 und Juni 2018 ist mit finanziellem Chaos und einer Katastrophe an den Märkten zu rechnen.


Mike Gleason: Letztes Mal haben wir uns beide gefragt, ob Trump einen stärkeren oder einen schwächeren Dollarkurs anvisiert. Welchen Eindruck haben Sie in der Zwischenzeit gewonnen, jetzt da er seit fünf Monaten im Amt ist? Deutet das, was wir von seiner Regierung sehen und hören, eher auf eine restriktive oder auf eine expansive Geldpolitik hin?


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