Inflation - Ein Blick auf Vergangenheit und Zukunft der Währungsentwertung
04.04.2018 | John Paul Koning
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Mitte des 18. Jahrhundert waren die Schweden in verschiedene militärische Konflikte einschließlich des Siebenjähriges Krieges verwickelt, während die Briten einige Jahrzehnte später kurz vor einer Konfrontation mit Napoleon standen. In den USA wurde das Papiergeld während des Bürgerkrieges von der Union genutzt, um den Feldzug gegen die Konföderierten zu finanzieren.Ein 1-$-Schein von 1862
Wäre es während diesen Kriegen weiterhin möglich gewesen, die Banknoten gegen Edelmetall zu tauschen, hätten die Regierungen unmöglich so große Mengen herausgegeben können, denn das Papiergeld wäre in diesem Fall rasch wieder zu seiner Quelle zurückgekehrt. Durch das Ausschließen dieser Möglichkeit konnten jedoch viel mehr Banknoten in Umlauf gebracht werden.
In allen drei Beispielen wurde die Konvertibilität der Geldscheine in Metall nur vorübergehend aufgehoben. Erst im 20. Jahrhundert begannen sich reine Fiatwährungssysteme ohne Umtauschmöglichkeiten durchzusetzen.
Die Ära des Fiatgeldes
1971 nahm Präsident Nixon ausländischen Regierungen die Option, ihre US-Dollars in Gold zu tauschen. Von nun an hatte die Welt einen permanenten Fiat-Standard. Sowohl zur Zeit des Münzgeldes als auch zur Zeit der vollständig gedeckten und umtauschbaren Banknoten hatten die Währungsemittenten nur einen geringen Einfluss auf die Inflation. Die wichtigsten Einflussfaktoren des Preisniveaus - Abnutzung und mutwilliger Abrieb der Münzen sowie die Entdeckung neuer Edelmetalllagerstätten - waren Dinge, die einfach geschahen und sich der Kontrolle der Behörden entzogen. Wenn diese aktiv Einfluss nahmen, dann geschah das durch Abwertung der Münzen oder den Versuch, einen früheren Standard wiederherzustellen.
Im heutigen Fiatwährungssystem sind diese externen Einflüsse allesamt verschwunden. Statt zufällig durch die äußeren Umstände zu entstehen, wird Inflation heute von den Geld- und Währungsbehörden geschaffen. Die monetären Machthaber können entscheiden, ob die Währung im Laufe der Zeit an Kaufkraft gewinnen soll (Deflation), ob ihr Wert konstant bleiben soll, oder ob ihre Kaufkraft sinken soll (Inflation).
In den meisten westlich geprägten Demokratien hat man sich für eine Inflationsrate von 1-3% entschieden. In Anbetracht der Möglichkeit eines stabilen Preisniveaus mag das seltsam erscheinen. Ein Nachteil einer solchen Inflationsrate besteht darin, dass die Menschen mit ihrem physischen Bargeld permanent Verluste machen. Das fördert verschwenderisches Verhalten. Die Menschen halten unter diesen Bedingungen beispielsweise weniger Bargeld vor als sie es sonst tun würden.
Damit sie Zinsen verdienen können, die die Inflationsrate ausgleichen, gehen sie ständig zur Bank, um Bargeld abzuheben oder einzuzahlen (Ökonomen sprechen hier auch vom Schuhsohleneffekt). Wenn die Inflation dagegen bei 0% oder auch bei -1% oder -2% läge, würden sich die Bürger nicht ständig um die sinkende Kaufkraft ihres Geldes sorgen und größere Summen in bar aufbewahren.
In den monetären Schaltzentralen ist man sich der Nachteile einer Inflationsrate von 1-3% durchaus bewusst. Dennoch wählen die Entscheidungsträger ein Inflationsziel in diesem Bereich, weil sie eine noch viel größere Gefahr sehen: ein starres Lohnniveau. Wenn es zu einem wirtschaftlichen Schock kommt und die Nachfrage plötzlich wegbricht, dann besagen die einfachsten Modelle der Ökonomie, dass die Preise so lange sinken, bis die Käufer wieder an den Markt gelockt werden.
Doch wenn einige Preise unbeweglich sind - insbesondere die Löhne - dann ist ein solcher Abwärtstrend nicht möglich. Statt alle Gehälter zu kürzen, bleibt den Arbeitgebern nichts anderes übrig, als einen Teil ihrer Angestellten zu feuern. Die Folge dessen ist ein allgemeiner Anstieg der Arbeitslosigkeit und der unverkauften Lagerbestände - d. h. eine Rezession.