Geld und Güter
17.03.2018 | Frank Amann
Eichhörnchen sammeln für einen Winter Vorräte an. Menschen dagegen bevorraten sich für ein paar Tage, bestenfalls Wochen mit (überlebens-)notwendigen Lebensmitteln. Es gibt in der westlichen Welt - von Katastrophenszenarien abgesehen - einfach keine Notwendigkeit mehr in einer arbeitsteiligen (Land-)Wirtschaft samt ausgeklügelter Logistik, Vorräte für Monate oder gar Jahre zu sammeln, um sich und die Seinen vor Hunger zu bewahren.
Es ist eine ganz andere Art von Vorrat die der ‘moderne Mensch‘ in aller Regel anstrebt. Einen Vorrat an Geld oder an Substituten hierfür. Hierzu zählt auch all das was sich (wieder) in Geld ummünzen läßt und/oder was Gelderträge bringt. Die Summe der einzelnen Bestandteile wird dann als Vermögen bezeichnet. Vermögensbildung (inkl. Wahrung und Mehrung) wird also betrieben, um auch für erst in der Zukunft liegende (mutmaßliche) Bedürfnisse vorzusorgen. Dies ist freilich nur möglich wenn in den eigenen Verfügungsbereich gelangtes Geld nicht bereits vollständig für die laufende Lebenshaltung verwendet werden muß.
Es muß also ‘etwas übrig bleiben‘, oder ‘nicht gebraucht werden‘, um Vermögensbildung überhaupt betreiben zu können.
Im realen Leben sehen wir uns bei der Umsetzung des Vorhabens, eben nicht nur von der Hand in den Mund leben zu wollen jedoch einigen Herausforderungen gegenüber, und es ist beileibe nicht nur mangelnde Spardisziplin, die den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit erschwert oder verbaut, vielmehr ist es (oft) ein Mangel an Bewußtsein, welche Folgen ein Tun oder Unterlassen haben (können).
Ein alltagsnahes Beispiel: Herr Müller hat 30.000 € auf dem Konto und braucht ein Auto. Da er sowohl beruflich als auch privat viel unterwegs ist, legt er großen Wert auf ein komfortables KFZ. Er findet sein ‘Traumauto‘, ein Neuwagen soll es werden, Kostenpunkt: 30.000 €. Er stellt sich die Frage, ob das Auto ganz oder teilweise fremdfinanziert werden soll und rechnet seine zukünftigen monatlichen Belastungen aus (Versicherung, Verbrauch, Steuer usw.), er beschäftigt sich intensiv mit dem Vorhaben. Was er aber möglicherweise nicht ausreichend überlegt: Auf Sicht von drei Jahren muß er damit rechnen, daß sein Auto sich als ‘Wertgegenstand‘ im Wert auf 15.000 € halbiert.
Will er nach drei Jahren wieder ein neues Auto für 30.000 € anschaffen, muß er also in diesem Zeitraum wieder 15.000 € auf die Seite legen, da diese in diesem Zeitraum unwiderruflich ‘verbrannt‘ werden. Man kann es drehen und wenden wie man will, das Fahren eines Fahrzeugs der beschriebenen Größenordnung kostet monatlich eben nicht 250-300 € Betriebskosten, sondern in Wahrheit 600-700 € (also Betriebskosten plus Wertverlust).
Wenn Herr Müller sein Auto als Sachvermögen (was es ohne Zweifel ist) betrachten, und demnach in seiner jährlichen Vermögensbilanz ausweisen würde, würde er korrekterweise den jährlichen Wertverlust berücksichtigen müssen. Die Vermögensbilanz ist ja nichts anderes als eine Saldierung aller vorhandenen Vermögenswerte abzüglich aller Schulden. Eine regelmäßige (ehrliche) Überprüfung der Entwicklung des Gesamt(-netto-) Vermögens liefert einen unverzichtbaren Beitrag zu der Frage, ob man auf dem richtigen Weg ist. Ob es auf- oder abwärts geht, d.h. ob die ‘Gesamtvorräte‘, das Vermögen, zu- oder aber abgenommen haben/hat.
Wer dies verinnerlicht hat, kann sich vor einigen Fehlern bewahren und wird bei jeder (nennenswerten) Investition (auch) darüber nachdenken, ob diese zur Wahrung und Mehrung, oder aber zur Reduktion des Vermögens führen.
Aber was ist eigentlich Geld? Die Messung ob das Vermögen ab- oder zugenommen hat erfolgt im Prinzip immer in Geld und insofern können wir der Definition von Stefan Wietzke (in einem sehr lesenswerten Forumsbeitrag zum Thema Geld aufgeführt hat) durchaus zustimmen. Dort heißt es:
Wir können somit festhalten, daß Geld ohne Bezug zu Gütern (materiellen oder immateriellen) eine völlig sinnlose Veranstaltung ist. Wo zwar Geld, aber keine Güter verfügbar sind, kann Geld nur als Brennstoffersatz (Scheine), Briefbeschwerer (Münzen) oder zu gar nichts (Kontogeld, elektronische Bits und Bytes) dienen.
Die sogenannten Finanzmärkte - ursprünglich die Verknüpfung von Geld- und Gütertransaktionen - sind derartig komplex geworden, daß praktisch niemand mehr in der Lage ist dieses riesige Netz an Verflechtungen insgesamt zu verstehen oder zu durchschauen.
Auf den Einzelnen heruntergebrochen ändert dies aber nichts an der Tatsache, daß er Teil dieses ‘Knäuels‘ ist und innerhalb dessen in irgendeiner Form sein eigenes Geld- und Gütermanagement zu regeln hat.
‘Rente, Altersvorsorge, Kapitalanlage, Geldanlage, Rendite‘ usw., all das sind Beschreibungen (und oft nur Worthülsen), die die Geld-Mensch-Güter-Beziehung eher verschleiern, als das sie helfen das Wesentliche zu erkennen.
Beschränken wir uns noch einmal radikal auf das, was all diese Begriffe im Kern gemeinsam haben:
Es ist die Grundannahme, daß es in jeder Lebensphase erstrebenswert ist, seine eigene Unabhängigkeit und Autonomie und somit seine Entscheidungsspielräume zu bewahren und auszubauen. Insofern reicht ein einziger ‘Merksatz‘, mit dessen Verinnerlichung (in jedem Alter) das gedankliche Fundament für die eigene Finanz- und Vermögensplanung gelegt werden kann:
Sorge dafür, immer genügend Geld, oder jederzeit in Geld umwandelbare Güter vorzuhalten, um deine materiellen Bedürfnisse stetig erfüllen zu können.
Es lohnt sich, diesen Satz nicht etwa als Banalität abzutun, sondern vielmehr intensiv über ihn nachzudenken. Er kann als gedanklicher ‘Generalschlüssel‘ für viele zu treffende Geld-/ Güterentscheidungen dienen. Aber Achtung: Es könnte sein, daß Sie dabei zu völlig anderen Schlüssen kommen, als die Hersteller und Vertreiber von Finanzprodukten Ihnen i.d.R. weismachen wollen.
© Frank Amann
www.frankamann.de
Es ist eine ganz andere Art von Vorrat die der ‘moderne Mensch‘ in aller Regel anstrebt. Einen Vorrat an Geld oder an Substituten hierfür. Hierzu zählt auch all das was sich (wieder) in Geld ummünzen läßt und/oder was Gelderträge bringt. Die Summe der einzelnen Bestandteile wird dann als Vermögen bezeichnet. Vermögensbildung (inkl. Wahrung und Mehrung) wird also betrieben, um auch für erst in der Zukunft liegende (mutmaßliche) Bedürfnisse vorzusorgen. Dies ist freilich nur möglich wenn in den eigenen Verfügungsbereich gelangtes Geld nicht bereits vollständig für die laufende Lebenshaltung verwendet werden muß.
Es muß also ‘etwas übrig bleiben‘, oder ‘nicht gebraucht werden‘, um Vermögensbildung überhaupt betreiben zu können.
Im realen Leben sehen wir uns bei der Umsetzung des Vorhabens, eben nicht nur von der Hand in den Mund leben zu wollen jedoch einigen Herausforderungen gegenüber, und es ist beileibe nicht nur mangelnde Spardisziplin, die den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit erschwert oder verbaut, vielmehr ist es (oft) ein Mangel an Bewußtsein, welche Folgen ein Tun oder Unterlassen haben (können).
Ein alltagsnahes Beispiel: Herr Müller hat 30.000 € auf dem Konto und braucht ein Auto. Da er sowohl beruflich als auch privat viel unterwegs ist, legt er großen Wert auf ein komfortables KFZ. Er findet sein ‘Traumauto‘, ein Neuwagen soll es werden, Kostenpunkt: 30.000 €. Er stellt sich die Frage, ob das Auto ganz oder teilweise fremdfinanziert werden soll und rechnet seine zukünftigen monatlichen Belastungen aus (Versicherung, Verbrauch, Steuer usw.), er beschäftigt sich intensiv mit dem Vorhaben. Was er aber möglicherweise nicht ausreichend überlegt: Auf Sicht von drei Jahren muß er damit rechnen, daß sein Auto sich als ‘Wertgegenstand‘ im Wert auf 15.000 € halbiert.
Will er nach drei Jahren wieder ein neues Auto für 30.000 € anschaffen, muß er also in diesem Zeitraum wieder 15.000 € auf die Seite legen, da diese in diesem Zeitraum unwiderruflich ‘verbrannt‘ werden. Man kann es drehen und wenden wie man will, das Fahren eines Fahrzeugs der beschriebenen Größenordnung kostet monatlich eben nicht 250-300 € Betriebskosten, sondern in Wahrheit 600-700 € (also Betriebskosten plus Wertverlust).
Wenn Herr Müller sein Auto als Sachvermögen (was es ohne Zweifel ist) betrachten, und demnach in seiner jährlichen Vermögensbilanz ausweisen würde, würde er korrekterweise den jährlichen Wertverlust berücksichtigen müssen. Die Vermögensbilanz ist ja nichts anderes als eine Saldierung aller vorhandenen Vermögenswerte abzüglich aller Schulden. Eine regelmäßige (ehrliche) Überprüfung der Entwicklung des Gesamt(-netto-) Vermögens liefert einen unverzichtbaren Beitrag zu der Frage, ob man auf dem richtigen Weg ist. Ob es auf- oder abwärts geht, d.h. ob die ‘Gesamtvorräte‘, das Vermögen, zu- oder aber abgenommen haben/hat.
Wer dies verinnerlicht hat, kann sich vor einigen Fehlern bewahren und wird bei jeder (nennenswerten) Investition (auch) darüber nachdenken, ob diese zur Wahrung und Mehrung, oder aber zur Reduktion des Vermögens führen.
Aber was ist eigentlich Geld? Die Messung ob das Vermögen ab- oder zugenommen hat erfolgt im Prinzip immer in Geld und insofern können wir der Definition von Stefan Wietzke (in einem sehr lesenswerten Forumsbeitrag zum Thema Geld aufgeführt hat) durchaus zustimmen. Dort heißt es:
Geld ist der abstrakte Begriff für ein Maßsystem das den Tauschwert von Gütern quantifizierbar macht.
Wir können somit festhalten, daß Geld ohne Bezug zu Gütern (materiellen oder immateriellen) eine völlig sinnlose Veranstaltung ist. Wo zwar Geld, aber keine Güter verfügbar sind, kann Geld nur als Brennstoffersatz (Scheine), Briefbeschwerer (Münzen) oder zu gar nichts (Kontogeld, elektronische Bits und Bytes) dienen.
Die sogenannten Finanzmärkte - ursprünglich die Verknüpfung von Geld- und Gütertransaktionen - sind derartig komplex geworden, daß praktisch niemand mehr in der Lage ist dieses riesige Netz an Verflechtungen insgesamt zu verstehen oder zu durchschauen.
Auf den Einzelnen heruntergebrochen ändert dies aber nichts an der Tatsache, daß er Teil dieses ‘Knäuels‘ ist und innerhalb dessen in irgendeiner Form sein eigenes Geld- und Gütermanagement zu regeln hat.
‘Rente, Altersvorsorge, Kapitalanlage, Geldanlage, Rendite‘ usw., all das sind Beschreibungen (und oft nur Worthülsen), die die Geld-Mensch-Güter-Beziehung eher verschleiern, als das sie helfen das Wesentliche zu erkennen.
Beschränken wir uns noch einmal radikal auf das, was all diese Begriffe im Kern gemeinsam haben:
Es ist die Grundannahme, daß es in jeder Lebensphase erstrebenswert ist, seine eigene Unabhängigkeit und Autonomie und somit seine Entscheidungsspielräume zu bewahren und auszubauen. Insofern reicht ein einziger ‘Merksatz‘, mit dessen Verinnerlichung (in jedem Alter) das gedankliche Fundament für die eigene Finanz- und Vermögensplanung gelegt werden kann:
Sorge dafür, immer genügend Geld, oder jederzeit in Geld umwandelbare Güter vorzuhalten, um deine materiellen Bedürfnisse stetig erfüllen zu können.
Es lohnt sich, diesen Satz nicht etwa als Banalität abzutun, sondern vielmehr intensiv über ihn nachzudenken. Er kann als gedanklicher ‘Generalschlüssel‘ für viele zu treffende Geld-/ Güterentscheidungen dienen. Aber Achtung: Es könnte sein, daß Sie dabei zu völlig anderen Schlüssen kommen, als die Hersteller und Vertreiber von Finanzprodukten Ihnen i.d.R. weismachen wollen.
© Frank Amann
www.frankamann.de