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Chris Martenson: Bereiten Sie sich vor, so lange es noch einfach ist!

09.06.2017  |  Mike Gleason
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Angesichts des Tempos dieses Wachstums muss es eines Tages eine Korrektur geben. In letzter Zeit ist die Lage rund um den Globus wirklich extrem geworden, vor allem an den Aktienmärkten. Was können Sie nun tun? Wir erleben eine Zeit des Wahnsinns und der Finanzblasen und Sie sollten sich einfach zurücklehnen und das Geschehen beobachten, aber Sie müssen die Zusammenhänge kennen. In unserem Crashkurs argumentiere ich, dass wir es hier nicht einfach mit den Nachwirkungen der Immobilienblase zu tun haben, die 2007 geplatzt ist.

Unser Kreditvolumen hat sich zweimal so schnell erhöht wie unsere Einkommen - genauer gesagt sind die Gesamtschulden an den Kreditmärkten doppelt so schnell gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt. Die Schulden steigen doppelt so schnell wie das Einkommen, und das bereits seit 45 Jahren. Genau das hat 2008 zum Crash geführt, doch das Problem wurde seitdem nicht gelöst. Stattdessen hat man weiter an diesem dummen Modell festgehalten.

"Hey, lasst uns die Ausgaben doppelt so schnell erhöhen wie die Einnahmen." Jeder weiß, dass das als Privatperson unmöglich ist, also ist es auch für ganze Staaten unmöglich. Doch genau das haben wir getan und wir haben dabei ein wirklich außergewöhnliches Niveau erreicht. Die Zentralbanken versuchen mittlerweile einfach, das ganze System noch ein kleinen bisschen länger am Laufen zu halten.

Auch die Geschichte bietet uns in dieser Situation kaum eine Orientierungshilfe. Wir haben erlebt, dass Währungen kollabieren und Volkswirtschaften ums Überleben kämpfen müssen. Aktuell sehen wir am Beispiel von Venezuela, wohin eine solche Misswirtschaft führen kann. Aber es gibt praktisch kein Entkommen, denn mittlerweile ist die ganze Welt betroffen. Es ist nicht wie früher, beispielsweise 1918 in Österreich, wo Sie sich über die Grenze in ein sicheres Land flüchten konnten.

Wo kann man heute schon hingehen? Der Dollar, der Yen und der Euro haben alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Auch China hat in dieser Hinsicht wirklich schnell aufgeholt. Wo ist man vor einem Währungschaos in Sicherheit?

Ich habe darauf keine gute Antwort, abgesehen davon, dass es wichtig ist, den Kontext zu verstehen und eine gewisse Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Damit meine ich nicht nur ein widerstandsfähiges Portfolio und eine finanzielle Absicherung, sondern auch alle anderen Formen der Widerstandsfähigkeit, einschließlich eines sozialen Netzwerks, emotionaler Vorbereitung und all der anderen Aspekte, die wir in "Prosper" ansprechen. Ich persönlich sehe keinen Ausweg aus der derzeitigen Lage, der nicht mit großen wirtschaftlichen Opfern einhergeht.


Mike Gleason: Wir befinden uns hier definitiv auf unbekanntem Terrain. Die Federal Reserve ist seit der Präsidentschaftswahl im November ein wenig in den Hintergrund getreten. Trump hat beschlossen, den Posten der aktuellen Vorsitzenden Janet Yellen vorerst nicht neu zu vergeben und das pausenlose Polittheater in Washington scheint selbst die Finanznachrichten zu dominieren.

Ehrlich gesagt war die Besessenheit, mit der unablässig darüber spekuliert wurde, was die Notenbank bei ihrem nächsten Treffen beschließen würde, unglaublich nervtötend. Wir waren dankbar für die vorübergehende Ruhepause. Die Sitzung in diesem Monat wird jedoch wieder jede Menge mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, denn es wird eine erneute Anhebung des Leitzinses erwartet.

Schließen Sie sich der allgemeinen Einschätzung an, dass es in diesem Jahr noch zwei bis drei Zinserhöhungen geben wird? Wenn die Fed den Zinssatz weiter anhebt, wird sie letztlich unweigerlich in einen Konflikt mit Trump geraten, der mit Sicherheit nicht möchte, dass die nächste Rezession in seine Amtszeit fällt. Was denken Sie in Bezug auf die US-Notenbank vor dem Hintergrund der Trump-Regierung, sowohl kurzfristig als auch auf lange Sicht?


Chris Martenson: Die Fed folgt mittlerweile nur noch ihrem eigenen Drehbuch. Sie ist größtenteils unabhängig vom Weißen Haus. Trump kann natürlich versuchen, die Notenbank zu beeinflussen, aber er wird das nicht auf die Weise tun, die Sie oder ich vielleicht für angebracht halten. Ich denke, dass es eine Straffung der Geldpolitik wahrscheinlich eine gute Idee wäre, aber der aktuelle Zinszyklus stellt in Wirklichkeit keine Straffung dar, denn der Kongress hat der Federal Reserve 2008 das Recht gegeben, den Geschäftsbanken Zinsen auf die Überschussreserven zu zahlen, die sie bei der Fed halten. Darüber habe ich erst kürzlich einen Artikel geschrieben und auch ein kurzes Video dazu produziert.

Die Fed druckt also bergeweise Geld. Das hat zur Folge, dass jede Menge überschüssige Kapitalreserven im Bankensystem entstehen. Diese hinterlegen die Banken dann wieder bei der Fed und erhalten dafür Zinsen. Bei den letzten drei Zinserhöhungen wurde der US-Leitzins von 0-0,25% auf die aktuellen 1% angehoben. Gleichzeitig stieg jedoch auch der Zinsbetrag, den die Fed den Geschäftsbanken auf ihre Überschussreserven zahlt.

Die Banken haben nun also die Wahl: Lasse ich mein Geld risikofrei bei der Fed oder verleihe ich es als Übernachtkredit an Bank B? Selbstverständlich entscheiden sie sich zunehmend für das sichere Geld von der Fed. Das ist es also, was den aktuellen Zinszyklus von früheren unterscheidet: Wenn die Federal Reserve die Zinssätze anhebt, verringert sie damit nicht die Umlaufgeldmenge, sondern pumpt durch ihre Zinszahlungen in Wirklichkeit noch mehr Kapital in das Bankensystem.

Die zwei Billionen Dollar, die derzeit bei der Fed verwahrt werden, werden den Großbanken auf das Jahr hochgerechnet Zinseinnahmen in Höhe von 20 Milliarden Dollar einbringen. Das bedeutet, dass die Geldmenge nicht reduziert, sondern ausgeweitet wird.


Mike Gleason: Sie haben vor Kurzem auf Peak Prosperity einen Artikel veröffentlicht, in dem Sie darlegen, wie die Fed Ihrer Ansicht nach Amerika zerstört. Ein paar Punkte haben Sie eben schon angesprochen, aber warum glauben Sie, dass das so ist?


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