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Geld und Währung

25.10.2006  |  Redaktion
Greifen Sie sich einen beliebigen Einführungstext zur Wirtschaft und sie werden sehen, es werden dort drei Funktionen, die Geld erfüllt, beschrieben.
  • Geld ist ein Wertstandard, ein Maß über das Einigkeit herrscht und das verwendet wird, um den Preis von Gütern und Dienstleistungen zu bestimmen.

  • Geld dient der Werterhaltung, es erhält die Kaufkraft über einen langen Zeitraum und es erlaubt den Leuten, es zu sparen und damit die Ausgaben auf einen späteren Zeitpunkt zu verlagern.

  • Geld ist ein Tauschmittel, welches leicht von einer Person an eine andere als Gegenleistung für Güter und Dienstleistungen weitergegeben werden kann.

Das ist, so weit, eine akzeptable Definition. Aber ein gründlicheres Verständnis für Geld ist nur dann möglich, wenn man es sich als ein Kommunikationsmedium vorstellt. Genauso wie die gesprochene Sprache ermöglicht uns Geld, Vorstellungen zu vermitteln, Geld ist ein mentales Werkzeug, dass jeder von uns verwendet, um die eigenen subjektiven Wertvorstellungen bei einem Tausch auszudrücken. Nehmen wir beispielsweise an, ein Käufer will uns ein Produkt zu einem bestimmten Preis anbieten, der seine (vermutlich hoffnungsvolle) Wertvorstellung repräsentiert. Man selbst kontert mit einem geringeren Preis, und man trifft sich irgendwo in der Mitte, bei einem Preis, den beide akzeptieren können. Geld ist sowohl der begriffliche Rahmen, innerhalb dessen die Konversation geführt wird, als auch das Werkzeug, dass es erlaubt, die wechselseitigen Wertvorstellungen in verständliche Begriffe zu übersetzen. Geld macht somit das wirtschaftliche Rechnen und damit unsere marktbasierte Wirtschaft möglicht.

Genauso wie ein bestimmtes Wort über viele Jahre und Jahrhunderte das gleiche bedeutet und damit ermöglicht, dass Vorstellungen von einer Generation an die nächste weitergereicht werden können, so kommuniziert Geld das Maß des Wohlstands. Ein Gramm Gold ist eine unveränderliche Recheneinheit, genauso wie ein Zentimeter oder ein Meter. Es ist wichtig zu wissen, für wie viel es im Laufe der Zeit gekauft wurde. Ein Gramm Gold hat z.B. schon seit dem Mittelalter ungefähr die gleiche Menge Weizen kaufen können.

Wenn sich die Recheneinheit nicht verändert (denken Sie dabei wieder an die Zentimeter und die Meter, die sich über die Jahre auch nicht in der Länge verändern), dann ist das Geld, das auf ihr basiert, „solide“. D.h. dass es wirklich Wohlstand im Laufe der Zeit kommunizieren kann. Zweihundert Jahre lang war das Britische Pfund eine solide Währung, weil jede Einheit der Währung, während dieser ganzen Zeit, als 0,2354 Troy-Unzen Gold definiert war. Und der amerikanische Dollar war von 1900 bis 1933 als 23,22 Gran Feingold definiert. Diese Währungen waren ganz einfach Namen für ein bestimmtes Gewicht von Gold.

Der heutige Dollar ist jedoch nachdrücklich nicht „solide“, weil er in keiner Weise auf eine unveränderliche Art definiert ist. Ein Dollar ist kein Gewicht von Gold, Silber oder irgendetwas anderen. Es ist ganz einfach ein Eintrag in der Buchführung, ein Schuldschein der Banken, der es der amerikanischen Regierung erlaubt, Dollar in Umlauf zu bringen.

Doch solides Geld ist nicht das Gleiche, wie eine stabile Kaufkraft. Wie der Gold/Öl Chart zeigt, konnte man im Laufe der Jahre unterschiedliche Mengen Öl für eine Unze Gold kaufen. Warum? Weil Angebot und Nachfrage sowohl für Güter, als auch für Geld, immer in Bewegung sind, was dazu führt, dass die Preise springen. Der Unterschied ist, dass sich bei einem derart "soliden" Geld normalerweise die Fluktuationen mit der Zeit ausgleichen, und die Preise wieder zurück in den Bereich ihrer historischen Normen bringen. Die Kaufkraft von nicht solidem Geld tendiert dazu, sich nur in eine Richtung zu bewegen, nämlich nach unten.

Eine Währung ist gleichzeitig die physische Darstellungsform von Geld, ein Gegenstand, der im Tausch für Güter und Dienstleistungen von Hand zu Hand geht. Wenn sie die Form eines Wertstandards einer Gesellschaft hat, wie bei Gold- und Silbermünzen, (oder, wie sie gleich erfahren werden, bei älteren Formen des Geldes, wie z.B. Ziegen oder Sklaven), dann ist die Währung auch Geld. Wenn sie jedoch die Form von, sagen wir einmal, Papierscheinen annimmt, dann ist die Währung kein Geld mehr, sondern "Geldersatz". Und wenn eine Währung in keiner Weise als Geld definiert ist, sondern von einer nationalen Regierung in Umlauf gebracht und kontrolliert wird, dann bezeichnet man es auf Englisch als "fiat currency" (Währung durch Gebot), so genannt, weil es aufgrund eines Gebots oder eines Erlasses durch die Regierung existiert.

Hinsichtlich der Buchhaltung ist Geld ein greifbarer Vermögenswert, während ein Geldersatz die Verbindlichkeit einer Bank ist, für einen Vermögenswert, der Geld sein kann oder auch nicht. Praktisch gesehen, kann nur Geld den Tauschwert für Güter und Dienstleistungen ausmachen. D.h. ein Tausch wird beglichen, wenn ein Vermögenswert gegen einen anderen Vermögenswert getauscht wird. Wenn man einen Geldersatz akzeptiert (beispielsweise den Dollar) um ein Produkt zu verkaufen, dann ist der Tausch nicht beglichen, solange man den Geldersatz (diese Dollar) nicht verwendet, um andere Güter oder Dienstleistungen davon zu kaufen.

Warum hält Gold - oder irgendein anderes erfolgreiches Geld - seinen Wert? Nicht weil es einen "intrinsischen" Wert hat. Abgesehen von seinen anderen Verwendungszwecken in der heutigen Wirtschaft, hauptsächlich im Bereich Schmuck und in einigen wenigen elektronischen Nischen, wäre Gold als reiner industrieller Rohstoff, deutlich weniger Wert als unerlässliche Substanzen wie Weizen oder Öl. Aber Gold ist kein industrieller Rohstoff. Es ist Geld, welches gesammelt, aber nicht, wie andere Rohstoffe, verbraucht wird. Als solches hängt sein Wert von unserem Glauben an seine Fähigkeit, als Geld zu fungieren, ab. Wir trauen diesem "soliden" Geld, weil es in begrenzten Mengen existiert und weil es, per Definition, nicht für Manipulationen durch die Regierung anfällig ist.

Andere Währungen werden hingegen von Regierungen in Umlauf gebracht, die, wie wir heute wissen, grundsätzlich nicht in der Lage sind, ihre Geldangelegenheiten zu regeln.

Behalten Sie diese Unterscheidungen im Hinterkopf, sie liefern den Schlüssel zu dem gerade laufenden Drama über den Dollar und über Gold.

Im Laufe der Jahrhunderte hat die Menschheit eine erstaunliche Bandbreite von Dingen für die Rolle des Geldes auf die Bühne gebracht. Im alten Ägypten verwendete man Getreide, die Tibeter verwendeten Ziegel aus gepressten Teeblättern (davon wurden kleinere Stücke abgeschnitten, um Wechselgeld zu haben). Die Bewohner der Solomon-Inseln verwendeten Armreifen aus den Schalen gewaltiger Muscheln. Und fast jede Gesellschaft hat im Laufe ihres Bestehens irgendwann Tiere als Tauschmittel verwendet. Ziegen, Kamele, aber auch menschliche Sklaven - alles was einem in den Sinn kommt, ich habe es untersucht.

Aber praktisch alle frühen Geldformen erwiesen sich als nichtoptimale Wahl, aus ziemlich offensichtlichen Gründen. Muscheln sind zerbrechlich und ihr Vorrat neigt dazu, nach einem größeren Sturm in die Höhe zu schießen. Der Vorrat an Tee verändert sich mit der Erntequalität. Ziegen und Sklaven sind nicht austauschbar, sie behalten ihren Wert nicht über größere Zeitspannen und sie lassen sich nicht aufteilen, um Wechselgeld zu haben. Haltbarer als Ziegen und weniger veränderlich als Tee, sind Metalle wie Bronze, Kupfer, Silber und Gold, die aus Minen geholt werden, geschmolzen und in leicht wieder zu erkennende, mehr oder weniger gleichgroße Münzen gepresst werden, die sowohl getauscht, als auch gelagert werden können. Bronze und Kupfer sind weiter verbreitet und haben weniger Anziehungskraft, sie wurden zum Kleingeld, während Silber üblicherweise in der Mitte lag und das seltene und schöne Gold zum höchst geschätzten von allen wurde.

Die ersten echten Goldmünzen tauchten um 600 v.u.Z. in Lydien, heute Teil der Türkei, auf und in den folgenden Jahrhunderten verfeinerten sich die Prägetechniken durch die Griechen, die Perser und die Römer.

Nachdem sich Gold als das bevorzugte Geld der Menschheit etabliert hatte, wurde es zum Synonym für Wohlstand und Macht, und als Europa aus dem Dunklen Mittelalter emporkam und anfing, nach Vorne zu blicken, wurde die Suche nach neuen Goldvorräten zum wichtigsten Antriebsmoment der modernen Geschichte. Die spanischen Eroberer wie Hernando Cortes und Francisco Pizarro führten die Invasionen in die Neue Welt auf der Suche nach den legendenumwobenen Goldstädten, zerstörten dabei die Kulturen der Einheimischen und ebneten den Weg für die Kolonisierung Amerikas. Drei Jahrhunderte später, 1848, tauchten auf einer Farm in Sacramento einige Goldnuggets auf und lösten den Goldrausch in Kalifornien aus. Eine halbe Million Menschen überschwemmten in weniger als einem halben Jahrzehnt den noch dünn besiedelten Westen der USA und lösten eine Migration aus, die noch über weite Strecken bis ins zwanzigste Jahrhundert andauern sollte.

Schließlich wurden die Mängel des Gold- und Silbergeldes jedoch zum Problem. Metallmünzen waren zu laut und unhandlich, um in größerem Umfang noch verwendbar zu sein. Sie haben sich im Laufe der Zeit auch abgenutzt, und so verkam ein kleiner, aber bedeutender Teil des Wohlstands einer Ökonomie. Und so hatten die Gründer der Bank of England - die dazu auserkoren war, in den folgenden zwei Jahrhunderten die führende Bank der Welt zu werden - in den 1690ern einen Einfall: Warum sollte man nicht die Gold und Silbermünzen, anstatt sie zirkulieren zu lassen, in den Schatzkammern einschließen und Papierscheine herausgeben, die anstelle der Münzen verwendet werden können. Die Bank begann, Papier-"Pfunde" herauszugeben, mit dem Versprechen, dass sie zu jedem Zeitpunkt gegen Pfundmünzen aus Gold oder Silber eingetauscht werden könnten. Die Umtauschbarkeit, so hieß es in dieser radikalen Theorie, würde das Papier akzeptabel machen, weil es die Fragen über seinen wahren Wert ausschloss.

Das Ergebnis war ein konzeptueller Durchbruch: Das erste weit verbreitete Ersatzgeld. Geld (definiert als Werterhalt und Wertstandard) und Währung (als ein Tauschmittel), waren bis dahin ein und dasselbe gewesen, ein greifbarer Vermögenswert, jetzt waren sie unterschiedliche Dinge. Schon bald befand sich ein großer Teil des englischen Geldes in Form von Gold und Silber in den Schatzkammern, während die Währung, jetzt eine Verbindlichkeit (ein Schuldschein) der Bank, in Form von Papierstückchen zirkulierte.

Die Zeit der Freude dauerte drei Jahre lang an. In dieser Zeit war die Bürgerschaft glücklich, die leichten und stillen Pfundnoten herumtragen zu können. Aber schon bald wurde klar, dass die Verantwortlichen für das Geld mehr Papiergeld herausgaben, als durch Gold und Silber in den Schatzkammern gedeckt war - ein Prozess, der sich in späteren Jahrhunderten noch oft wiederholen sollte. Bei einem der ersten Anstürme auf die Banken, sind die Besitzenden hingeeilt, um Papier in Metall zu verwandeln, und das System geriet so sehr durcheinander, dass es so aussah, als sei es gescheitert. In seiner Verzweiflung wandte sich König William III an sein hauseigenes Genie, Sir Isaac Newton, Oberster der Münzprägeanstalt im Jahr 1699. Aufrichtig wandte sich Newton dem Kern der Angelegenheit zu: Er erkannte, dass die Papierwährung eine wichtige Erneuerung war, dass sie aber kein Geld war. Deswegen musste es notwendig in die Katastrophe münden, wenn man Bürokraten die Verantwortung für die Druckpressen gab.




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