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Jim Rickards: Die nächste Finanzkrise & warum Sie Gold und Silber brauchen

27.04.2018  |  Mike Gleason
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Das andere Szenario, das ich in meinem Buch beschreibe, umfasst zusätzlich noch eine Panik an den Finanzmärkten. Solche Ereignisse sind gar nicht so selten, wie man vielleicht glaubt. Die eintägige, oder vielmehr zweitägige Panik 1987 habe ich bereits erwähnt. 1994 kam es in Mexiko zur Tequila-Krise, 1998 zum Zusammenbruch von Long-Term Capital Management im Zuge der russischen Währungskrise und im Jahr 2000 platzte die Dotcom-Blase. 2007 folgte die Krise am Hypothekenmarkt, die 2008 im Crash der allgemeinen Märkte mündete. Es kommt also etwa alle fünf bis sieben Jahre zu einer Finanz-Panik.

Man kann nicht gerade die Uhr danach stellen, aber ein solcher zeitlicher Abstand ist typisch. Der letzte Crash liegt nun schon neun Jahre zurück. Es sollte also niemanden überraschen, wenn es morgen wieder soweit ist. Ich sage nicht vorher, dass es morgen zu einem Crash kommen wird; ich sage nur, dass es niemanden überraschen sollte, wenn es morgen, im nächsten Monat oder auch erst im nächsten Jahr passiert. Glauben Sie nicht, dass wir heute vor solchen Ereignissen gefeit sind.

Natürlich kann auch beides gleichzeitig geschehen - eine Rezession könnte z. B. eine Finanzkrise nach sich ziehen, wie 2008. 1998 kam es zu einem Crash und die Wall Street tat sich zusammen und rettete den Hedgefonds Long-Term Capital Management. 2008 kam es zur Finanzkrise und die Zentralbanken taten sich zusammen und retteten die Wall Street. Jeder Bail-out ist größer als der letzte. Wer wird bei der nächsten Krise die Zentralbanken retten? Jede Krise ist schlimmer als die vorherige, jede Reaktion darauf umfassender.

Die nächste Krise wird die größte von allen werden. Sie wird die Möglichkeiten der Zentralbanken übersteigen und es wird nur noch eine Option bleiben. Der US-Leitzins - die Federal Funds Rate - liegt aktuell bei 1,5%. Wenn man zum jetzigen Zeitpunkt auf globaler Ebene Liquidität bereitstellen müsste, könnte die Fed das Zinsniveau also nur um 1,5% senken, bevor es wieder bei Null liegt. Entsprechende Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Zinsen 3% oder 4% sinken müssen, um die US-Wirtschaft aus einer Rezession zu befreien. Wie soll das gehen, wenn sie ohnehin nur bei 1,5% liegen? Wenn weitere Zinssenkungen unmöglich sind, was wird man dann tun?

Quantitative Lockerungen sind die Antwort, aber auch das wurde bereits versucht, und die Fed hält noch immer ihre im Rahmen der letzten QE-Maßnahmen aufgekauften Anleihebestände. Man hat begonnen, sie zu reduzieren, aber die Bilanzsumme beläuft sich dennoch auf mehr als 4 Billionen Dollar. Wie weit wird sie sich beim nächsten Mal erhöhen? Auf 8 oder 12 Billionen Dollar?

Manche sagen jetzt, "Na und, wo ist das Problem?" Dazu gehören auch moderne Geldtheoretiker wie Stephanie Calvin, Paul McCulley und Warren Mosler. Einige von ihnen denken, dass es keine Obergrenze dafür gibt, wie viel Geld die Fed drucken kann, aber die gibt es. Keine rechtliche Obergrenze - rechtlich betrachtet ist die Notenbank in dieser Hinsicht nicht eingeschränkt. Aber es gibt sehr wohl eine psychologische Grenze, eine Art unsichtbare Schwelle.

Wenn diese überschritten wird, sagen die Leute, "Okay, das reicht jetzt, ich bin raus. Dollars sind mir zu unsicher, ich kaufe stattdessen lieber Gold, Silber, Kunstgegenstände, Land oder meinetwegen auch Kryptowährungen. Hauptsache, ich bekomme etwas anderes als Dollars, denn in diese Währung habe ich kein Vertrauen mehr." Das wäre nicht das erste Mal in der Geschichte.

Bei der nächsten Finanzkrise werden die Zentralbanken also nicht mehr in der Lage sein, diese zu bewältigen. Und es sollte niemanden überraschen, falls die Krise schon morgen beginnt.

Es wird ihnen dann nichts anderes übrig bleiben, als das System einzufrieren. Erst die Geldmarktkonten, dann die Bankkonten, dann die Aktienmärkte. Vielleicht werden die Geldautomaten so umprogrammiert, dass Sie nicht mehr als 300 Dollar pro Tag für Lebensmittel und Benzin abheben können. Dann wird es heißen, "Wozu brauchen Sie mehr als 300 Dollar am Tag? Wir können nicht zulassen, dass Sie all Ihr Geld von Ihrem Bankkonto abheben.

Wir können nicht zulassen, dass Sie Ihr Kapital aus dem Geldmarkt abziehen. Wir können nicht zulassen, dass Sie Ihre Aktien verkaufen." In meinem Buch beschreibe ich all das noch viel ausführlicher und gebe alle Quellen an. Das ist kein Science-Fiction-Szenario, sondern der echte Plan für den Ernstfall.

Um noch einmal zusammenzufassen: Ich gehe davon aus, dass sich die Wirtschaft 2018 schlechter entwickelt, als im Allgemeinen angenommen wird. Möglicherweise wird es allein deshalb zu einem Börsencrash kommen. Ich rechne außerdem mit einer weiteren Finanzkrise. Der genaue Zeitpunkt ist unmöglich vorherzusagen, aber acht, neun Jahre nach der letzten Panik würde ich sagen, dass die nächste nicht mehr in allzu ferner Zukunft liegt. Und die Folgen werden ein Ausmaß haben, wie wir es schon seit den 1930er Jahren nicht mehr erlebt haben.


Mike Gleason: Kommen wir nun noch einmal speziell auf Gold zu sprechen. Sichere Vermögenswerte, einschließlich der Edelmetalle sind heute zumindest beim Mainstream der Anleger völlig außer Mode. Die meisten Investoren sind vollkommen unvorbereitet und werden die nächste Finanzkrise wie im Jahr 2008 erst dann kommen sehen, wenn es schon zu spät ist.

Das Vertrauen in den US-Dollar und das Finanzsystem ist nur schwer zu erschüttern, wenn es nicht gerade viele überzeugende Hinweise darauf gibt, dass beides in ernsten Schwierigkeiten steckt. Selbst manche Goldbugs zweifeln an ihren Überzeugungen. Sie wissen, dass es zahlreiche Risiken gibt, aber sie sind es ganz einfach leid, dass sich fast alle Assets besser entwickeln als die Edelmetalle. Was sagen Sie den Anlegern, die darüber nachdenken ihr Gold zu verkaufen und stattdessen beispielsweise in Aktien investieren wollen?


Jim Rickards: Zunächst einmal muss man bedenken, dass der vierjährige Bärenmarkt im Goldsektor noch nicht so lange vorüber ist. Er dauerte vom August 2011 bis Dezember 2015. Während dieser Baisse sank der Goldpreis etwa 45%. Wenn man den Goldpreis von 240 $ im Jahr 1999 als Ausgangsbasis verwendet und sich dann den Anstieg auf 1.900 $ und den Rückgang auf 1.050 $ ansieht, wird klar, dass es sich um ein 50%-Retracement handelte.

Mein Freund Jim Rogers, einer der besten Rohstoffinvestoren aller Zeiten, besitzt selbst jede Menge Gold und geht davon aus, dass der Preis wieder steigen wird. Aber er sagte zu mir: "Weißt du Jim, nichts steigt von hier nach hier" - und dabei deutete Richtung Himmel - "ohne dass es zwischendurch zu einer Korrektur von 50% kommt."

Ich glaube, das war ein guter Rat. Aber das 50%-Retracement liegt nun bereits hinter uns und wir befinden uns in einem neuem Bullenmarkt. Während der Hausse von August 1971 bis Januar 1980 ist der Goldpreis mehr als 2.000% gestiegen. Beim darauf folgenden, 20-jährigen Bärenmarkt ist er bis 1999 rund 70% gefallen. Dann begann ein neuer Bullenmarkt und Gold verzeichnete Kursgewinne von mehr als 700%. Darauf folgte ab August 2011 die Korrektur mit einem Rückgang um 45%, aber jetzt befinden wir uns wieder in einem Bullenmarkt. Dieser begann im Dezember 2015.


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