Jim Rickards: "Der Krieg gegen das Bargeld hat begonnen. Der Krieg gegen Gold kommt als nächstes"
07.07.2017 | Mike Gleason
Mike Gleason: Heute kommen wir zum zweiten Teil unseres Interviews mit dem Bestsellerautor, Wirtschaftsexperten und Portfoliomanager Jim Rickards, mit dem wir in der letzten Woche u. a. bereits über Geldpolitik und den sich abzeichnenden Bedeutungsverlust des Dollars gesprochen hatten. Beginnen wir heute mit dem Krieg gegen das Bargeld und dem Krieg gegen Gold. Jim, ich möchte Sie zuerst nach einem Tweet fragen, den Sie im Juni gepostet haben. Darin schrieben Sie:
"Wurde gerade darüber informiert, dass die Scotia Bank nur noch ein Goldkäufer ist und nicht mehr an Privatanleger verkauft. Steigen Sie ein, solange Sie noch können. Der Krieg gegen Gold hat begonnen."
Führen Sie das für uns bitte etwas aus. Was denken Sie über diese Entscheidung und warum haben Sie diesen Kommentar geschrieben?
Jim Rickards: Natürlich. Es gibt einen Krieg gegen das Bargeld. Ich denke, dass das den meisten Ihrer Zuhörer und Leser sehr wohl bewusst ist und wir können das wirklich überall beobachten. Indien hat erst kürzlich die beiden beliebtesten Banknoten abgeschafft. Ich glaube, es wahren die 1.000- und 2.000 Rupienscheine. In Dollar umgerechnet ist das nicht besonders viel, aber es handelte sich um die in Indien am meisten verwendeten Geldscheine.
Die Inder wachten eines Tages auf und die Regierung hatte beschlossen, dass die Banknoten illegal und wertlos sind, einfach so. Natürlich hieß es, die Bürger könnten ihre Geldscheine zur Bank bringen und gegen digitales Kontoguthaben eintauschen, aber die Steuerbehörde werde überprüfen, wo das Geld herkommt. Es ging also offensichtlich darum, denjenigen beizukommen, die man des Steuerhinterzugs verdächtigte.
Es sollte sich jedoch herausstellen, dass es gar nicht so viele Steuerbetrüger gab, sondern ganz einfach nur viele Menschen, die Bargeld bevorzugten. Sie besaßen lieber Banknoten als Kontoguthaben, doch man zwang ihnen das digitale System auf. Das hatte jede Mengen negative Nachwirkungen. Dieses Land hat also die beliebtesten Formen des Bargeldes abgeschafft.
Schweden ist kurz davor, eine bargeldlose Gesellschaft zu werden. Bei uns in den USA haben Sie dagegen höchstwahrscheinlich immer ein bisschen Bargeld für den Alltag dabei. In meinem Portemonnaie sind ein paar Zwanziger und vielleicht ein paar Fünfziger, aber die meisten Transaktionen finden heute digital statt. Ihr Gehalt wird auf Ihr Konto überwiesen, Sie bezahlen ihre Rechnungen per Lastschrift, Sie tätigen Überweisungen und Sie verwenden Ihre EC-Karte, Kreditkarte usw. Wenn Sie online einkaufen, bezahlen Sie mit der Kreditkarte oder vielleicht per PayPal. Ich mache das auch nicht anders, jeder tut das. Ich bin da keine Ausnahme, ich stehe nicht außerhalb des Systems.
Der Punkt ist, dass der Dollar schon längst eine digitale Währung ist. Er ist sogar eine digitale Kryptowährung, die sich gar nicht so stark von Bitcoin unterscheidet. Der Dollar hat einen anderen Herausgeber, aber im Grunde genommen ist er eine digitale Währung. Wir sind den Weg in Richtung bargeldloser Gesellschaft schon sehr weit gegangen. Es nicht gar nicht so lange her, dass wir noch 500-$-Scheine hatten, die auch tatsächlich im Umlauf waren. Man hat immer mal wieder einen gesehen.
1968 wurden sie abgeschafft, seitdem ist der 100-$-Schein unsere höchste Banknote. Doch ein 100-$-Schein aus dem Jahr 1968 ist heute gemessen an seiner Kaufkraft nur noch 20 $ wert. Sie müssen den Hunderter also gar nicht abschaffen, sondern nur warten - irgendwann wird er nur 10 Cent wert sein.
Der Krieg gegen das Bargeld ist also bereits in vollem Gange. Ein Grund dafür ist die Schaffung einer passenden Ausgangslage für die Einführung von Negativzinsen. Ich hatte im ersten Teil des Interviews gesagt, dass die US-Notenbank noch nicht auf Zinsen im Minusbereich zurückgegriffen hat und das in absehbarer Zeit auch nicht plant. Da stimmt zwar, aber die Möglichkeit besteht trotzdem.
In der Eurozone, der Schweiz, Japan und anderen Staaten konnten wir das ja bereits beobachten. Wie würden negative Zinsen für Privatpersonen funktionieren? Angenommen, Sie haben 100.000 $ auf dem Konto und der Zinssatz beträgt -1%. Sie gehen für ein Jahr weg und wenn Sie wiederkommen, haben Sie nur noch 99.000 $ auf Ihrem Konto. Die Bank hat 1.000 $ einbehalten, denn statt Ihnen Zinsen auf Ihre Einlagen zu zahlen, nimmt sie Ihnen jetzt Geld weg.
Sie könnten jetzt natürlich beschließen, Ihre Ersparnisse lieber in bar zu verwahren und notfalls eben unter die Matratze zu stopfen. Sie gehen also auf die Bank, lassen sich die 100.000 $ auszahlen und verwahren sie an einem sicheren Ort. Nach einem Jahr haben Sie noch immer 100.000 $. Ihr Nachbar, der die gleich Summe auf einem Bankkonto hatte, besitzt aufgrund der negativen Zinsen dagegen nur noch 99.000 $. Negativzinsen lassen sich also vermeiden, indem man auf Bargeld umsteigt.
In den politischen Führungskreisen sagt man sich daher, dass man zuerst das Bargeld abschaffen muss, wenn man die Einführung von Negativzinsen erwägt. Das ist der Grund für den Kampf gegen das Bargeld. Eine Möglichkeit, sich in dieser Hinsicht zur Wehr zu setzen, ist es Gold zu kaufen und dieses sicher aufzubewahren. Selbst wenn das Bargeld gänzlich abgeschafft werden sollte, bleibt Ihnen immer noch Ihr Gold. Auch in einer Welt der Digitalwährungen können Sie Gold bei Bedarf jederzeit für einen bestimmten Betrag dieser Währungen verkaufen und bis dahin schützen Sie auf diese Weise Ihr Vermögen.
Genau die Leute, gegen die sich die Maßnahmen der Regierungen offiziell in erster Linie richten, steigen bereits um - Terroristen, Steuerhinterzieher usw. Diese sagen sich nämlich, "Okay, wenn die Regierung Geldwäsche und Bargeschäfte unmöglich machen will, dann nehmen wir eben Gold. Sollen sie doch mal versuchen, das nachzuverfolgen. Gold ist nicht digital."
Diese Umstellung vollzieht auch auf internationaler Ebene zwischen verschiedenen Staaten, die ich als "Achse des Goldes" bezeichne. Dazu zählen Russland, China, der Iran, die Türkei und Nordkorea. Wenn Nordkorea Raketentechnik an den Iran verkauft, wird die Transaktion nicht mit Hilfe von Dollars über das internationale Zahlungssystem Swift abgewickelt. Das wäre unmöglich, da das Geld selbstverständlich sofort eingefroren würde. Die Nordkoreaner wollen aber auch keine russischen Rubel bekommen, denn was sollen sie damit anfangen?
"Wurde gerade darüber informiert, dass die Scotia Bank nur noch ein Goldkäufer ist und nicht mehr an Privatanleger verkauft. Steigen Sie ein, solange Sie noch können. Der Krieg gegen Gold hat begonnen."
Führen Sie das für uns bitte etwas aus. Was denken Sie über diese Entscheidung und warum haben Sie diesen Kommentar geschrieben?
Jim Rickards: Natürlich. Es gibt einen Krieg gegen das Bargeld. Ich denke, dass das den meisten Ihrer Zuhörer und Leser sehr wohl bewusst ist und wir können das wirklich überall beobachten. Indien hat erst kürzlich die beiden beliebtesten Banknoten abgeschafft. Ich glaube, es wahren die 1.000- und 2.000 Rupienscheine. In Dollar umgerechnet ist das nicht besonders viel, aber es handelte sich um die in Indien am meisten verwendeten Geldscheine.
Die Inder wachten eines Tages auf und die Regierung hatte beschlossen, dass die Banknoten illegal und wertlos sind, einfach so. Natürlich hieß es, die Bürger könnten ihre Geldscheine zur Bank bringen und gegen digitales Kontoguthaben eintauschen, aber die Steuerbehörde werde überprüfen, wo das Geld herkommt. Es ging also offensichtlich darum, denjenigen beizukommen, die man des Steuerhinterzugs verdächtigte.
Es sollte sich jedoch herausstellen, dass es gar nicht so viele Steuerbetrüger gab, sondern ganz einfach nur viele Menschen, die Bargeld bevorzugten. Sie besaßen lieber Banknoten als Kontoguthaben, doch man zwang ihnen das digitale System auf. Das hatte jede Mengen negative Nachwirkungen. Dieses Land hat also die beliebtesten Formen des Bargeldes abgeschafft.
Schweden ist kurz davor, eine bargeldlose Gesellschaft zu werden. Bei uns in den USA haben Sie dagegen höchstwahrscheinlich immer ein bisschen Bargeld für den Alltag dabei. In meinem Portemonnaie sind ein paar Zwanziger und vielleicht ein paar Fünfziger, aber die meisten Transaktionen finden heute digital statt. Ihr Gehalt wird auf Ihr Konto überwiesen, Sie bezahlen ihre Rechnungen per Lastschrift, Sie tätigen Überweisungen und Sie verwenden Ihre EC-Karte, Kreditkarte usw. Wenn Sie online einkaufen, bezahlen Sie mit der Kreditkarte oder vielleicht per PayPal. Ich mache das auch nicht anders, jeder tut das. Ich bin da keine Ausnahme, ich stehe nicht außerhalb des Systems.
Der Punkt ist, dass der Dollar schon längst eine digitale Währung ist. Er ist sogar eine digitale Kryptowährung, die sich gar nicht so stark von Bitcoin unterscheidet. Der Dollar hat einen anderen Herausgeber, aber im Grunde genommen ist er eine digitale Währung. Wir sind den Weg in Richtung bargeldloser Gesellschaft schon sehr weit gegangen. Es nicht gar nicht so lange her, dass wir noch 500-$-Scheine hatten, die auch tatsächlich im Umlauf waren. Man hat immer mal wieder einen gesehen.
1968 wurden sie abgeschafft, seitdem ist der 100-$-Schein unsere höchste Banknote. Doch ein 100-$-Schein aus dem Jahr 1968 ist heute gemessen an seiner Kaufkraft nur noch 20 $ wert. Sie müssen den Hunderter also gar nicht abschaffen, sondern nur warten - irgendwann wird er nur 10 Cent wert sein.
Der Krieg gegen das Bargeld ist also bereits in vollem Gange. Ein Grund dafür ist die Schaffung einer passenden Ausgangslage für die Einführung von Negativzinsen. Ich hatte im ersten Teil des Interviews gesagt, dass die US-Notenbank noch nicht auf Zinsen im Minusbereich zurückgegriffen hat und das in absehbarer Zeit auch nicht plant. Da stimmt zwar, aber die Möglichkeit besteht trotzdem.
In der Eurozone, der Schweiz, Japan und anderen Staaten konnten wir das ja bereits beobachten. Wie würden negative Zinsen für Privatpersonen funktionieren? Angenommen, Sie haben 100.000 $ auf dem Konto und der Zinssatz beträgt -1%. Sie gehen für ein Jahr weg und wenn Sie wiederkommen, haben Sie nur noch 99.000 $ auf Ihrem Konto. Die Bank hat 1.000 $ einbehalten, denn statt Ihnen Zinsen auf Ihre Einlagen zu zahlen, nimmt sie Ihnen jetzt Geld weg.
Sie könnten jetzt natürlich beschließen, Ihre Ersparnisse lieber in bar zu verwahren und notfalls eben unter die Matratze zu stopfen. Sie gehen also auf die Bank, lassen sich die 100.000 $ auszahlen und verwahren sie an einem sicheren Ort. Nach einem Jahr haben Sie noch immer 100.000 $. Ihr Nachbar, der die gleich Summe auf einem Bankkonto hatte, besitzt aufgrund der negativen Zinsen dagegen nur noch 99.000 $. Negativzinsen lassen sich also vermeiden, indem man auf Bargeld umsteigt.
In den politischen Führungskreisen sagt man sich daher, dass man zuerst das Bargeld abschaffen muss, wenn man die Einführung von Negativzinsen erwägt. Das ist der Grund für den Kampf gegen das Bargeld. Eine Möglichkeit, sich in dieser Hinsicht zur Wehr zu setzen, ist es Gold zu kaufen und dieses sicher aufzubewahren. Selbst wenn das Bargeld gänzlich abgeschafft werden sollte, bleibt Ihnen immer noch Ihr Gold. Auch in einer Welt der Digitalwährungen können Sie Gold bei Bedarf jederzeit für einen bestimmten Betrag dieser Währungen verkaufen und bis dahin schützen Sie auf diese Weise Ihr Vermögen.
Genau die Leute, gegen die sich die Maßnahmen der Regierungen offiziell in erster Linie richten, steigen bereits um - Terroristen, Steuerhinterzieher usw. Diese sagen sich nämlich, "Okay, wenn die Regierung Geldwäsche und Bargeschäfte unmöglich machen will, dann nehmen wir eben Gold. Sollen sie doch mal versuchen, das nachzuverfolgen. Gold ist nicht digital."
Diese Umstellung vollzieht auch auf internationaler Ebene zwischen verschiedenen Staaten, die ich als "Achse des Goldes" bezeichne. Dazu zählen Russland, China, der Iran, die Türkei und Nordkorea. Wenn Nordkorea Raketentechnik an den Iran verkauft, wird die Transaktion nicht mit Hilfe von Dollars über das internationale Zahlungssystem Swift abgewickelt. Das wäre unmöglich, da das Geld selbstverständlich sofort eingefroren würde. Die Nordkoreaner wollen aber auch keine russischen Rubel bekommen, denn was sollen sie damit anfangen?