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Platin und Palladium in unterschiedlichen Welten

14.06.2017  |  Eugen Weinberg
- Seite 4 -
In China wirkt sich die Reduzierung der Steueranreize zum Kauf von Autos jetzt offenbar doch auf die Absatzzahlen aus. Der dortige Branchenverband sieht die chinesische Autoindustrie an einem kritischen Punkt angelangt, der die Wende ins Negative darstellen könnte. Die Märkte in den USA und China sind stark benzinlastig. Der Palladiumbedarf in Europa könnte zwar wegen verschärfter Abgasvorschriften und der sich abzeichnenden Verschiebung der PKW-Neuzulassungen zugunsten von Benzinern steigen.

Die Schwäche in den USA und China dürfte dies allerdings nicht ausgleichen. Zudem bleibt abzuwarten, ob sich die Substitution von Platin zu Palladium in Dieselkatalysatoren bei der inzwischen stark gesunkenen Preisdifferenz wie erwartet fortsetzt. Außerhalb der Autoindustrie gibt es kaum etwas, was eine Nachfrageschwäche abfedern könnte.

Dass die ETF-Anleger in Scharen zurückkehren, ist kaum vorstellbar, wenn sie schon beim gegenwärtigen Preisanstieg und trotz der prognostizierten hohen Angebotsdefizite auf der Verkäuferseite standen (siehe folgender Absatz). Der positive Impuls seitens der Investmentnachfrage in diesem Jahr relativiert sich dahingehend, dass dieser von geringeren Verkäufen seitens der ETF-Anleger ausgeht als im Vorjahr. Ein Zeichen von Nachfragestärke sieht anders aus.

Die spekulativen Finanzanleger setzen auf einen steigenden Palladiumpreis und gleichzeitig auf einen fallenden Platinpreis (Grafik 11). Anfang Mai bestanden bei Platin rekordhohe Netto-Short-Positionen. Bei Palladium erreichten die Netto-Long-Positionen zum selben Zeitpunkt dagegen fast wieder das Rekordniveau von September 2014.

Trotz einer Korrektur überwogen bei Platin bis zuletzt noch die Short-Positionen, während bei Palladium der Überhang an Long-Positionen beträchtlich blieb. Gänzlich anders ist dagegen das Verhalten der ETF-Anleger. Bei Platin kommt es seit Jahresbeginn zu ETF-Zuflüssen, welche im Mai noch an Dynamik gewannen. In den ersten fünf Monaten des Jahres sind auf diese Weise fast 160 Tsd. Unzen in die Platin-ETFs geflossen, davon nahezu 100 Tsd. Unzen im Mai. Die von Bloomberg erfassten ETF-Bestände erreichten Ende Mai mit 2,517 Mio. Unzen das höchste Niveau seit November 2015.

Die Palladium-ETFs hingegen verzeichnen seit Jahresbeginn beträchtliche Abflüsse. Nach 5½ Monaten belaufen sich diese auf gut 234 Tsd. Unzen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs fielen Anfang Juni auf weniger als 1,5 Mio. Unzen, das niedrigste Niveau seit Anfang 2010. Seit Sommer 2015 haben sie sich mehr als halbiert. Bei den Platin-ETF-Beständen beläuft sich der Rückgang in diesem Zeitraum nur auf gut 10%. Offensichtlich teilen die ETF-Anleger den Optimismus bei Palladium genauso wenig wie den Pessimismus bei Platin.

Der hohe Optimismus bei Palladium dürfte sich als übertrieben herausstellen. Die spekulativen Finanzanleger dürften ihre nahezu rekordhohen Netto-Long-Positionen zurückführen. Wir erwarten daher nach dem überzogenen Preisanstieg der letzten Wochen eine Preiskorrektur. Anschließend sollte Palladium wegen des erwarteten hohen Angebotsdefizits und des allgemein positiven Preistrends bei Edelmetallen bis zum Jahresende auf 850 USD je Feinunze steigen.

Die Wetten auf einen fallenden Platinpreis dürften mit der Korrektur bei Palladium ebenfalls rückabgewickelt werden. Dies dürfte eine Preiserholung bei Platin auslösen. Da diese von einem niedrigeren Ausgangsniveau startet und aufgrund der für Platin weniger günstigen Rahmenbedingungen senken wir unsere Jahresendprognose bei Platin auf 1.000 USD je Feinunze.

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