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Platin und Palladium in unterschiedlichen Welten

14.06.2017  |  Eugen Weinberg
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Sollte es bspw. aus Enttäuschung über das Ausbleiben wachstumsstimulierender Steuersenkungen und Infrastrukturprogrammen in den USA zu einer stärkeren Korrektur an den Aktienmärkten kommen, wäre Gold als sicherer Hafen einer der Hauptprofiteure. Mit einer anziehenden Investmentnachfrage sollte Gold im Herbst seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen und bis zum Jahresende auf 1.300 USD je Feinunze steigen.

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Silber

Der Silberpreis hat sich seit Jahresbeginn etwas schlechter entwickelt als der Goldpreis. Während Gold 10% im Plus liegt, beläuft sich der Zuwachs bei Silber auf 6%. Einen klaren Trend gab es nicht. Der Preisverlauf in diesem Jahr ist vielmehr von einem stetigen Auf und Ab geprägt. Bis Mitte April war bei Silber noch eine Outperformance festzustellen, welche den Silberpreis auf 18,7 USD je Feinunze steigen ließ und das Gold/Silber-Verhältnis deutlich unter 70 drückte (Grafik 4).

Danach folgte eine ausgeprägte Schwächephase. Der Silberpreis fiel innerhalb von drei Wochen bis Anfang Mai auf gut 16 USD je Feinunze zurück. Das Gold/Silber-Verhältnis stieg daraufhin auf 75. Es folgte eine bis Anfang Juni währende Erholung. Zuletzt fiel Silber wieder unter 17 USD je Feinunze. Letztlich folgte der Silberpreis weitgehend der Entwicklung des Goldpreises mit der üblichen verstärkenden Wirkung in beide Richtungen.

Die Preisentwicklung bei Silber lässt sich sehr gut mit dem Verhalten der spekulativen Finanzanleger erklären. Diese erhöhten ihre Netto-Long-Positionen in den ersten 3½ Monaten des Jahres bis Mitte April auf ein Rekordniveau von 98,6 Tsd. Kontrakten (Grafik 5). Dies entsprach umgerechnet Käufen von gut 9.200 Tonnen Silber über den Futures-Markt. Daher überrascht nicht, dass der Silberpreis in diesem Zeitraum zulegen konnte.

Noch schneller zogen sich die Spekulanten danach aber wieder zurück und trugen damit maßgeblich zum folgenden Preisrückgang bei. Innerhalb von nur fünf Wochen sanken die Netto-Long-Positionen auf weniger als 18 Tsd. Kontrakte, was Verkäufen von umgerechnet 12.500 Tonnen entsprach. In den letzten drei Berichtswochen bis Anfang Juni stiegen sie wieder auf gut 50 Tsd. Kontrakte, was mit einem Anstieg des Silberpreises einherging.

Das auf Edelmetalle spezialisierte Research- und Beratungsunternehmen Metals Focus erwartet für das Jahr 2017 einen um 34% höheren Angebotsüberschuss von 90,4 Mio. Unzen (2.811 Tonnen). Metals Focus macht dafür in erster Linie eine erneut schwache physische Investmentnachfrage (Münzen und Barren) verantwortlich, welche nach einem Rückgang um ein Drittel im letzten Jahr nochmals einen zweistelligen Rückgang aufweisen soll. So lag der Absatz von US-Silbermünzen nach fünf Monaten nur etwa halb so hoch wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Allerdings geht Metals Focus davon aus, dass der Überschuss durch die Nachfrage institutioneller Investoren problemlos absorbiert werden kann. Dazu zählen auch die ETF-Anleger, die in den ersten gut fünf Monaten 475 Tonnen Silber kauften. Deren Verhalten in diesem Jahr ist eher als antizyklisch zu bezeichnen. In den ersten 3½ Monaten, als der Silberpreis mit Ausnahme einer kurzen Korrektur Anfang März kontinuierlich zulegte, verzeichneten die Silber-ETFs merkliche Abflüsse. Als der Silberpreis dann Ende April deutlich abrutschte, kam es zu verstärkten Käufen der ETF-Anleger (Grafik 5).

In den letzten Maitagen und Anfang Juni kam es bei einem steigenden Silberpreis dagegen wieder zu Abflüssen. Der Silberpreis dürfte u.E. auch weiterhin vor allem durch die Preisentwicklung bei Gold bestimmt werden. Mit der von uns im Sommer erwarteten Korrektur beim Goldpreis sollte Silber kurzzeitig in Richtung 16,5 USD je Feinunze fallen. Begünstigt durch den erwarteten Goldpreisanstieg sollte Silber bis zum Jahresende wieder auf 18 USD je Feinunze steigen.
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Platin / Palladium

Normalerweise besteht zwischen den Preisen von Platin und Palladium aufgrund der häufig gemeinsam anfallenden Produktion und der Verwendung beider Edelmetalle in Autokatalysatoren ein enger Verbund. Nicht jedoch in diesem Jahr. Die Preise bewegen sich stattdessen ungewöhnlich häufig entgegengesetzt zueinander. Der Palladiumpreis erreichte vor wenigen Tagen mit mehr als 900 USD je Feinunze das höchste Niveau seit 16 Jahren. Davon ist Platin weit entfernt (Grafik 6).

Seit Jahresbeginn liegt Palladium 30% im Plus. Platin hat sich im selben Zeitraum dagegen nur um 3% verteuert. Die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium ist zwischenzeitlich auf weniger als 40 USD je Feinunze geschrumpft und war damit so niedrig wie zuletzt Anfang 2002.

Die unterschiedliche Preisentwicklung von Platin und Palladium lässt sich mit den unterschiedlichen Prognosen für die jeweiligen Marktbilanzen erklären. Der weltgrößte Platinverarbeiter Johnson Matthey erwartet 2017 zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder einen globalen Angebotsüberschuss bei Platin, welcher mit 302 Tsd. Unzen zudem recht groß ausfallen soll (Grafik 7).

Laut Metals Focus soll das globale Platinangebot die weltweite Platinnachfrage in diesem Jahr um 215 Tsd. Unzen übertreffen und die oberirdischen Lagerbestände auf ein 4-Jahreshoch von 9,1 Mio. Unzen steigen. Es gibt aber auch davon abweichende Schätzungen. Thomson Reuters GFMS und der World Platinum Investment Council WPIC erwarten im Jahr 2017 geringe Angebotsdefizite.


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