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Der Goldpreis und die ewige Frage nach dem "Warum?"

21.10.2017  |  Kelsey Williams
Die Menschen sind wie besessen vom Goldpreis. Die Nachfrage nach Antworten auf das "Warum" wächst und wächst. Warum ist Gold heute 20 $ gestiegen/gefallen? Warum? Die Journalisten, allzu begierig darauf, eine Antwort zu finden, schreiben dann:

"Eine niedrige Inflationsrate in den USA ist vielleicht genau das, was der Goldpreis braucht, um sich endlich dauerhaft bei mehr als 1.300 $ zu stabilisieren." - Wall Street Journal, August 2016

Im Ernst? Und ich dachte immer, höhere Goldpreise wären die Folge von Inflation ...

"Negative Zinssätze werden zum weltweiten Phänomen, während zahlreiche Länder versuchen, ihre Währungen abzuwerten. Das unterstützt den Goldpreis." - WSJ, Februar 2016

Der US-Dollar wird bereits seit über einhundert Jahren kontinuierlich abgewertet. Der - langfristig betrachtet - stetig steigende Goldpreis spiegelt diesen Wertverlust wider. Zwischen Gold und den Zinssätzen besteht allerdings keine Korrelation.

"Am Dienstag zeichnete sich für den zweiten Tag in Folge ein Rückgang des Goldpreises ab, nachdem die Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Nordkorea weniger scharf ausfielen als viele Beobachter erwartet hatten." - WSJ, 12. September 2017

Offenbar hätten härtere Sanktionen also zu höheren Goldpreises geführt. Warum denn? Und warum sollten "weniger scharfe" Sanktionen den Goldpreis sinken lassen? Die Antwort ist: Es besteht keinerlei Zusammenhang.

"Analysten und Investoren sagten, dass die Nachfrage nach Safe-Haven-Assets Anfang der Woche zurückgegangen sei, weil der von Hurrikan Irma angerichtete Schaden nicht so groß war wie befürchtet. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit bevorzugen viele Anleger Gold [...]"- WSJ, 12. September 2017

Ein weiterer Fall von unrealistischen Erwartungen, die an den harten Klippen der Realität zerschellten. Leider ist die Erklärung genauso sinnlos wie die ursprünglichen Erwartungen. Entgegen der obenstehenden Aussage wird Gold nicht von "geopolitischer Unsicherheit" beeinflusst, ganz gleich, was die Investoren denken.

"Die Goldpreise stiegen am Donnerstag, nachdem die Europäische Zentralbank ihre akkommodierende Geldpolitik unverändert ließ." -WSJ, 12. September 2017

Für Gold sind die Handlungen aller anderen Zentralbanken zweitrangig gegenüber der US-Notenbank Fed und den Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf den US-Dollar. Die Beschlüsse anderer Zentralbanken sollten eher im Kontext der jeweiligen Wirtschaftsräume und Währungen sowie deren Verhältnis zum Dollar betrachtet werden. Der Goldpreis ist das direkte Spiegelbild des US-Dollar-Wertes.

All diesen Aussagen zum Goldpreis liegt ein fundamentales Problem zugrunde: Die meisten Menschen sind sich des allgemeinen Prinzips, das Gold definiert und erklärt, entweder nicht bewusst oder sie weigern sich, es zu akzeptieren: Gold ist reales Geld. Bevor man versucht, Fragen nach dem Goldpreis zu beantworten, muss man dieses Konzept erst einmal wirklich verstehen. (Weitere erleuchtende Beiträge dazu finden Sie hier und hier.)

Das fehlende Wissen über Gold führt zu unlogischen und falschen Antworten und Erklärungen bezüglich der Preisbewegungen. Zudem basieren die Erklärungsversuche, wie an den obenstehenden Beispielen gut zu erkennen ist, meist auf tagesaktuellen Nachrichten. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass es für jede bedeutende Kursbewegung eine eindeutige Erklärung geben muss. Wenn kein offensichtlicher Grund erkennbar ist, lesen Sie einfach die Schlagzeilen und denken Sie sich etwas aus.


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