Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Der "Silver-Bug" als neue Spezies

13.11.2006  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 2 -
  • 5.) Die Aufschwungphase des Marktes ist noch sehr jung. Der Bullen-Markt für Gold begann nach über 20 Jahren Preisverfall erst im April 2001 und Silber hinkte zunächst hinterher. Seither erholte sich der Goldpreis um ungefähr 30% pro Jahr (während sich der Dow Jones seitwärts in die Büsche schlug und die Tech-Stocks zumeist noch nicht einmal 50% ihres ehemaligen Wertes erreichten). Silber begann seinen Spurt mit Verspätung 2003. Derartige Phasen generellen Aufschwungs dauern erfahrungsgemäss etwa 15 bis 22 Jahre. Der Kursphantasie "nach oben" sind daher längerfristig kaum Grenzen gesetzt.

  • 6.) Während des langen Bärenmarktes für Silber von 1980 bis 2003 mit Preisen zwischen 3,50 und 5,00 $ pro Unze, verblieb (von wenigen Winzlingen abgesehen) am Ende keine einzige große Silbermine mit positivem Cashflow. Nicht eine! Wenige blieben überhaupt im Geschäft. Silber fiel fast ausschliesslich als Nebenprodukt der Blei-, Kupfer-, Gold- oder Zinkproduzenten an. Die Zahl reiner Silberminen zu erhöhen, ist ein unsicherer, langwieriger und kapitalintensiver Prozess. Risikoscheue Großinvestoren wollen mehrheitlich "erst einmal abwarten" wie sich der Markt entwickelt und sehen ob die Preise doch nicht wieder abstürzen. Eine Mine jedoch zur Produktionsreife zu bringen dauert Jahre, nicht Wochen. Das Angebot wird also schleppend bleiben, was den Silberpreis stützt und die Silver-Bugs erfreut.

  • 7.) Das historische Preisverhältnis von Gold zu Silber von ungefähr 15 : 1 hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder eingependelt (es gab in Griechenland sogar Zeiten, in denen Silber sehr viel teurer war als Gold...). Immerhin hat sich die Relation in letzter Zeit von etwa 64 : 1 auf circa 48 : 1 verbessert. Doch entspräche die Rückkehr zur historischen Norm bei einem Goldpreis von 700 $ pro Unze (demnächst in diesem Theater) etwa 47 $ je Unze Silber. Dies käme in etwa einer Vervierfachung heutiger Preise gleich.

  • 8.) Die unlängst eingerichteten ETFs (ExchangeTraded Funds) für Silber (und Gold), von denen einige wenig, andere mehr und wieder andere 100% des Anlagevermögens in physischem Metall halten, absorbieren große Mengen. Diese 100-Prozenter sind als Anlagevehikel sicher, solange die Regierungen in einem letzten Akt monetärer Verzweiflung nicht zum Mittel der Konfiszierung greifen. Die entsprechenden Silber-Lager bieten sich wegen ihrer Griffigkeit hierfür geradezu an (ein gleiches gilt für Gold ETFs). Abgesehen davon haben Investoren jetzt die Chance, am Preisanstieg des Metalls zu partizipieren. Vorteile: Hohe Liquidität, keine Mehrwertsteuer, keine Lager- (Tonnen von Silber im Büro, Stall oder auf dem Dachboden sind selten) und Transportprobleme (Silber in Mengen ist schwer), sowie Sicherheit (Diebstahl, Feuer). ETFs sind populär. Beispiel: Nur 4 Monate nach der Gründung hatte der Barclays iShares Silber ETF bereits über 100 400 000 Unzen Silber aufgekauft und eingelagert. Die 200 Millionen Unzen-Grenze ist in Sicht. Diese Großen am Markt dürften keine Politik fallender Preise betreiben. Laut silberinfo.de kauft dieser ETF zwischen 8 und 9 Tonnen Silber pro Tag. Eine Chance für Silber-Bugs!

  • 9.) Die Kriege der USA verschlingen dreistellige Milliardenbeträge. Gleichzeitig zur Kanonen- und Butterpolitik (auf Pump) wird die Steuerschraube gelockert und die Dollarproduktion auf Mach 3 herauf gefahren mit vielleicht 2, 3 oder 4 Billionen pro Jahr (wie viel genau ist seit März nicht mehr nachvollziehbar, da die Geldmenge M3 nicht länger veröffentlicht wird). Da der Dollar unglücklicherweise und mit Hilfe fremder Notenbanken noch immer als Weltleitwährung fungiert, exportieren die USA ihre Inflation. Geichzeitig stehen Haushalts- und Handelsdefizit wie auch die Verschuldung - sowohl absolut (Bund, Verbraucher, Firmen, Gemeinden) - als auch relativ (als Prozent des BIP) auf Rekordhöhe. Die Immobilienblase (mit ihrer Wirkung eines fehlfunktionierenden Geldautomaten mit unbeschränkter Selbstbedienung) hat ihre Nadel endlich gefunden. Der bislang auf einfachen Knopfdruck geldausspeiende Kassen-Automat "Housing" wird derzeit von den Marktkräften repariert. Damit fallen künftig die für den Konsum nötigen Zusatzbillionen an Dollars aus, mit deflationärem Effekt. Doch die zur Schuldenvernichtung (Entlastung des Staates) notwendige Gelddruckerei, zusammen mit immer höheren Rohstoff- und Energiepreisen, erzeugt offene Inflation und verdeckte krisenhafte Phänomene. Doch seit jeher liebt niemand Krisen mehr als Edelmetalle - mit Silber im Bunde. Im nahen Korral werden die Silver-Bugs schon unruhig.

  • 10.) Sollten sich andere Phänomene, wie beispielsweise: Brot für 10.000 $ pro kg, Benzin für 2000 €/Liter, Gold für 500.000 $ (Hyperinflation), die Einzelzigarette für 14 €, ein Zusammenschmelzen des Dollars, ein dritter globaler Krieg oder Naturkatastrophen (Stürme, Fluten, Beben) bisher unbekannten Ausmaßes oder Besetzung Bayerns durch die Chinesen realisieren, dann wird natürlich auch der Silberpreis sich auf den Weg Richtung Mars begeben oder sogar das Sonnensystem verlassen. Doch derartiges braucht überhaupt nicht einzutreten, um Silber zu heutigen Preisen immer noch hochattraktiv zu machen. Der Silver-Bug muss also nicht einmal "auf Krise" spekulieren, um mittelfristig hohe Gewinne und langfristig vor allem Sicherheit zu gewinnen.

  • 11.) Die einst von den Regierungen eingelagerten (etwa 10) Milliarden Unzen Silber sind industriell verbraucht worden und teilweise auch in den Ohrringen von Inderinnen gelandet. Die derzeit greifbaren Vorräte decken mengenmässig nur einige Monate des Weltbedarfs ab und das einstige preisdrückende Dumping großer Silbermengen durch die Chinesen klingt ab. Damit ist eine akute Silberverknappung entstanden, die ein massives Absacken der Preise - beinahe schon mit Garantie - ausschließt. Die Silver-Bugs atmen hörbar auf.

  • 12.) Mit Hilfe von Derivaten, massivem Shorten (Leerverkäufe, meist mit großer Hebelwirkung) und Forward-Selling bestimmter Produzenten wie auch durch kartellähnliche Machenschaften der an den Metallbörsen aktiven Händler, wurde der Silberpreis jahrelang künstlich unten gehalten, wobei die Börsenaufsicht wegschaute. Doch den Manipulatoren geht langsam die Munition aus. Der Wegfall neuen Shortens alleine und damit der Preisknebelung dürfte bald Wirkung zeigen. Geschieht dies, werden die Massen angelockt. Paradoxerweise locken nur hohe (und weiter steigende) Preise die Mengen. Diese gehen erfahrungsgemäss sehr spät in den Bullenmarkt, bleiben bis zur Erreichung absurder Preisspitzen darin und verlieren typischerweise im unausweichlichen Crash alles oder fast alles. Dieser eigenartige Zug der Massenpsychologie scheint eine Konstante zu sein. Die Silver-Bugs werden davon profitieren.

  • 13.) Lange gewaltsam niedergedrückte starke Spiralfedern werden, wenn der eiserne Griff der Manipulatoren endlich ermüdet, ihre stetig angewachsene Spannkraft (der künstlich gedrückte Silberpreis) mit umso grösserer Vehemenz entladen. In der Geschichte ist es noch nie gelungen, natürliche Marktpreise durch Manipulation, Tricks, Desinformation und Täuschung für immer unten (oder auch oben) auf extremen Positionen zu halten. Auf Dauer ist niemand größer als der Markt. Niemand! Auch nicht mächtige Politiker, Groß- oder Reservebanken mit stützenden Medienkampagnen, Megaspekulanten, totalitäre Regime, Militärdiktaturen, dem Papiergeldsystem huldigende bankrotte Regierungen von "Demokratien", clevere Wall Street Banker mit nackten Short-Positionen, die die physischen Silberreserven der Welt um ein Vielfaches übertreffen, und die im Ernstfalle den Lieferzwängen ihrer Milliardenkontrakte nur durch Ausserkraftsetzung amtlicher Spielregeln entgehen können. Man erinnere sich auch an die Gebrüder Hunt, die um 1980 umgekehrt vergeblich versuchten, die Silberpreise in die Stratosphäre zu treiben und dort zu halten. Sie wurden allerdings weniger durch den Markt, als durch eine einseitige und überraschende Änderung der Börsen- und Marktregeln durch die Insider bzw. die Börsenaufsicht in die Knie gezwungen. In Zimbabwe versucht der kommunistische Diktator Robert Mugabe die Märkte für Gold, Silber, Währungen etc. fortwährend in seinem Sinne zu etwas zu "beeinflussen" (das schöne Wort "Manipulation" existiert in seinem gereiften Wortschatz nicht). Schon bildet sich ein Schwarzmarkt mit abenteuerlichen Preisen für die Metalle und der höchsten Inflationsrate der Welt, nämlich 1000%! Selbst in Diktaturen ist der Markt also nicht "tot", und die Statistiker sind sich nur uneins, ob diese aufregende Zahl pro Jahr oder pro Monat gilt. Jedenfalls liegt der Preispunkt für Silber, an dem sich echte Nachfrage und echtes Angebot einst treffen werden, sehr weit über dem heutigen. Die Silver-Bugs rätseln bereits, wie hoch die Messlatte liegt.

  • 14.) Sollte es je zu einer Panik-Glattstellung der astronomischen Short-Positionen an der Comex New York oder in London kommen, könnten allein die Deckungskäufe den Silberpreis in den dreistelligen Bereich hinauf treiben, zumindest kurzfristig.

  • 15.) Das von den Zentralbanken ausgeliehene Silber muss theoretisch rückübereignet werden. Diese Rückgabe ist unwahrscheinlich, da die am Markt vorhandenen physischen Silbermengen hierfür nicht ausreichen. Sollten dennoch auch nur einige der Banken auf Rückgabe ihres Silbers bestehen, könnte sich der Preis ebenfalls in Dreistelligkeit (300-500 $ pro Unze denkbar) wieder finden.

  • 16.) Silber wird in tausenden industrieller Anwendungen gebraucht und allwöchentlich kommen neue hinzu. Das kommende Zeitalter der Nano-Technologie allein wird hohen Silberbedarf garantieren. Sollte irgendwann ein Preissprung aus den vorgenannten Gründen stattfinden, werden die Verarbeiter, deren gesamte Produktion ohne Silber vom Stillstand bedroht wäre, ebenfalls in Panik verfallen und sich schlagartig eindecken, was die Preise weiter treibt. Dies umso mehr, als die benötigten Silbermengen meist klein oder geringfügig sind, und oft nur Bruchteile von Prozenten der Gesamtkosten ausmachen. Selbst eine Verzehnfachung des Silberpreises (von z. B. 13 auf 130 $ je Unze) triebe diese Kostenkomponente von beispielsweise 0,3 auf 3,0%, was die Verbraucher jedenfalls bezahlen würden.





  • Bewerten 
    A A A
    PDF Versenden Drucken

    Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




    Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
    Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

    "Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"