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Geld als Maßstab

01.05.2018  |  John Paul Koning
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Während der Pfundgewichtsstandard dank der Referenzgewichte im Schatzamt extrem stabil war, wäre ein monetärer Standard auf Gold-Unzen-Basis relativ schwankungsanfällig. Beispielsweise könnte man sich vorstellen, dass der Pferdehändler sein Pferd heute bei einer Unze und nächstes Jahr bei 2 Unzen bepreist - nicht weil sich der Realwert des Pferdes verändert hat, sondern weil der Wert des Goldstaubs selbst geschwankt hat.

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Eine kleine Balkenwaage, zwei Boxen mit Goldstaub und ein Schöpflöffel, 19. Jahrhundert, Gold Coast


Gold ist schließlich von seinen eigenen Angebots- und Nachfragedynamiken abhängig. Wenn eine neue Bergbautechnologie entdeckt wird, die eine effizientere Trennung des Goldes vom Gestein möglich macht, und demnach das Goldangebot erhöht, dann wird der Preis des Goldes fallen, während alle anderen Preise steigen.

Es wäre, als hätte man das Standardpfundgewicht im Schatzamt auf magische Weise zweigeteilt und würde jedes andere Gewicht in England dazu zwingen, sich um dieselbe Menge zu wandeln und damit das gemessene Gewicht aller Dinge (einschließlich des Fleisches) verdoppeln. Wir würden dieser Art von variablen Gewichtsstandards skeptisch gegenüberstehen und gleichermaßen sollten wir skeptisch gegenüber dem Messen von Werten mit dem Goldstaubstandard sein. Faktoren, die nur den Goldmarkt betreffen, beeinträchtigen dessen Fähigkeit Werte klar zu messen.


Münzgeld

Goldstaub ist schwer zu handhaben, jede Messung benötigt eine ausreichende Menge an Zeit, um durchgeführt zu werden. Ein weiteres Problem ist, dass Gold oftmals mit anderen Materialien durchzogen ist; doch nur ein geschulter Spezialist kann feststellen, dass die Mischung nicht rein ist. Wir haben das Münzgeld entwickelt, um diese Herausforderungen zu meistern. Indem wir Gold oder Silberpulver in diskreten Nennwerten in eine Reihe von Scheiben eingegossen haben, erleichterten wir uns Lagerung und Handhabung enorm. Anstatt Münzen zu wiegen, konnte man sie einfach nach ihrem Nennwert auszählen.

Und da Münzen das königliche Echtheitssiegel besaßen, waren die Verwender zumindest ein wenig beruhigt darüber, dass die Scheiben in ihrem Portemonnaie unverfälschte Mengen an Edelmetallen enthielten.

Jedoch warf die Entwicklung der Edelmetallmünzen ein neues Maßproblem auf: Entwertung. Zuerst waren das Pfundgewicht (lb) und der monetäre Pfundwert (£ ) perfekt aufeinander abgestimmt. Jeder konnte ein Pfundgewicht aus Silber in die Londoner Münzanstalt bringen und 240 Pennies dafür zurückbekommen. Und da der Pfund Sterling offiziell als 240 Pennies definiert wurde, entsprach ein Pfund Silber 1 £ .

Im Jahr 1247 beschloss Henry III ein Pfund Silber zu 242 Pennies, anstatt 240 zu machen; an welchem Punkt sich die Wege des Pfund Sterlings und des Pfundgewichts trennten. Die Anzahl an Pennies, die man aus einem Pfund gewann, erhöhte sich über die Jahrhunderte stetig, sodass ein Pfund Silber Mitte des 15. Jahrhunderts zu 720 Pennies wurde. Da man 240 Pennies braucht, um ein Pfund zu bekommen, war ein Pfund Silber nun 3 £ wert.

In anderen Worten: die monetäre Einheit des Pfund Sterlings (und seiner Unterkategorien des Schillings und Pennys) enthielt ein Drittel des Silbers, das sie ursprünglich enthalten hatte. Also auch wenn Münzen praktischer als Goldstaub waren, so lösten sie das Maßproblem nicht.

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Henry III "Long-Cross"-Penny, 1248


Die Entwertung von Münzgeld wurde typischerweise (aber nicht immer) von Monarchen als umsatzsteigernde Maßnahme durchgeführt; vor allem in Kriegszeiten. Wenn der Gold- und Silbergehalt der Münzen reduziert wurde, konnte jede Person des öffentlichen Lebens seine existierenden vollwertigen Münzen zur Münzanstalt bringen und sie dort zu einer größeren Anzahl an Münzen umprägen lassen.

Bis sich die Preise von Waren und Dienstleistungen angepasst hatten, waren die Besitzer von frischen Münzen in der Lage, mehr Waren und Dienstleistungen zu kaufen, als Leute mit alten Münzen. Um von den momentan günstigen Preisen zu profitieren, eilte das Volk zu den Münzanstalten. Da der König oder die Königin eine Gebühr für die Menge an Rohgold und -silber erhielt, die durch die Münzanstalt floss, führte die Entwertung zu einer einmaligen Zunahme seines oder ihres Einkommens.



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