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Russland, China, BRICS: Ein neues Netzwerk des Goldhandels

08.12.2017  |  Ronan Manly
Die jährlich stattfindende “Russian Bullion Market”-Konferenz ist eine der angesehensten Veranstaltungen im russischen Edelmetallkalender. Bekannt unter dem früheren Namen "Russian Bullion Awards“ fand diese Konferenz (nun inzwischen zum zehnten Mal) am 24. November 2017 in Moskau statt. Der vielleicht berühmteste unter den diesjährigen Referenten war Sergei Schwezow, stellvertretender Vorsitzender der Bank Rossii, der russischen Zentralbank.

In seiner Rede erörterte Schwezow bedeutende neue Entwicklungen hinsichtlich der Rolle der russischen Zentralbank im globalen Goldmarkt. Er erörterte zudem die anhaltende Bedeutung von physischem Gold für die langfristigen und strategischen Interessen der Russischen Föderation.

Zunächst bestätigte Schwezow, dass die BRICS-Staatengruppe aktuell Gespräche über den Aufbau ihres eigenen Goldhandelssystems führen. Zur Erinnerung: Zu den 5 BRIC-Staaten zählen die Russische Föderation, China, Indien, Südamerika und Brasilien.

Vier dieser Staaten zählen zu den weltgrößten Goldproduzenten, und zwar China, Russland, Südafrika und Brasilien. Darüber hinaus sind zwei dieser Nationen zugleich die größten Importeure und Verbraucher von physischem Gold, und zwar China und Russland. Was diese Wirtschaften also verbindet, ist die Tatsache, dass sie alle entscheidende Akteure am Weltmarkt für physisches Gold sind.

Nach den Vorstellungen Schwezows soll ein neues Goldhandelssystem entstehen, das sich aus bilateralen Verbindungen der BRICS-Mitglieder untereinander heraus entwickelt. In einem ersten Schritt, so bestätigte Schwezow erneut, habe man mit China jetzt eine Absichtserklärung unterzeichnet, die die Entwicklung eines gemeinsamen Handelssystems für Gold vorsieht. Der erste Schritt zur Umsetzung dieses Projekts werde 2018 gemacht.

Interessanterweise stufte der stellvertretende Vorsitzende der Bank Rossii zugleich die traditionelle Dominanz der Standorte London und Schweiz für den Goldmarkt herunter. Hinsichtlich der Handelstätigkeit, so Schwezow, verlören London und die Schweiz in der heutigen Welt an Bedeutung. Er brachte zudem das Thema neuer Benchmarks zur Goldkursfindung im Rahmen der BRICS-Goldhandelskooperation auf.

Die Kooperation der BRICS im Goldmarkt, insbesondere die zwischen Russland und China, kommt nicht wirklich überraschend, da sie von Schwezow selbst erstmalig im April 2016 während eines Besuchs in China angekündigt wurde.

Wie die russische Nachrichtenagentur TASS im Original auf Russisch berichtete, hatte Schwezow damals Folgendes gesagt:

”Wir (die Zentralbank der Russischen Föderation und die Chinesische Volksbank) besprachen den Goldhandel. Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) sind bedeutende Wirtschaftsräume mit großen Goldreserven und beeindruckenden Volumen in Produktion und Verbrauch des Edelmetalls. In China wird Gold in Shanghai gehandelt und in Russland in Moskau. Wir haben die Vorstellung, eine Verbindung zwischen diesen beiden Städten zu schaffen, um so den Goldhandel zwischen unseren Märkten zu intensivieren."

Zur Erinnerung: Erst im März dieses Jahres hatte die Bank Rossii ihre erste Repräsentanz im Ausland eröffnet und als Standort das chinesische Peking gewählt. Wie die russische Zentralbank damals zu verstehen gab, sei dies ein Schritt in Richtung verstärkter Kooperation zwischen Russland und China in allen erdenklichen Finanzangelegenheiten gewesen, aber auch eine strategische Partnerschaft zwischen der russischen Zentralbank und der Chinesischen Volksbank.

Die eigentliche Absichtserklärung bezüglich des Goldhandels zwischen der Bank Rossii und der Zentralbank Chinas, auf die Schwezow Bezug nahm, wurde schon im September dieses Jahres unterzeichnet, als die stellvertretenden Vorsitzenden beider Zentralbanken ein beiderseitiges Treffen zur Finanzkooperation in Sotschi (dem russischen Austragungsort der Winterolympiade 2014) abhielten.

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Die stellvertretenden Vorsitzenden der Chinesischen Volksbank und der Bank Rossii unterzeichnen Memorandum zum Goldhandel, Sotschi, September 2017. Foto: Bank Rossii




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