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Steuerreform und Bilanzkürzung in den USA: Was bedeutet das für Gold?

20.10.2017  |  Axel Merk
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In Bezug auf die Federal Reserve möchte ich zwei Dinge anmerken. Zum einen habe ich den Eindruck, dass die Notenbanker den Leitzins gern erhöhen würden, aber nur, wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen nicht verschlechtern. Das ist in gewisser Weise ein Widerspruch in sich, denn der ganze Zweck einer Zinsanhebung besteht ja darin, das Geldangebot zu verringern.

Meiner Meinung nach ist die Fed besorgt über einen möglichen Kurseinbruch an den Finanzmärkten. Ein ehemaliger Vorsitzender einer regionalen Zweigstelle der Notenbank sagte mir einmal, dass sich die Fed darum normalerweise keine Gedanken machen würde - es sei denn, sie hätte eine Spekulationsblase geschaffen. Anders gesagt ist seitens der Notenbank mit "falkenhaften" Aussagen und Ankündigungen restriktiver Geldpolitik zu rechnen, solange sich die Märkte ordentlich benehmen.

Sollte der Markt jedoch Schluckauf bekommen, wird man all die guten Vorsätze ohne Zögern über Bord werfen. Da es an den Märkten bislang ruhig und gesittet zugeht, sprach die Fed zuletzt von Zinsanhebungen. Kurzfristig wirkt sich das negativ auf den Goldpreis aus. (Wenn Sie allerdings glauben, dass die Realzinsen allem Gerede der Notenbanker zum Trotz nicht steigen werden, bietet der Kursrückgang vielleicht eine gute Kaufgelegenheit.)

Zum anderen spielen die Risikoprämien eine zentrale Rolle. Die Fed hat eine Kürzung ihrer Bilanzsumme angekündigt, d. h. sie wird ihren Bestand an zuvor im Rahmen der quantitativen Lockerungen (QE) aufgekauften Vermögenswerten wieder verringern. Verschiedenen Studien der Notenbank zufolge sollen die Anleihekurse dadurch sinken (und die Renditen steigen). Ich sehe das anders. Meiner Meinung nach werden vor allem die Risikoprämien steigen.

Die QE-Programme führten dazu, dass sich der Spread zwischen Junk-Bonds und US-Treasuries verringerte. Allgemeiner ausgedrückt sind im Zuge der lockeren Geldpolitik sogenannte Risikoaktiva im Preis gestiegen. An den Aktienmärkten lässt sich der Rückgang der Volatilität als direkte Folge der QE-Maßnahmen beobachten. Quantitative Straffungen (quantitative tightening, QT) werden im Gegensatz dazu zur Erhöhung der Risikoprämien führen.

Das bedeutet, dass riskanten Assets Kursverluste drohen, während die Volatilität wieder zunimmt. Volatilität dieser Art wird häufig mit einer Flucht der Investoren in einen "sicheren Hafen" assoziiert, d. h. mit erhöhter Nachfrage nach US-Staatsanleihen. Allerdings möchte die Fed, wie oben erwähnt, gern verhindern, dass die Kurse an den Finanzmärkten fallen. Aus diesem Grund erzählt sie uns, dass QT so uninteressant wäre, wie Wandfarbe beim Trocknen zuzusehen - völliger Quatsch, wenn Sie mich fragen.

Kommen wir zurück zum Goldpreis. Meine Grundannahme ist, dass Risikoaktiva bei steigender Volatilität tendenziell im Kurs fallen, weil der Cashflow dieser Assets dann stärker abgezinst wird. Da Gold keinen Cashflow und keine Rendite generiert, steht es gegenüber anderen Vermögenswerten vergleichsweise gut da, wenn die Volatilität zunimmt. In Bezug auf den Goldpreis und die Kurse anderer Assets lässt sich daher Folgendes feststellen:

  • Die US-Treasuries sind der Referenzwert für risikofreie Renditen. Aus diesem Grund ist es so wichtig zu wissen, was die Fed vorhat (und so schlimm, dass sie sich bei der Ausrichtung ihrer Geldpolitik an den Märkten orientiert).

  • In dem Maße, wie die Steuerreform die erwarteten realen Renditen beeinflusst, beeinflusst sie auch die US-Staatsanleihen.

  • Je niedriger die Realzinsen sind, desto besser für den Goldpreis (und umgekehrt).

  • Risikoassets werden gegenüber risikofreien Vermögenswerten abgezinst. (Bei festverzinslichen Wertpapieren bedeutet das, dass die Rendite der Risikoanleihen im Allgemeinen höher sind.) Wie stark sie diskontiert werden, hängt von den allgemeinen finanziellen Rahmenbedingungen ab.

  • Je niedriger die Risikoprämien sind (d. h. Sorglosigkeit und hohe Liquidität an den Märkten), desto besser ist das für die Kurse der Risikoassets.

  • Höhere Risikoprämien (d. h. ängstliche Märkte) sind dagegen meist positiv für den Goldpreis.

  • Die quantitativen Lockerungen haben die Risikoprämien künstlich verringert. Quantitative Straffungen werden dagegen zur Folge haben, dass die Risikoprämien wieder steigen.

Anders gesagt: Erwarten Sie nicht allzu viel von der Steuerreform in den USA, ziehen Sie Goldinvestitionen zur Streuung Ihrer Anlagen in Erwägung und schnallen Sie sich an, denn die Bilanzkürzung der Fed könnte für Turbulenzen sorgen.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com


Dieser Artikel wurde am 04.10.2017 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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