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Interview: Michael Pento über die drohende Wirtschaftskatastrophe und die Trendwende für Gold

01.06.2017  |  Mike Gleason
- Seite 3 -
Michael Pento: Das ist wieder eine sehr interessante Frage. Wir wissen es nicht. Während des Wahlkampfes sagte Trump: Yellen muss gehen, die Fed muss die Zinsen möglichst schnell anheben, die Spekulationsblase an den Immobilien- und Aktienmärkten muss platzen und wir brauchen einen starken Dollar. Das war der Präsidentschaftskandidat Trump. Präsident Trump dagegen...

Erst gestern hat der US-Finanzminister Steve Mnuchin gesagt, dass es aufgrund des potentiellen Einflusses auf den US-Dollar - d. h. aufgrund des möglicherweise sprunghaften Anstiegs - keinen steuerlichen Grenzausgleich, keine sogenannte Border Adjustment Tax geben könne. Und da Steve Mnuchin seine Anweisungen von Trump erhält, bedeutet das für mich, dass Präsident Trump nun das genaue Gegenteil von Präsidentschaftskandidat Trump ist, zumindest was die Finanzblasen und den Wert des Dollars betrifft.

Während seiner Amtszeit wird Trump die Möglichkeit haben, fünf oder sechs Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed zu ernennen, einschließlich des Vorsitzenden. Das Mandat von Janet Yellen endet im Februar 2018, soweit ich weiß. Wir werden also sehen, welche Art Notenbanker Trump einsetzen wird. Werden sie sich an der Taylor-Regel orientierten oder werden sie eine ultra-lockere Geldpolitik verfolgen? Nach allem, was ich bisher von Präsident Trump gesehen habe, gehe ich davon aus, dass sie eher zu einer expansiven Geldpolitik tendieren werden.


Mike Gleason: Sie haben einige makroökonomische Ereignisse angesprochen, die die Märkte beeinflussen. Gehen wir nun etwas mehr in Detail. Lassen Sie uns vor dem Hintergrund der aktuellen Lage über die Aussichten für die Edelmetalle in den kommenden Monaten sprechen. Gold und Silber haben 2017 einen guten Start hingelegt, gaben dann wieder etwas nach und konnten in den letzten ein bis zwei Wochen eine kleine Rally beginnen. Denken Sie, dass die Käufer auf der Suche nach einem sicheren Hafen in den nächsten Monaten an den Edelmetallmarkt zurückkehren werden? Gibt es bestimmte Faktoren, die Investoren in diesem Sektor ganz besonders im Auge behalten sollten?

Michael Pento: Ich sehe mir die Wirtschaftsdaten immer sehr genau an, Mike. Wir konnten in letzter Zeit eine starke Abweichung der sogenannten weichen Daten von den konkreten Zahlen und Fakten feststellen. Der jüngste Bericht der Federal Reseve in Richmont sowie der Empire State Manufacturing Index, die beide einen Überblick über die Geschäftstätigkeit der verarbeitenden Industrie geben, zeigen nun erstmals eine Abschwächung der zuvor äußert positiven weichen Daten.

Die Frage war, ob die guten weichen Daten zur Verbesserung der harten Daten führen würden, oder ob sie sich den deutlich schlechteren Zahlen anpassen würden. Für mich sieht es nun so aus, als würde das zweite Quartal nicht gerade vielversprechend beginnen, wenn man sich die Verkaufszahlen am Immobilienmarkt und diverse andere weiche Daten ansieht. All diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Fed nicht in der Lage sein wird, den Zinssatz in diesem Jahr noch zwei- oder dreimal anzuheben.

Europa lässt sich dagegen eine Reihe positiver Entwicklungen feststellen. Ich denke nicht, dass diese wirtschaftliche Stärke von Dauer sein wird, aber Tatsache ist, dass diesseits und jenseits des Atlantik derzeit eine diametral entgegengesetzte Geldpolitik verfolgt wird. In der Eurozone werden mit Mario Draghi als EZB-Chef Monat für Monat 60 Milliarden Euro neu geschöpft, auch wenn man sich allmählich auf ein Ende der quantitativen Lockerungen vorbereitet.

Die Federal Reserve will dagegen keine langfristigen Anleihen mehr kaufen, um die Zinskurve abzuflachen, sondern Ende diesen oder Anfang nächsten Jahren angeblich mit dem Abbau der Anleihebestände in ihrer Bilanz beginnen. Ich nenne das "quantitative Straffung". Wenn die aktuellen Protokolle der Sitzung des Offenmarktausschusses veröffentlicht sind, werden wir mehr erfahren. Die US-Notenbank droht im Moment praktisch damit, Anleihen im Wert von Billionen von Dollar wieder zu verkaufen.

Ich denke allerdings nicht, dass das wirklich passieren wird. Wie gesagt - achten Sie auf die Zinsstrukturkurve als Indikator für die Entwicklung an den Aktienmärkten. So wie es dem Wert der Aktien und Immobilien ergeht, ergeht es auch der Gesamtwirtschaft, das wurde wieder und wieder bewiesen. Behalten Sie also die Zinskurve und diese Assetpreise im Auge und verfolgen Sie insbesondere die Entwicklung des Spreads zwischen den Anleihen mit einer Laufzeit von zwei und zehn Jahren. Dieser wird sich dynamisch und sehr, sehr schnell verringern.

Ich rechne damit, dass wir bis Ende 2017 eine inverse oder zumindest eine extrem flache Zinsstrukturkurve haben werden. Diese wird wiederum zu einem Kurswechsel in der Geldpolitik führen und die Fed wird es der EZB erneut gleichtun. Infolgedessen wird der Dollar einbrechen. Für die Edelmetalle wird das ein wichtiger Wendepunkt sein.


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