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Kann Silber wieder Geld werden?

24.11.2006  |  Reinhard Deutsch
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Der Gedanke hinter dem Liberty-Dollar ist es, die Menschen wieder an den Gebrauch von Silbermünzen als Geld zu gewöhnen. Feel the drop - spüren Sie das Gewicht - ist denn auch der Werbeslogan von Norfed. Praktisch sieht das so aus, dass man den Kellner fragt, ob er staatliches Papiergeld oder richtiges Geld haben will und ihm dabei die Silberunze in die Hand fallen lässt. Meist ist der Kellner überrascht über das Gewicht und das Gefühl einer echten Silbermünze und behält die Münze, auch wenn er darauf hingewiesen wird, dass es kein gesetzliches Zahlungsmittel ist und dass die Annahme nur freiwillig erfolgen kann. Die Menschen bekommen wieder ein Gefühl dafür, dass Silber in freier Vereinbarung als Geld funktionieren kann.

Nun hat die US Mint am 14. September dieses Jahres völlig überraschend eine Pressemitteilung herausgegeben mit der Kopfzeile: "Liberty-Dollars sind kein gesetzliches Zahlungsmittel. Die US Mint warnt die Konsumenten."

Die Justiz habe erklärt, die Benutzung der Liberty-Dollar Medaillen als Geld sei eine Straftat. In der Pressemitteilung wird dann weiter erklärt, diese Medaillen seien keine Originalmünzen der Unitet States Mint und sie seien kein gesetzliches Zahlungsmittel. Es handele sich um ein privat hergestelltes Produkt. Staatsanwälte im Justizministerium hätten entschieden, dass der Gebrauch dieser Liberty-Dollar Medaillen als umlaufendes Geld eine Straftat sei.

Die Werbung von Norfed würde diese Medaillen als richtiges Geld bezeichnen und die Medaillen würden auch wie richtiges Geld aussehen, denn sie würden die Freiheitsstatue sowie die Freiheitsfackel als Symbol verwenden, es würde USA draufstehen und sogar "Trust in God", was so ähnlich klingt wie "In God we Trust", was ja bekanntlich auf allen Scheinen und Münzen der USA steht und zu dem gängigen Witz verleitet - "In God We Trust - all other pay cash". Eigentlich müsste ja "In Governement We Trust" draufstehen, denn Gott hat ja nun mit dem Geld wirklich nichts zu tun und er steht sicher auch nicht dafür gerade.

Neben diesen eher banalen Argumenten trägt die US-Mint aber noch ein Argument gegen den Liberty - Dollar vor, das mit einer gewissen Tücke verbunden ist, wie ich meine und womit das Publikum über den wahren Sachverhalt hinweg getäuscht werden soll.

Norfed würde den Liberty Dollar als legal und verfassungsgemäß bezeichnen. In der Verfassung stünde aber: "Der Kongress habe die exklusive Macht, das Geld der Vereinigten Staaten zu prägen und seinen Wert zu regulieren."

Mit dieser Argumentation wird der wahre Sachverhalt geradezu auf den Kopf gestellt und das Publikum hinters Licht geführt. In der amerikanischen Verfassung steht nämlich: "Congress has the power to coin money and to regulate its value." Da steht nicht "exclusive power" wie die Mint schreibt. Der Souverain also "we the people" hat nach dem amerikanischen Verfassungsverständnis durchaus weiterhin das Recht, private Münzen zu prägen. Nur die einzelnen Mitgliedstaaten durften selbst keine Münzen prägen.

Die Vorschrift für die einzelnen Mitgliedstaaten in der Verfassung von 1787 lautet wiederum ganz klar: "No state shall coin money, emit bills of credit, make any thing but gold and silver coin a tender in payment of debts."

Also kein Staat darf Münzen prägen oder Papiergeld ausgeben oder irgend etwas anderes, außer Gold- und Silbermünzen zum Zahlungsmittel erklären.

Hier steht also nichts davon, dass nur die vom Kongress geprägten Münzen Zahlungsmittel sein dürfen. Der entscheidende Punkt ist aber der, dass aus der amerikanischen Verfassung ganz klar hervorgeht, dass nur Gold und Silber zu Geld erklärt werden dürfen.

Da steht: "Congress has the power to coin money" und nicht to print money, oder to issue money, oder to create money. To coin money hieß damals eindeutig, das Prägen von Gold- und Silbermünzen, wie es auch aus der Vorschrift für die Einzelstaaten hervorgeht. Die Mint tut nun so, als ob der Staat das alleinige Recht habe, irgendwelches Geld herzustellen. To coin money - wird einfach als Geldherstellung interpretiert wobei die Mint die einzige Stelle sei, die Zahlungsmittel herstellen darf.

Hinter dieser ganzen Konfusion steht natürlich die alte Frage, wer bestimmt, was Geld ist, der Staat oder der Markt. Und diese Frage wird jetzt durch die Pressemitteilung der Mint sehr deutlich wieder auf die Tagesordnung gebracht.

Mike Johnson, der neue Direktor bei Norfed hat in einer ersten Stellungnahme die Verlautbarung der Mint begrüßt. Norfed habe dadurch einen gewaltigen Schub in der öffentlichen Aufmerksamkeit erhalten. Zeitungen und Rundfunk berichten plötzlich darüber. Die Besuche auf der Website von Norfed haben sich verzehnfacht, die Verkäufe sind enorm gestiegen und zahlreiche Mitglieder sind hinzugekommen. Die Grundstimmung sei, dass sich die Amerikaner diese monetäre Bevormundung nicht länger gefallen lassen wollen.

Die Mint kann es nun natürlich nicht bei den Worten belassen. Wenn es sich wirklich um eine Straftat handeln sollte, muss Anklage gegen Norfed erhoben werden und ein Gericht entscheiden, ob die Amerikaner nach ihrer Verfassung das Recht haben, Gold und Silber als Geld zu verwenden. Es wird jedenfalls in dieser Frage jetzt richtig spannend.

Leider ist bei uns die Verfassungslage nicht so klar. Gleichwohl ist es durchaus ungeklärt, ob wir in Deutschland, aufgrund der Vertragsfreiheit, Bezahlung in Gold und Silber in Verträgen frei vereinbaren dürfen. Das Beste ist wohl, es einfach auszuprobieren. Junge Unternehmer hier im Saal sind aufgefordert, das Norfed Modell in Deutschland einfach zu kopieren und damit auch richtig Geld zu verdienen.

Wir haben vor ein paar Jahren schon mal damit angefangen und auch Münzen geprägt, die wir Silverliberty genannt haben. Unter www.silverliberty.de finden Sie im Internet nähere Einzelheiten dazu. Wir haben allerdings nicht "Trust in God" sondern "Trust Yourself" aufgeprägt und auch gleich die Bezeichnung Bartercoin statt Euro oder Dollar. Leider haben wir 2002 auch gleich eine 20 aufgeprägt statt eine 10 - und das war ein Fehler, weil das noch zu früh dafür war. Der Silberpreis ist nicht so schnell gestiegen, wie wir gedacht hatten, weshalb die Münzen zunächst auch nicht verkaufbar waren.

Die bereits geprägten Münzen verkaufen wir jetzt für 20 Euro vorwiegend als Sammlerobjekte. Immerhin ist es der erste Versuch, in Deutschland wieder Silber als Privatgeld einzuführen und die Startauflage lag bei nur 6.000 Stück. Hier auf der Messe können Sie am Stand von bullion-art die Münzen ansehen und auch welche kaufen. Im kommenden Jahr können Sie dann Münzen mit der Zahl 20 in solche mit der Zahl 50 umtauschen.



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