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Schöne Neue Märkte: Warum die Gefahr eines katastrophalen Crashs steigt

06.09.2017  |  Chris Martenson
- Seite 4 -
Natürlich ist das Grund für die Flash-Crashs. Ich habe den Eindruck, dass es wirklich nicht mehr genug menschliche Trader gibt, die im Ernstfall den Markt bilden würden, da die Profite alle von den Algos aufgesammelt werden. Es kostet zu viel, einen menschlichen Trader zu bezahlen, der 99,5% seiner Zeit damit zubringen würde, den Bots bei der Arbeit zuzusehen. Und diese Bots sind nur darauf programmiert, unter 'normalen Marktbedingungen' zu funktionieren.

Das ergibt ja auch Sinn. Warum sollte man einen Bot für außergewöhnliche Situationen trainieren, wenn sich auch allein mit den üblichen täglichen Schwankungen riesige Gewinne machen lassen? Es ist schwierig, überhaupt genug Daten zu finden, um einen Bot für starke Markteinbrüche zu trainieren, und auch die notwendigen Tests wären alles andere als trivial. Abgesehen davon müsste man dann natürlich auf einen Crash warten, um zu sehen, ob es wirklich funktioniert. Und wenn sich ein Fehler in die Algorithmen eingeschlichen hat, könnten die Verluste katastrophal sein. Also lieber ganz den Stecker ziehen, wenn es ungemütlich wird."
(Quelle)

Warum also ist das auch für Sie von Bedeutung? Weil die Struktur der "Märkte" heute so nachhaltig und umfassend zerstört ist, dass es in jedem Sektor zum Flash-Crash kommen kann, ganz gleich wie groß er ist. Das ist keine bloße Spekulation - das ist eine Tatsache. Wenn es, aus welchem Grund auch immer, zu einem Crash kommt, können die Computer erst wieder zum Laufen gebracht werden, sobald der Markt erneut innerhalb bestimmter Bereiche operiert.

So wurden die Bots nun einmal entwickelt und programmiert. So lange das Marktgeschehen innerhalb bestimmter Parameter abläuft, nehmen sie daran teil. Doch sobald das nicht mehr der Fall ist, ziehen sie sich blitzschnell zurück, und dann verschwinden mit ihnen buchstäblich 99% der Marktquotierungen und 70% des Handelsvolumens. Alles mit einem Wimpernschlag.

Der obenstehenden Liste könnte man also eine weitere Regel hinzufügen:
  • Keine gestellten Preise + kein Volumen = kein Markt

Eines Tages werden die Parameter überschritten werden und der "Markt" wird crashen - es sei denn, es gelingt den Zentralbanken bis dahin, zu so dominanten Käufern zu werden, dass sie selbst praktisch zum Markt werden. Die Bank of Japan hat diesen Status an den japanischen Staatsanleihemärkten und ETF-Märkten bereits erreicht. Vielleicht ist das ja das Ziel aller großen Zentralbanken dieser Erde, wer weiß. Dann sollten wir allerdings eine sehr ernste Diskussion darüber führen, inwiefern diese Strategie etwas anderes ist als massenhaft Geld zu drucken und es direkt an die reichsten Privatpersonen und mächtigsten Unternehmen zu verteilen. Das ist keine Geldpolitik, das ist Social Engineering.


Schlussfolgerung

Völlig offensichtliche Manipulationen gehören mittlerweile zum Alltag an allen elektronischen Märkten. Öl, Gold, Silber, Indices, einzelne Aktienwerte, Optionen, ganz gleich - alle fallen den unverhohlenen Manipulationstaktiken der größten und am besten vernetzten Trading-Firmen der Wall Street zum Opfer. Die Algos sind mittlerweile die vorherrschende Kraft an den Märkten, sowohl was die Stellung von Preisen als auch das Handelsvolumen anbelangt. Zudem können auch die Zentralbanken diese in rasantem Tempo agierenden Programme nutzen, um Kursrückgänge an den Märkten zu stoppen oder umzukehren - und von dieser Möglichkeit machen sie mit Sicherheit auch Gebrauch.

Das Mikromanagement des "richtigen" Preisniveaus ruiniert die grundlegende Funktion der Finanzmärkte - die Preisbildung durch das Zusammenbringen und Ausbalancieren der Bedürfnisse und des Wissens von Millionen Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen. Durch die Zerstörung dieses Mechanismus haben die Notenbanken eine vorübergehende Stabilität der Kurse erkauft - auf Kosten einer legitimen Preisfindung. Seitdem die ordnungsgemäße Funktionsweise der Märkte nicht mehr gewährleistet ist, nehmen die Fehlinvestitionen beständig zu, so wie das immer ist, wenn Spekulationen mehr belohnt werden als harte Arbeit.

Eine vernünftige Investitionsentscheidung zu treffen, erfordert Nachdenken, ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, und birgt Risiken. Pah! Wer will all das schon auf sich nehmen, wenn man Kredite zu Zinssätzen von 1% bekommt und damit Aktien kaufen kann, die 2% Dividende abwerfen? Wer will sich schon mit all den staatlichen Auflagen und Regulierungen befassen, die bei der Gründung eines eigenen Unternehmens zu beachten sind, wenn sich mit Spekulationen an den Finanzmärkten viel mehr Geld verdienen lässt?

Adam Taggart hat dazu erst kürzlich geschrieben:

"Wenn [die Marktkorrektur schließlich] geschieht, werden diejenigen, die sich entschlossen haben, schon früh wie ein Idiot dazustehen, und sich geweigert haben, an der Party teilzunehmen (d. h. die ihr Kapital lieber defensiv positioniert haben) wie Genies wirken. Sie werden schmerzliche Verluste vermeiden, und wenn sich der Staub gelegt hat, werden sie über Anlagekapital verfügen, mit dem sie hochwertige Assets zu möglicherweise historischen Schnäppchenpreisen aufkaufen können.

Es ist nicht einfach, diese Entscheidung zu treffen und dazu zu stehen. Es erfordert Voraussicht, Mut und Entschlossenheit. Aber es ist die weisere Entscheidung.

Natürlich sind Barrücklagen nur eine von mehreren Möglichkeiten, finanzielles Vermögen in der heutigen Zeit defensiv zu positionieren. Es empfiehlt sich, verschiedene Strategien zur Absicherung eines Portfolios in Betracht zu ziehen und mit Ihrem Finanzberater eine Überprüfung Ihrer Anlagen unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements vorzunehmen.

Wir können unmöglich exakt vorhersagen, wie lange die Märkte das aktuelle Rekordniveau noch halten werden. Eines ist jedoch sicher: Der Tag der Abrechnung ist heute näher als zu jedem anderen Zeitpunkt der letzten sieben Jahre. Eine Rezession ist nach historischen Maßstäben schon bald zu erwarten - und basierend auf fundamentalen Faktoren längst überfällig. Wollen Sie wie ein Idiot dastehen, wenn es soweit ist? Oder wollen Sie lieber jetzt wie ein Narr aussehen, damit Sie später wie ein Genie wirken?

Entscheiden Sie klug."


Ich wünsche Ihnen allen viel Glück bei Ihren Anlageentscheidungen. Wir erleben gerade die ungewöhnlichste Zeit in der gesamten Wirtschafts-, Finanz- und Geldgeschichte. Vielleicht machen die Marktlenker und -manipulatoren diesmal ja alles richtig. Aber wenn nicht, dann rechnen Sie lieber mit dem Schlimmsten.


© Chris Martenson
Peak Prosperity


Der Artikel wurde am 28. Juli 2017 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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