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Kann Silber wieder Geld werden?

24.11.2006  |  Reinhard Deutsch
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Damit komme ich zur zweiten Frage meines Vortrages: Wie könnte das konkret aussehen, wenn Silber wieder Geld wird?

Bezahlen mit Silber bedeutet schlichten Warentausch wie wir gesehen haben. Ich tausche 5 Hühner gegen 1 Unze Silber. Das kann man immer machen und das ist auch nicht verboten. Noch haben wir Vertragsfreiheit und können unsere Leistungen tauschen wogegen wir immer lustig sind.

Aber hier fangen die Probleme im Kopf auch schon an. Versuchen Sie mal Ihre Pizza mit einer Unze Silber zu bezahlen. Der Kellner wird stutzen und fragen, ob das denn auch echtes Geld sei. Wir sind in dieser Frage so vom Staat abhängig, dass wir gar nicht mehr den Mut haben, selbst zu entscheiden, was uns Etwas wert ist. Natürlich spielt die Frage der Akzeptanz eine Rolle.

Der Kellner will ja nicht in die Silberunze beißen, sondern damit für seine Kinder Milch kaufen. Insofern ist er darauf angewiesen, dass nach ihm die Unze Jemand annimmt und es sieht so aus, als ob es hier keinen großen Unterschied zum Kreditzettel gibt. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass die Silberunze freiwillig angenommen wird, während der staatliche Kreditzettel Zwangsgeld ist. Der Kellner muss ihn nehmen als Bezahlung für die Pizza. Das macht es so schwer, Silber und Gold als freiwilliges Privatgeld einzuführen, weil es so viel einfacher ist, sich staatlichem Zwang zu unterwerfen.

Macht das die Sache nun hoffnungslos? Keineswegs - die Globalisierung könnte hier ein Wunder bewirken. Der staatliche Zwang hört nämlich an der Grenze auf. Weltweit wird Geld freiwillig akzeptiert oder gar nicht. Wenn Sie mit Zimbabwe-Dollar in Saudi Arabien Öl kaufen wollen, werden Sie ein müdes Lächeln ernten - der Zettel wird nicht akzeptiert, trotz Annahmezwang in Zimbabwe. Ja - mit dem Dollar funktioniert das noch - erstaunlicherweise - aber der Trick mit der Weltleitwährung läuft jetzt langsam aus.

Das Ausland hat es in der Hand, für seine Waren etwas anderes zu verlangen als Dollar. Die Amerikaner werden zwar versuchen, das zu verhindern, notfalls mit Krieg wie im Irak, als Sadam Hussein Euro statt Dollar für sein Öl verlangte. Aber auf Dauer können die USA nicht alle Welt zwingen gegen Dollar zu liefern, wenn die Lieferanten Silber und Gold haben wollen.

Je mehr das Misstrauen gegen den Dollar wächst und sich die Überzeugung durchsetzt, dass die USA ihre riesigen Dollarschulden nicht mit realen Leistungen honorieren werden, umso mehr werden die Dollarbesitzer versuchen, ihre leeren Versprechungen in Form von Dollaranleihen noch schnell in reale Dinge zu transferieren. Und hier eignen sich eben Silber und Gold besonders gut, um reale Leistung zu speichern und aufzubewahren.

Halten wir also fest, im Außenverhältnis kann selbst die Leitwährung Dollar nicht als Zahlungsmittel aufgezwungen werden. Jenseits der Grenze gilt das gesetzliche Zahlungsmittel nicht. Das Geld muss freiwillig angenommen werden. Das Deutsche Reich konnte im Krieg nur gegen Gold und Silber wichtige Rohstoffe im Ausland kaufen.

Ein neues internationales Zahlungssystem auf der Basis von Gold und Silber entsteht aber bereits wieder vor unseren Augen in Form der sog. digital gold currencies oder abgekürzt DGC. Dabei liegt Gold und Silber in sicheren Tresoren in London, Dubai oder Zürich und die Eigentümer übertragen ihre Anteile international oder auch national als Zahlungsmittel in giraler Form. Im Grunde handelt es sich um das altbewährte Modell der Hamburger Girobank, das über 300 Jahre hervorragend funktioniert hat.

Die Menschen deponierten ihr Silber bei der Bank und das Eigentum daran wurde europaweit giral als Zahlungsmittel übertragen. E-Gold und GoldMoney bieten diese Dienstleistung bereits seit Jahren wieder an und beide Firmen weisen beträchtliche Wachstumsraten auf. Es ist wohl keine Frage, dass diese Form von Edelmetallgeld sich weltweit wieder verbreiten wird. Allein die Tatsache, dass Mohammed Gold und Silber als Geld vorschreibt, könnte dieser Entwicklung in Form von E-Dinar beträchtliche Schubkraft verleihen.

E-Gold hat bereits über 3 Millionen Konten, davon allein in China 155.000 aktive Konten und wickelt täglich etwa 50-60.000 Zahlungsvorgänge ab, mit einem Volumen von ca. 10 Millionen Dollar pro Tag. Die Freunde des staatlichen Falschgeldes werden jetzt auf diese Entwicklung aufmerksam und versuchen, sie zu unterbinden. So ist kurz vor Weihnachten 2005 bei e-gold in Florida das FBI aufmarschiert, hat alles durchsucht inklusive der Privatwohnung des Inhabers Douglas Jackson und hat alle Unterlagen kopiert und das ganze System für 3 Tage lahm gelegt, unter dem fadenscheinigen Vorwand, Kriminelle und Terroristen würden das System für Überweisungen nutzen.

Mit diesem Vorwand kann man jede Bank und jedes Unternehmen durchsuchen. E-Gold selbst ist daran interessiert, Kriminelle aus dem System rauszuhalten und dabei mit den Behörden zu kooperieren. Die Durchsuchung ist dann auch ausgegangen wie das Hornberger schießen. E-gold arbeitet wieder wie zuvor und wächst und gedeiht.

Es wird höchste Zeit, dass ein solches System auch bei uns organisiert wird. Die Scheideanstalten wie Agosi oder Heraeus könnten das sofort machen, da sie ja praktisch schon ein girales Edelmetallsystem für Juweliere unterhalten. Aber auch die Einkaufsgenossenschaften, wie Jürgen Müller (www.goldsilber.org) oder der Wertsicherungsfonds der Popp AG könnten zum Ausgangspunkt für ein solches Giralsystem werden, evtl. in Zusammenarbeit mit den Sparkassen oder den Raiffeisenbanken. Das Gold und Silber der Anleger, das jetzt nur im Tresor schlummert, würde hochliquide, würde zu Geld. Ich denke, dass diese girale Übertragung von Edelmetallen als Geld eine Zukunft hat und dass man so etwas international kaum verbieten kann.

Eine andere Frage ist es, ob man den Umlauf privater Edelmetallmünzen auf nationaler Ebene verbieten kann. Hier zeichnet sich in USA eine interessante Kontroverse ab, eine Art Showdown zwischen Staatsgeld und privatem Edelmetallgeld, bei dem die unterschiedlichen geldtheoretischen Argumente sehr schön klar zu Tage treten, weshalb ich auf den Fall hier einmal näher eingehen will.

Die Firma Norfed versucht bekanntlich in USA wieder ein privates Geldsystem auf der Basis umlaufender Silbermünzen aufzubauen. Das Experiment läuft seit etwa 8 Jahren, es gibt etwa 100.000 Nutzer und es wurden sog. Liberty-Dollar im Wert von ca. 20 Millionen US Dollar verkauft. Den Liberty-Dollar gibt es auch als Papierschein in Form sog. Lagerscheine, wobei für jeden Schein eine entsprechende Menge Silber in einem Lagerhaus deponiert ist. Die Scheine sind also mit Silber gedeckt, im Gegensatz zu den staatlichen Dollars, für die nichts hinterlegt ist, die durch nichts gedeckt sind.

Die meisten Liberty-Dollar laufen allerdings in Form von Münzen um, mit einer Unze Feinsilber, auf welche derzeit die Zahl 20 Dollar aufgeprägt ist. Diese Zahl ändert sich mit steigendem Silberpreis. Anfang dieses Jahres war noch eine 10 aufgeprägt. Wenn der Silberpreis weiter steigt wird eine neue Serie mit der Zahl 50 aufgelegt. Die aufgeprägte Zahl ist dabei nur eine didaktische Krücke. Die Menschen sind so daran gewöhnt auf Geld eine Zahl als Wert aufgedruckt zu finden, dass sie ohne diese Zahl Schwierigkeiten haben. Auf Münzen kann man allenfalls ein Gewicht aufprägen, aber nicht einen Wert. Eine Zahl als Wert auf einer Edelmetallmünze ist eigentlich völlig belanglos, aber das muss sich auch erst wieder herumsprechen.



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