Steigende oder fallende Ölpreise und die Edelmetalle (Teil 2/2)
17.02.2018 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Seit dem 50ern waren die USA ein Netto-Importeur von Energie. Traditionell hatte - und hat noch immer - fast jede Person ein Auto oder zwei. Und die 5 Computer, 3 Laptops und 4 Fernseher in jedem Haus, die alle Tag und Nacht laufen (sprichwörtlich). Im Winter steht die Heizung auf +28 Grad Celsius und im Sommer auf minus 1 Grad. Kühlung ist aber dreimal so teuer wie Heizung und diese Klimaanlagen laufen ebenfalls Tag und Nacht (auch dies alles ist sprichwörtlich!).Zum Einkauf in den 50 m entfernten Supermarkt wird das überdimensionierte Auto aus der Garage gefahren. Was Wunder, dass Amerika weltweit im Pro-Kopf-Verbrauch die Spitzenposition hielt und noch immer hält. Kein Wunder, dass sich Trump weigert, dem Klimaabkommen beizutreten, da dies entsprechende Sparmaßnamen, Umstellungen, hohe Kosten und schmerzhafte Verzichte erforderte, die überhaupt nicht aufzubringen oder durchzusetzen wären. Den gewohnten Lebensstil zu beschneiden ließe auch die gewohnten gesellschaftlichen Strukturen zusammenbrechen.
Energiefressende Verteidigungssysteme und unbedingte Mobilität sind heilige Kühe für Trump, seine Generäle und seine Landsleute. Den bloßen Versuch, hier sparen oder beschränken zu wollen, würde kein Politiker überleben.
Doch glich sich die Energiebilanz des Landes inzwischen aus - dies geschah durch den starken Einsatz von Kernkraft und gewaltigen Mengen an Kohle, Braunkohle und anderen Lieblingen der Grünen. Eine unmittelbare Energiekrise droht den Amerikanern also nicht. Ein funktionierender Energiehaushalt braucht aber nicht nur Kohle und Kernkraft, sondern auch Wasserkraft. Und auf Hawaii laufen, man glaubt es kaum, die ersten Windräder, und sogar ein kleiner Windpark ist dort in Betrieb.
Doch an Rohöl hapert es dieser Nation, und nicht nur ein wenig. Land und Leute verbrauchen nach wie vor 15 Millionen Fass pro Tag und hiervon müssen 5 Millionen eingeführt oder anderweitig beschafft werden.
Trump hat, was die Eigenproduktion von konventionellem Öl betrifft, alle Register gezogen: Mindestens 80 Programme laufen und werden zur Freude der Ölgesellschaften steuerlich gefördert oder subventioniert. Doch reicht dies noch immer nicht aus - und es erklingt in allen Medien und in der Politik das neue magische Wunderwort: "Ölschiefer", aus dem durch "Fracking" etwas Öl und ein wenig Gas gewonnen wird. Aber selbst das reicht bei weitem nicht aus. Es handelt sich zwar immerhin um Öl, aber dieses ist ein wenig minderwertig und muss noch teuer nachbearbeitet werden.
Die gesamte Fracking-Industrie ist etwa 7 Jahre alt und die wichtigsten 33 Unternehmen haben in dieser Zeit nur rote Zahlen geschrieben, und mit neuen Aktien neue Investoren angelockt. Und die Schulden wachsen weiter, da immer noch unvorsichtige und naive Leute, oder Firmen, mit Geld und wildem Wagemut unten auf der Fracking-Leiter neu einsteigen. Unser fester Glaube ist mit Sicherheit in der Lage, nicht nur heilige Berge, sondern gleich ganze Schieferölberge zu versetzen. Ansonsten müssten wir ja die Zahl der Autos pro Haushalt von 5 auf 4 reduzieren (Schauder).
Jedoch: Ein ganzer Industriezweig verbraucht fortwährend mehr Energie und Kapital als er erwirtschaften kann oder sollte. Daher ist das Ganze nichts als ein gewaltiges Ponzi-Schema. Unten auf der Investitions-Leiter müssen immer neue Dumme mit frischem Kapital gesucht werden (ganz wie bei Bitcoin), damit das System nicht kollabiert. Dieses kleine Problem der roten Zahlen und Schulden wird den betroffenen Bankern, Aktionären und anderen Geldgebern noch schwer zu schaffen machen.
Ein böses Omen: Die größte Bergbaufirma der Welt, also BHP Billiton, verabschiedete sich gerade, schwer enttäuscht, mit hohen Millionenverlusten aus dem Fracking-Geschäft. Gibt dies zu denken? Weitere Firmen mit ähnlichen Problemen: Eagle Ford, Niobrara und alle im Permian-Bereich (Texas) wie auch nördlich in Bakken aktiven Fracker bluten kräftig. Die gesamte Fracking-Szene ist zu einer Ideologie und einem Politikum geworden.
Nationalistisches Gekränktsein und beleidigtes Yankee-Selbstbewusstsein verbindet sich mit dem immer wachen Erwerbstrieb. Wie groß sind denn die im Ölschiefer gebundenen Ölvorräte der USA? Es ist wahr, sie sind einfach kolossal. Doch schränkte W. Busch als Kommentator hier etwas ein: "Doch die Kosten, die es macht, hat der Fracker nicht bedacht!"
Schon vor Jahrzehnten las ich die amtlichen Bilanzen der "Energievorräte der USA". Das Kernstück las sich in etwa so:
"Konventionelles Öl, Wasserkraft, Kohle und Kernkraft reichen uns für Jahrhunderte. Doch unser großes Ass im Ärmel ist der Ölschiefer, dessen gigantische Vorräte uns für Jahrtausende reichen. Wir sind die Größten und Besten der Welt, wir bleiben für ewig das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Uns kann keiner … Mittels Fracking werden wir sogar eines Tages noch Öl nach dem hungernden Saudi Arabien exportieren, sobald dessen Vorräte leer gepumpt sind."
Doch dem Größenwahn folgt immer die noch größere Ernüchterung. Sie versteckt sich in den Kostenkonten der Fracker-Bilanzen, zunächst sehr unauffällig, aber auf Dauer wegen ihrer roten Farbe nicht zu übersehen. Mit den Jahrtausenden wird es wohl vorerst nichts, es geht jetzt um Jahre. Die Lücke von 5 Millionen Fass pro Tag muss irgendwie gefüllt werden. Und unsere Rohöl-Lager haben den tiefsten Stand in 6 Jahren erreicht. So lasst uns schnell und besser fracken.
Eine scheinbar endlose Kette von Branchenneulingen kauft die technischen, rostigen und lizenziellen Überbleibsel derer, die vom Fracking-Wahn nicht mehr geblendet aufgegeben haben "für Cents auf den Dollar". Motto: Ärmel aufkrempeln und wer wagt, gewinnt! Und: "Nach diesen Versagern machen wir jetzt alles richtig und viel, viel besser: Wir retten uns und unser Land!"