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Platin und Palladium in unterschiedlichen Welten

14.06.2017  |  Eugen Weinberg
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GFMS macht zur Größe keine genauen Angaben, der WPIC beziffert dieses auf 65 Tsd. Unzen. Bei Palladium prognostizieren dagegen alle Institutionen für das Jahr 2017 beträchtliche Angebotsdefizite. Laut Johnson Matthey soll sich dieses auf 792 Tsd. Unzen belaufen, laut Metals Focus sogar auf 1,131 Mio. Unzen (Grafik 8). Die oberirdischen Lagerbestände würden trotzdem aber noch immer bei beträchtlichen 13,9 Mio. Unzen liegen. Auch GFMS erwartet ein anhaltend hohes Angebotsdefizit.

Die Einschätzungen von Platin und Palladium unterscheiden sich vor allem in der erwarteten Nachfrageentwicklung. Die weltweite Platinnachfrage soll laut Johnson Matthey um 7,5% fallen. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie als wichtigstes Segment soll deutlich sinken. Johnson Matthey verweist auf die schrittweise Einführung neuer Abgasnormen in Europa, welche mit einem geringeren Platinbedarf in Katalysatoren bei Diesel-PKW einhergeht.

Noch deutlich stärker - sowohl absolut als auch prozentual - soll der Rückgang bei der Investmentnachfrage zu Buche schlagen. Johnson Matthey erwartet hier ein Minus von 65%, Metals Focus und der WPIC jeweils eine Halbierung im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist dem Abflauen der in den letzten beiden Jahren sehr robusten Nachfrage nach Platinbarren seitens japanischer Investoren geschuldet. Die bislang in diesem Jahr zu beobachtenden Zuflüsse in die Platin-ETFs werden dies nicht kompensieren können.

Die Schmucknachfrage als zweitwichtigstes Segment soll Johnson Matthey und dem WPIC zufolge nochmals leicht zurückgehen. Metals Focus erwartet hier eine Stabilisierung. Der nahezu rekordhohe Preisabschlag von 340 USD von Platin zu Gold hat somit auch weiterhin keinen sichtbaren positiven Einfluss auf die Schmucknachfrage. Möglicherweise werden potenzielle Käufer von Platinschmuck dadurch sogar abgeschreckt.

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Die weltweite Palladiumnachfrage soll dagegen weiter kräftig steigen. Johnson Matthey erwartet einen Anstieg um 7,6%. Wichtigster Treiber ist die Nachfrage aus der Automobilindustrie, welche ein neues Rekordniveau von gut 8,2 Mio. Unzen erreichen soll. Im Gegensatz zum Dieselmarkt haben die aktuellen Abgasnormen in Europa keine Verschärfung der Emissionsobergrenzen bei Benzin zur Folge und somit auch keine dämpfenden Auswirkungen auf den Palladiumbedarf in Katalysatoren.

Die neuen Abgasvorschriften in Europa und Nordamerika dürften laut Johnson Matthey sogar zu einem höheren Palladiumbedarf führen. Zudem soll es zu einer fortgesetzten Verdrängung von Platin durch Palladium in Diesel-Katalysatoren kommen. Die übrige Industrienachfrage soll ebenfalls zulegen, fällt wegen der geringeren Größe aber weniger stark ins Gewicht. Ein positiver Impuls soll auch von der Investmentnachfrage ausgehen, allerdings nur, weil diese nicht mehr ganz so negativ ausfallen soll wie im letzten Jahr. Die Schmucknachfrage schrumpft abermals, spielt inzwischen aber so gut wie keine Rolle mehr.

Weniger stark ausgeprägt sind die Unterschiede auf der Angebotsseite. Johnson Matthey und der WPIC prognostizieren einen Rückgang des weltweiten Platinangebots im Ausmaß von bis zu 2%, Metals Focus eine Stagnation. Alle genannten Marktbeobacher rechnen dabei mit einem Rückgang der Platinminenproduktion.

Das Recyclingangebot soll laut Johnson Matthey und WPIC ebenfalls schrumpfen. Metals Focus rechnet hier mit einem Plus. Bei Palladium erwarten sowohl Johnson Matthey als auch Metals Focus einen Anstieg des Angebots um etwa 1%. Laut Johnson Matthey steht einem Rückgang der Minenproduktion ein deutlicher Anstieg des Recyclingangebots gegenüber. Metals Focus rechnet mit einem leichten Anstieg des Minenangebots und einem nahezu unveränderten Recyclingangebot.

Die struktuellen Faktoren im Bereich der Automobilindustrie sprechen gegen Platin. Hier sind nicht nur die bereits erwähnten negativen Auswirkungen der neuen Abgasnormen in Europa sowie die anhaltende Substitution durch Palladium in Dieselkatalysatoren zu nennen. Laut einer Forsa-Umfrage würden in Deutschland zudem nur zwei von fünf Dieselfahrern künftig sicher wieder einen mit Diesel betriebenen PKW kaufen.

Die hohe Feinstaubbelastung und entsprechend drohende Fahrverbote in Innenstädten wiegen offensichtlich schwerer als der niedrigere CO2-Ausstoß, zumal die Benzinmotoren diesbezüglich aufgeholt haben. Hinzu kommt, dass die niedrigeren Ölpreise das Verkaufsargument der höheren Kraftstoffeffizienz untergraben. In Europa rutschte der Anteil der Dieselfahrzeuge an den Neuzulassungen von in der Spitze über 55% im Jahr 2011 unter 50% (Grafik 9).

Vor kurzem hat Volvo als erster namhafter Automobilhersteller angekündigt, keine neue Generation Dieselmotoren mehr entwickeln zu wollen. Diese negativen Nachrichten dürften unseres Erachtens aber bereits hinreichend im Platinpreis berücksichtigt sein. Dies zeigt sich am weiterhin hohen Preisabschlag von Platin gegenüber Gold, dem geringen Preisaufschlag von Platin gegenüber Palladium und an der pessimistischen Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger.

Aber auch die Nachfrageaussichten für Palladium trüben sich ein. Denn die zuletzt rückläufigen Verkaufszahlen in den beiden wichtigsten Autoabsatzmärkten USA und China deuten auf eine Abkühlung der Nachfrage hin (Grafik 10). In den USA war der Absatzboom in den letzten Jahren stark kreditgetrieben, was nun bei höherer Verschuldung und steigenden Zinsen für Gegenwind sorgt.

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