Interview mit David Smith: Inflation und die Fortsetzung der Goldrally nach der Sommerflaute
30.05.2018 | Mike Gleason
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David Smith: Das ist meiner Meinung nach auf jeden Fall ein wichtiger Faktor. Pierre Lassonde von Franco-Nevada hat das ebenfalls kommentiert und die treffende Bemerkung gemacht, dass in den 1980er und 1990er Jahren noch jedes Jahr eine Lagerstätte mit 50 Mio. Unzen Gold sowie acht bis zehn Lagerstätten mit 10 Mio. Unzen entdeckt wurden, während die Vorkommen mit 5 Mio. zu häufig waren, um sie überhaupt zu erwähnen. In den letzten 20 Jahren sah das jedoch ganz anders aus. Die größte Neuentdeckung war 2006 Fruta del Norte, soweit ich weiß, und dieses Projekt nähert sich erst jetzt der Produktionsphase.Das ist ein Trend von enormer Bedeutung, selbst wenn einige große Lagerstätten entdeckt werden sollten, von denen wir bislang noch nichts wissen. Ich denke, dass die Zeiten vorbei sind, in denen es noch leicht verdientes Geld war, ein großes Vorkommen zu finden und das Projekt zeitnah und kosteneffektiv bis zur Produktionsphase zu führen. Heute vergeht zwischen dem ersten vielversprechenden Bohrloch oder dem Entdecken einer neuen Lagerstätte bis zum tatsächlichen Abbau des Erzes bis zu drei Mal so viel Zeit. Der gesamte Prozess ist viel komplexer, aufgrund strengerer Umweltauflagen und vieler anderer Faktoren.
Die Edelmetallanleger verlieren allmählich das Vertrauen und die Geduld, weil die Preise schon länger auf einem niedrigen Niveau sind, als sie für möglich hielten, doch ich denke, dass auch den allgemeinen Märkten schon bald bewusst werden wird, dass sich etwas grundlegend geändert hat. Wenn ein großes Angebot an etwas besteht, aber die Nachfrage beginnt, dieses Angebot zu übersteigen, dann ist die Höhe des Angebots mittelfristig fast egal.
Der Preis wird in jedem Fall steigen, weil die Nachfrage der entscheidende Preisfaktor ist. Ich gehe davon aus, dass wir das später in diesem Jahr auch im Goldsektor sehen werden, und dass sich der vor zwei Jahren begonnene Aufwärtstrend der Edelmetalle und der Bergbauunternehmen fortsetzen wird und wir innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre substantielle, langfristige Preissteigerungen erleben.
Was wir im Moment sehen, ist die Ruhe vor dem Sturm. Die Anleger sollten sich dafür wappnen und darauf achten, dass sie nicht kurz vor der Trendwende das Vertrauen und das Durchhaltevermögen verlieren.
Mike Gleason: Ja, das haben Sie gut gesagt. Uns stehen nun die Sommermonate bevor und in vielen Jahren hat die Saisonalität der Märkte, insbesondere im Edelmetallsektor, in dieser Zeit eine recht ereignislose Preisentwicklung mit sich gebracht. Was erwarten Sie kurz- bis mittelfristig an den Edelmetallmärkten in den Sommermonaten und bis zum Jahresende 2018?
David Smith: Im Sommer besteht bei den Minengesellschaften immer die Möglichkeit eines Doppelbodens, fast unabhängig vom vorhergegangenen Trend. Ende Juni, Anfang Juli bildet sich oft ein erstes Tief, welches dann von einem zweiten Ende August gefolgt wird, kurz bevor alle aus dem Urlaub zurückkommen und wieder in den Handel einsteigen. Ich vermute, dass es in diesem Jahr wieder ähnlich sein wird.
Angesichts der schwachen physischen Gold- und Silbernachfrage und der geringen allgemeinen Investmentnachfrage in den USA würde es mich zumindest nicht überraschen, wenn der Versuch unternommen würde, die Gold- und Silberkurse unter ihre erkennbaren technischen Unterstützungslinien zu drücken und die letzten "schwachen Hände" vom Markt zu vertreiben.
Was am Silbermarkt passiert, ist oft noch bösartiger, wenn Sie so wollen, oder noch unheimlicher, weil der Kurs oft zwei oder drei tiefere Tiefs bildet, die technischen Indikatoren alle negativ werden, und es dann plötzlich zur Umkehr kommt. Es bildet sich ein falscher Boden, eine Bärenfalle sozusagen, und Silber startet wieder durch. Ich würde nach solchen Kursbewegungen Ausschau halten, nicht nur beim physischen Preis selbst, sondern auch bei den entsprechenden Minengesellschaften.
Im Moment halten sich die besseren Bergbauunternehmen also ganz gut. Offensichtlich konsolidieren die Kurse, es geht einmal ein bisschen aufwärts und dann wieder ein bisschen abwärts, aber sie befinden sich nicht in einem stetigen Abwärtstrend. Wenn die Kurse im gesamten Sektor sinken würden, würde vielleicht sogar ich die Hoffnung verlieren, aber das ist nicht der Fall. Die gut geführten Unternehmen, die wir vorhin schon kurz angesprochen haben, machen auch beim heutigen Preisniveau Gewinne und das Smart Money weiß das und kauft die entsprechenden Aktien. Außerdem kauft das Smart Money weiterhin physisches Gold und Silber.
Das betonen wir auch in unserem Newsletter The Morgan Report, auf David Morgans Blog und auf Riches In Resources immer wieder, wo wir auch viele kostenlose Artikel zur Verfügung stellen. Informieren Sie sich selbst über die kommenden Entwicklungen und hören Sie nicht auf die Märchen, die die Wall Street verbreitet. Halten Sie an Ihren Gold- und Silberkäufen fest, wenn Sie können. Ich denke, dass Sie sich in relativ naher Zukunft bestätigt sehen werden.
Mike Gleason: Ja, die Edelmetalle sind im Moment definitiv noch sehr günstig und die Fundamentaldaten, wie z. B. die steigenden Energiekosten, die wir vorhin angesprochen haben, müssten letztlich zu einem Anstieg der Preise führen - entweder, weil das Angebot soweit zurückgeht, dass am physischen Markt ein Defizit entsteht, oder weil sie die Produktionskosten so stark nach oben treiben.
David, ich bedanke mich, dass Sie sich heute wieder Zeit für uns genommen und Ihre Einblicke mit uns geteilt haben. Wir freuen uns schon auf das nächste Gespräch!
David Smith: Danke, Mike.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 25. Mai 2018 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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