Gold: Ein Vermögenswert ohne Risiko
08.09.2017 | Nick Barisheff
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Der Einlagensicherungsfonds der USA (FDIC) hat jedoch am 30. August 2012 in einer Bekanntmachung eine Risikogewichtung von 0% für "alle Barmittel, die sich im Besitz und in der Verwahrung einer Filiale der Bank oder auf dem Transportweg dorthin befinden" sowie für "Gold, das in den Tresoren der Bank oder eines anderen Finanzinstituts verwahrt wird, sofern es durch entsprechende Goldverbindlichkeiten gedeckt ist", beschlossen. In den Vereinigten Staaten wurde Gold im Rahmen der Basel-II-Vorschriften und -Empfehlungen also als risikofrei bewertet und daran wird sich auch im Rahmen von Basel III nichts ändern. Die Mitteilung definiert darüber hinaus Finanzsicherheiten als Sicherheiten in Form von "(1) Barmitteln [...]; (2) Gold;..."
Die Europäische Kommission hat Gold nicht automatisch als risikofreies Asset eingestuft. Sie hat aber die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) damit beauftragt, die Vermögenswerte zu identifizieren, die rechtlich als risikofrei zu bewerten sind. Das Europäische Parlament hat in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf Gold als hochliquides Asset hingewiesen, das berücksichtigt werden sollte.
Im entsprechenden Bericht vom Dezember 2013, in dem die EBA auf erstklassige liquide Vermögenswerte (high quality liquid assets, HQLA) und operative Anforderungen an liquide Assets eingeht, kommt sie jedoch zu diesem Schluss: "Weder Aktien noch Gold eignen sich als hochliquide Assets von erstklassiger Kreditqualität, da sie die Kriterien in Bezug auf die Preisvolatilität nicht erfüllen."
Die London Bullion Market Association (LBMA) hat die europäische Bankenaufsicht gebeten, die Bewertung von Gold noch einmal zu überdenken. Eine Analyse, die Europe Economics 2013 im Auftrag des World Gold Council durchführte, kommt zu dem Ergebnis, dass Gold in vier von fünf Kriterien für die Bestimmung der Liquidität gut abschneidet.
Heute, in der Sprache von Basel III, wird der Liquiditäts-"Haircut" bei 85% statt bei 50% angesetzt, d. h. der Abschlag wurde deutlich erhöht. Sollte es jedoch erneut zu einer Finanzkrise kommen, die womöglich noch umfassendere Auswirkungen hätte als die von 2008, würde das unserer Einschätzung nach eine Neubewertung von Gold als risikofreies Asset begünstigen, so wie das schon 2008 der Fall war.
Wir haben zudem den Eindruck, dass die Akzeptanz von Gold als Teil des internationalen Währungssystem zunimmt, sowohl in akademischen Kreisen als auch seitens der Zentralbanken. Der beachtliche Anstieg der offiziellen Goldreserven, der sich seit der Finanzkrise von 2008 weltweit beobachten lässt, bestätigt das.
Der Status von Gold als risikofreier Vermögenswert im Rahmen der Basel-III-Verordnungen wird mit Sicherheit einen positiven Effekt auf den Goldpreis haben - ebenso wie der Scharia-Standard für Goldanlageprodukte, der Ende 2016 eingeführt wurde. Gold ist im islamischen Finanzwesen nun erstmals als Investment anerkannt, nachdem ein entsprechendes Gremium Regeln für den Goldhandel aufgestellt hat, die mit der religiösen Gesetzgebung des Islam in Einklang stehen. Aufgrund dieses neuen Rahmenwerks kann Gold innerhalb der islamischen Finanzmärkte, deren Gesamtwert aktuell bei 1,88 Billionen $ liegt, jetzt zu Geschäfts- und Anlagezwecken verwendet werden.
Auf globaler Ebene wird der Bankensektor wohl noch eine Weile brauchen, um seine Indoktrination und negative Haltung gegenüber Gold zu überwinden. De facto ist das Edelmetall schon heute ein risikofreier Vermögenswert und war es seit tausenden von Jahren. Aktuell erschweren die Basel-III-Regelungen nach Angaben der LBMA und anderer Institutionen den Geschäftsbanken die Finanzierung von Goldtransaktionen und erhöhen die Geschäftskosten.
Doch wenn der Neustart des internationalen Währungssystems näherrückt, wird das Bankenestablishment das gelbe Metall ungeachtet der Basler Regeln als einziges risikofreies Asset akzeptieren, so wie die Chinesen und Inder das heute schon tun. Auch in Europa und selbst in den USA sind bereits Tendenzen zu beobachten, die auf eine Entwicklung in diese Richtung hinweisen.
In einem kürzlich in der Financial Times veröffentlichtem Artikel haben wir zudem erfahren, dass nicht nur die Notenbanken, sondern auch verschiedene Staatsfonds ihre Goldreserven angesichts der allgemeinen Unsicherheit aufstocken. Die Anziehungskraft von Gold und sein Status als "sicherer Hafen" hat das Interesse der Notenbanken und Staaten rund um den Globus erneut geweckt. In dem Artikel heißt es, dass "die Goldreserven der größten staatlichen Investoren ein 18-Jahreshoch erreicht haben, weil diese mit dem Horten des Edelmetalls begannen, als die Wahl von Donald Trump und das Referendum über den Brexit die geopolitische Unsicherheit verstärkten."
Basel III wird sich früher später an die reale Lage anpassen müssen. Schon jetzt ist Basel IV im Gespräch, bevor das Basel-III-Regelwerk ab 2019 überhaupt vollständig in Kraft tritt. Wir schließen nicht aus, dass Gold im Rahmen von Basel IV ein Risikogewicht von 0% erhält und wären nicht überrascht, wenn es im Zuge der nächsten Finanzkrise dazu kommen sollte.
© Nick Barisheff
Der Artikel wurde am 21. Juni 2017 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.