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Risk on: Krieg, Wirtschaft, Schulden, Dollar - Risk off: Gold

30.08.2017  |  Egon von Greyerz
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3. Risk on: Der US-Dollar und andere Währungen

Im Zuge des künftigen Wirtschaftskollapses wird der Wert aller Währungen aufgrund des uneingeschränkten Gelddruckens auf Null fallen. Der Dollar ist stark überbewertet und sinkt seit Dezember 2016 gegenüber anderen Währungen. Der folgende Chart zeigt den Dollarindex, der seit Dezember letzten Jahren um 10% nachgegeben hat. Das vorläufige Kursziel ist das Tief von 2007 bei 70 Punkten, was einem Rückgang um 25% gegenüber dem aktuellen Niveau entspräche.

Letzten Endes wird der Dollar noch viel weiter fallen. Aber das Gleiche trifft selbstverständlich auch auf alle anderen Währungen zu, die in den letzten 100 Jahren ebenfalls 97-99% ihrer Kaufkraft verloren haben. Die letzten 1-3% werden sie wohl innerhalb der nächsten fünf Jahre noch verlieren. Ursache dessen wird ein letzter verzweifelter Versuch der Zentralbanken zur Rettung des Finanzsystems durch das unbegrenzte Drucken von neuem Geld sein. Leider wird dieser Versuch aller Wahrscheinlichkeit nach scheitern.

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4. Risk on: Schulden

Die globale Verschuldung wächst exponentiell an. Seit 1971 ist der Schuldenstand der meisten Länder explodiert. Wie die Grafik zeigt, ist die Gesamtverschuldung in Japan von 320% des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 1979 heute auf fast 600% gestiegen. In den USA hat sich das Verhältnis aller Schulden zum BIP im gleichen Zeitraum von 160% auf knapp 400% erhöht.

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Wenn die Schulden über einen längeren Zeitraum hinweg schneller wachsen als das BIP, bedeutet das, dass Wirtschaftswachstum nur mit Hilfe neu gedruckten oder geliehenen Geldes "gekauft" werden kann. Es handelt sich daher nicht um echtes, organisches Wachstum, sondern um künstlich erzeugtes. Es besteht kein Unterschied zwischen dieser Methode und einer einzelnen Firma oder Person, die Geld leiht, um überleben zu können. Am Ende führt das in den Ruin, und genau darauf steuert die gesamte Welt inklusive der USA in den kommenden Jahren zu.

In den Vereinigten Staaten ist die Lage besonders erschreckend. Seitdem die Regierung im Jahr 1971 die Golddeckung des Dollars aufgehoben hat, sind die Schulden insgesamt von 1,7 Billionen $ auf 67 Billionen $ gestiegen. Wie können die Keynesianer nur glauben, dass Wohlstand und Reichtum so aussehen? Schulden bedeuten Sklaverei und Elend und sie werden den USA und dem Rest der Welt schon bald enormes Leid bringen. Und all das nur, weil die Regierungen in die natürlichen Konjunkturzyklen eingegriffen und damit Stimmen gekauft haben.

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Die Zinsen bewegen sich derzeit noch in der Nähe historischer Tiefstwerte. Der 35-jährige Zinszyklus hat den Boden wie erwartet 2015/2016 gebildet und ein kommender Anstieg der Zinssätze in Richtung der Hochs der späten 1970er Jahre ist wahrscheinlich. Damals lagen sie zum Teil bei mehr als 15%.

Ein derartiges Zinsniveau wird dramatische Auswirkungen auf die Finanzierung der globalen Schulden sowie die ausstehenden Derivate im Gesamtwert von 1,5 Billiarden $ haben. Als nächstes steht uns folglich ein Teufelskreis aus Gelddrucken, neuen Schulden und Hyperinflation bevor. Das kann letzten Endes nur zum völligen Zusammenbruch des Systems führen.

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Im 35-jährigen Zinszyklus wurde die Talsohle erreicht


5. Risk off: Gold

Ray Dalio, der Gründer des äußerst erfolgreichen Hedgefonds Bridgewater, hat kürzlich einen Artikel auf LinkedIn veröffentlicht, in dem er schreibt, dass die Phase der historisch niedrigen Volatilität an den globalen Märkten bald vorüber sein wird. Er erklärt außerdem:

"Wenn Sie nicht 5-10% ihres Vermögens zur Absicherung in Form von Gold halten, raten wir Ihnen, das noch einmal zu überdenken. Lassen Sie nicht zu, dass Sie dabei eher von traditioneller Voreingenommenheit anstatt von exzellenten Analysen beeinflusst werden."

5-10% in Gold sind natürlich viel weniger, als wir empfehlen würden, denn unserer Ansicht nach stellt ein Anteil von 25% das Minimum dar. Aber wenn große Investoren und Institutionen 5-10% ihres Kapitals in physisches Gold investieren würden, hätte das einen exponentiellen Anstieg des Preises zur Folge. Im Moment sind weltweit weniger als 0,5% der finanziellen Vermögenswerte in Gold angelegt. Selbst bei einer Erhöhung dieses Anteils auf lediglich 1,5% würde der Preis des gelben Metalls mindestens um das Fünf- bis Zehnfache steigen.

Es gibt keine Vorräte an physischem Gold und die gesamte jährliche Fördermenge wird von China, Indien, Russland und einigen anderen Staaten aufgekauft. Mit Blick auf die Produktion haben wir Peak-Gold erreicht und der Minenausstoß wird innerhalb der nächsten zehn Jahre voraussichtlich von 3.000 Tonnen auf 2.000 Tonnen im Jahr sinken. Neue Käufer werden nur in Lage sein Gold zu erwerben, wenn sie bereit sind, viel höhere Preise dafür zu bezahlen. Dadurch wird auch Gold wieder auf den Markt gelangen, das sich, zum Teil in Form von Goldschmuck, im Besitz von Personen befindet, die beim aktuellen Preisniveau nicht gewillt sind zu verkaufen.

Der Goldpreis liegt nur deshalb bei 1.295 $ je Unze, weil er an den Papiermärkten nach unten manipuliert wird. Das wird wahrscheinlich ein Ende haben, wenn die Nachfrage steigt und die Besitzer der Goldkontrakte die physische Auslieferung des Edelmetalls verlangen. In diesem Fall wird der Goldkurs innerhalb sehr kurzer Zeit um 100 $ oder mehr nach oben schießen. Die steilen Rallys, die wir bei den Kryptowährungen beobachten konnten, wird es auch am Goldmarkt geben.

Der große Unterschied dabei ist, dass der höhere Goldpreis von Dauer sein wird, während die Blase bei den digitalen Währungen platzen wird, sobald der Scheitelpunkt überschritten ist. Gold dient schon seit 5.000 Jahren als Zahlungsmittel und besitzt einen inneren Wert. Es ist nicht vergleichbar mit einem elektronischen Netzwerkeintrag, der aus dem Nichts erschaffen wurde.

Innerhalb der nächste fünf bis zehn Jahre werden alle Spekulationsblasen an den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten platzen und die Preise werden in realen Werten - gegenüber Gold - um 75-95% sinken. Das ist das natürliche Ende dessen, was Neil Howe, der Co-Autor des Buches "The Fourth Turning", als vierte Wende bezeichnet - die finale Phase eines 80 Jahre währenden Zyklus. Er kommentiert diese Zeit wie folgt:

"Die vierte Wende ist sozusagen die letzte Jahreszeit der Geschichte, die letzte Generation. Es ist die Zeit der Krise. In dieser Phase werden wir die zuvor errichteten Institutionen wieder einreißen und alles zerstören, was nicht mehr funktioniert. Wir werden praktisch ganz von vorne anfangen. Diese Umwälzung ist Teil und Folge einer Zeit, die von Verachtung und Misstrauen dem gegenüber geprägt ist, was wir bislang hatten."

"Das Risiko einer Katastrophe ist in dieser Phase sehr hoch. Im Land könnte es zu Aufständen und gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen und die Nation könnte sich geografisch aufspalten oder unter eine autoritäre Herrschaft geraten. Falls es zum Krieg kommt, wird dieser wahrscheinlich durch maximales Risiko und maximalen Einsatz geprägt sein - anders gesagt, ein totaler Krieg. Jede vierte Wende hat bislang eine deutliche Weiterentwicklung zerstörerischer Technologien mit sich gebracht - und die Bereitschaft der Menschen erhöht, diese auch einzusetzen."

Nach Angaben von Howe begann die vierte Wende, d. h. die finale, ca. 20 Jahre währende Phase des aktuellen Zyklus, im Jahr 2008 und wird daher noch ungefähr zehn Jahre andauern. Howe und ich haben in vielen Aspekten sehr ähnliche Ansichten, und wenn unsere Vorhersagen auch nur ansatzweise zutreffen sollten, werden die kommenden Jahre womöglich die schwerste Zeit in der Geschichte der Menschheit.

Eine vollständige Vorbereitung ist natürlich unmöglich, aber wer sich in allen Lebensbereichen darauf einstellt und vorausplant, wird die tiefgreifenden und potentiell verheerenden Umwälzungen sicherlich besser überstehen, als diejenigen, die keinen Gedanken daran verschwenden.

Eine Brandschutzversicherung kauft man schließlich auch nicht deshalb, weil man davon ausgeht, dass das Haus eines Tages abbrennen wird, sondern weil sie von entscheidender Bedeutung ist, falls es doch passiert.


© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG
www.goldswitzerland.com


Dieser Artikel wurde am 18. August 2017 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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