Gold und Silber als Spielball der Großbanken? Die Widerlegung der Manipulationstheorie
12.10.2017 | Dr. Keith Weiner
In seinem Artikel vom 2. Oktober schreibt Mr. Butler, dass entweder jemand wohlüberlegte Einwände gegen seine Manipulationstheorie des Silbermarktes vorbringen und seine Annahmen damit widerlegen werde, oder dass der Silberpreis explodieren und seine Theorien dadurch bestätigen wird. Ich werde dieser Aufforderung gerne nachkommen. Seine Argumentation fasst Mr. Butler wie folgt zusammen:
"Hier ist das Problem. Die Silberpreise (ebenso wie die Goldpreise) werden am Papiermarkt der COMEX von einer Handvoll großer Spekulanten (den Banken und den Tradern des Managed Money) gebildet. Da die eigentlichen Produzenten und Verbraucher dabei weitestgehend ausgeschlossen sind, handelt es sich um einen künstlichen Preisfindungsprozess und einen künstlichen Preis. Die Daten der Börsenaufsichtsbehörde CFTC weisen bereits seit fast zehn Jahren darauf hin, dass JP Morgan gemeinsam mit einigen anderen Großbanken als Short-Seller von Silberkontrakten eine beherrschende Stellung am Silbermarkt einnimmt.
Infolge dieser Kontrolle hat keine der Banken bei der Erhöhung ihrer Short-Positionen jemals einen Verlust verzeichnet. Zudem hat JP Morgan im Laufe der letzten 6,5 Jahre zu selbst gemachten Tiefstpreisen einen massiven physischen Silbervorrat angelegt (650 Millionen Unzen). Währenddessen hat die Bank das Edelmetall an der COMEX weiter leerverkauft, ohne je Verluste zu machen."
Anders gesagt sind das die vier Hauptpunkte:
1. Der Silberpreis wird ausschließlich an den Terminmärkten festgelegt. (In diesem Artikel werde ich mich auf Silber beziehen, aber alles, was ich schreibe, lässt sich problemlos auf den Goldmarkt übertragen.)
2. JP Morgan und die anderen Banken sind Spekulanten.
3. Der größte Spekulant macht nie Verluste.
4. JP Morgan hat physisches Silber in großer Menge aufgekauft.
Lassen Sie mich zuerst auf den dritten Punkt eingehen. Alle anderen stehen damit im Zusammenhang und ich werde sie weiter unten ausführlich diskutieren.
Als ich ungefähr zwölf war, nutzte ich jede freie Minute, um mir selbst Programmieren beizubringen. Ich hatte damals eine - meiner Meinung nach - brillante Idee, wie ich man das Casino beim Roulette schlagen könnte: Setzen Sie 1 $ auf Rot. Wenn Sie gewinnen, nehmen Sie den Gewinn vom Tisch und setzen Sie wieder 1 $. Wenn Sie verlieren, setzen Sie 2 $. Wenn Sie dann gewinnen, haben Sie Ihren Verlust wieder wettgemacht und setzen erneut 1 $. Wenn Sie dagegen noch einmal verlieren, verdoppeln Sie Ihren Einsatz auf 4 $ usw. Die Magie daran ist, dass ein weiterer Verlust immer unwahrscheinlicher wird, je länger sich Ihre Pechsträhne fortsetzt.
Ich habe also ein kleines Programm geschrieben, um diese Idee zu testen. Nach hunderten oder tausenden Durchläufen verlieren Sie ausnahmslos Ihren gesamten Wetteinsatz. Ich habe alles überprüft, der Code war fehlerfrei. Was verursacht also die Verluste?
Beim Roulette gibt es die Zahlen 0 und 00, die weder schwarz noch rot sind. Die Wahrscheinlichkeit, eine Wette auf Rot (oder Schwarz) zu gewinnen, ist daher geringer als 50%, aber der mögliche Gewinn entspricht nur 1 zu 1 dem Einsatz. Ganz gleich, wie viel Wettkapital Sie mitbringen (je mehr, desto länger dauert es allerdings) - wenn Sie lange genug Roulette spielen, werden Sie dieses Kapital letztlich verlieren.
Sie wundern sich jetzt vielleicht, was das mit JP Morgan zu tun hat und mit der Frage, warum die Bank am Silbermarkt nie einen Verlust gemacht hat. Das Prinzip ist das Gleiche. Wenn JP Morgan zwischen November 2008 und April 2011 am Silbermarkt auf Nettobasis short war (als die Bank, wie Ted Butler schreibt, nach der Übernahme von Bear Strearns der neue, große Leerverkäufer am Silbermarkt wurde), dann stand JP Morgan in dieser Zeit auf der falschen Seite eines Marktes, der von 8,30 $ auf 49,80 $ stieg. Es gibt an den Märkten keinen Schutzmechanismus, weder für die großen noch für die kleinen Trader. Wer falsch setzt, verliert.
Wenn Mr. Butler der Ansicht ist, dass JP Morgan ganz einfach so groß ist, dass die Bank immer mehr Silber shorten kann, bis das den gewünschten Preiseffekt hat, dann habe ich zwei Antworten: Erstens, lesen Sie die Roulette-Geschichte noch einmal. Zweitens, der Silberpreis ist ja tatsächlich um mehr als 40 $ gestiegen. Welche hypothetische Macht die Bank auch immer angeblich besitzt - sie hat ganz offensichtlich nicht verhindert, dass sich der Silberpreis fast versechsfacht hat.
Sollte Mr. Butler vielmehr meinen, dass JP Morgan sehr wohl Verluste gemacht hat, diese aber nicht in den Finanzberichten ausweist, dann möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es in einer so großen Bank zahlreiche Leute gibt, die die Position am Silbermarkt kennen: Trader, Buchhalter, interne und externe Prüfer, Direktoren, Regulatoren etc. Bei einem Zeitraum von mehreren Jahren muss es sich insgesamt um mehrere hundert Personen handeln, die ihre Karriere und ihre Freiheit aufs Spiel setzen und einen Betrug begehen würden, wenn sie gefälschte Finanzberichte absegnen, die einen Gewinn statt eines Verlustes angeben.
"Hier ist das Problem. Die Silberpreise (ebenso wie die Goldpreise) werden am Papiermarkt der COMEX von einer Handvoll großer Spekulanten (den Banken und den Tradern des Managed Money) gebildet. Da die eigentlichen Produzenten und Verbraucher dabei weitestgehend ausgeschlossen sind, handelt es sich um einen künstlichen Preisfindungsprozess und einen künstlichen Preis. Die Daten der Börsenaufsichtsbehörde CFTC weisen bereits seit fast zehn Jahren darauf hin, dass JP Morgan gemeinsam mit einigen anderen Großbanken als Short-Seller von Silberkontrakten eine beherrschende Stellung am Silbermarkt einnimmt.
Infolge dieser Kontrolle hat keine der Banken bei der Erhöhung ihrer Short-Positionen jemals einen Verlust verzeichnet. Zudem hat JP Morgan im Laufe der letzten 6,5 Jahre zu selbst gemachten Tiefstpreisen einen massiven physischen Silbervorrat angelegt (650 Millionen Unzen). Währenddessen hat die Bank das Edelmetall an der COMEX weiter leerverkauft, ohne je Verluste zu machen."
Anders gesagt sind das die vier Hauptpunkte:
1. Der Silberpreis wird ausschließlich an den Terminmärkten festgelegt. (In diesem Artikel werde ich mich auf Silber beziehen, aber alles, was ich schreibe, lässt sich problemlos auf den Goldmarkt übertragen.)
2. JP Morgan und die anderen Banken sind Spekulanten.
3. Der größte Spekulant macht nie Verluste.
4. JP Morgan hat physisches Silber in großer Menge aufgekauft.
Lassen Sie mich zuerst auf den dritten Punkt eingehen. Alle anderen stehen damit im Zusammenhang und ich werde sie weiter unten ausführlich diskutieren.
Als ich ungefähr zwölf war, nutzte ich jede freie Minute, um mir selbst Programmieren beizubringen. Ich hatte damals eine - meiner Meinung nach - brillante Idee, wie ich man das Casino beim Roulette schlagen könnte: Setzen Sie 1 $ auf Rot. Wenn Sie gewinnen, nehmen Sie den Gewinn vom Tisch und setzen Sie wieder 1 $. Wenn Sie verlieren, setzen Sie 2 $. Wenn Sie dann gewinnen, haben Sie Ihren Verlust wieder wettgemacht und setzen erneut 1 $. Wenn Sie dagegen noch einmal verlieren, verdoppeln Sie Ihren Einsatz auf 4 $ usw. Die Magie daran ist, dass ein weiterer Verlust immer unwahrscheinlicher wird, je länger sich Ihre Pechsträhne fortsetzt.
Ich habe also ein kleines Programm geschrieben, um diese Idee zu testen. Nach hunderten oder tausenden Durchläufen verlieren Sie ausnahmslos Ihren gesamten Wetteinsatz. Ich habe alles überprüft, der Code war fehlerfrei. Was verursacht also die Verluste?
Beim Roulette gibt es die Zahlen 0 und 00, die weder schwarz noch rot sind. Die Wahrscheinlichkeit, eine Wette auf Rot (oder Schwarz) zu gewinnen, ist daher geringer als 50%, aber der mögliche Gewinn entspricht nur 1 zu 1 dem Einsatz. Ganz gleich, wie viel Wettkapital Sie mitbringen (je mehr, desto länger dauert es allerdings) - wenn Sie lange genug Roulette spielen, werden Sie dieses Kapital letztlich verlieren.
Sie wundern sich jetzt vielleicht, was das mit JP Morgan zu tun hat und mit der Frage, warum die Bank am Silbermarkt nie einen Verlust gemacht hat. Das Prinzip ist das Gleiche. Wenn JP Morgan zwischen November 2008 und April 2011 am Silbermarkt auf Nettobasis short war (als die Bank, wie Ted Butler schreibt, nach der Übernahme von Bear Strearns der neue, große Leerverkäufer am Silbermarkt wurde), dann stand JP Morgan in dieser Zeit auf der falschen Seite eines Marktes, der von 8,30 $ auf 49,80 $ stieg. Es gibt an den Märkten keinen Schutzmechanismus, weder für die großen noch für die kleinen Trader. Wer falsch setzt, verliert.
Wenn Mr. Butler der Ansicht ist, dass JP Morgan ganz einfach so groß ist, dass die Bank immer mehr Silber shorten kann, bis das den gewünschten Preiseffekt hat, dann habe ich zwei Antworten: Erstens, lesen Sie die Roulette-Geschichte noch einmal. Zweitens, der Silberpreis ist ja tatsächlich um mehr als 40 $ gestiegen. Welche hypothetische Macht die Bank auch immer angeblich besitzt - sie hat ganz offensichtlich nicht verhindert, dass sich der Silberpreis fast versechsfacht hat.
Sollte Mr. Butler vielmehr meinen, dass JP Morgan sehr wohl Verluste gemacht hat, diese aber nicht in den Finanzberichten ausweist, dann möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es in einer so großen Bank zahlreiche Leute gibt, die die Position am Silbermarkt kennen: Trader, Buchhalter, interne und externe Prüfer, Direktoren, Regulatoren etc. Bei einem Zeitraum von mehreren Jahren muss es sich insgesamt um mehrere hundert Personen handeln, die ihre Karriere und ihre Freiheit aufs Spiel setzen und einen Betrug begehen würden, wenn sie gefälschte Finanzberichte absegnen, die einen Gewinn statt eines Verlustes angeben.