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Axel Merk: Anstieg der Inflation und der Edelmetallpreise

06.06.2018  |  Mike Gleason
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Das Interessante daran ist, dass wir etwas Ähnliches während der Finanzkrise schon einmal erlebt haben. Die Anleger waren keine wagemutigen Spekulanten, sondern Leute, die dachten, dass diese Assets risikofrei wären. Es war also absehbar, dass irgendetwas passieren würde und die Leute dann sagen würden, "Oh mein Gott, italienische Anleihen sind ja so riskant! Woher hätte ich das wissen sollen?" Folglich drängen sie alle in Richtung Ausgang.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie keinen Käufer für ihre Anleihen finden werden. Wenn jemand etwas verkauft, muss ein anderer es kaufen. In diesem Fall sind das risikofreudige Investoren. Am Mittwoch wurden beispielsweise Optionen herausgegeben, die sehr gut angenommen wurden. Bei den Käufern handelte es sich natürlich nicht um die gleichen Investoren, die einen Tag zuvor verkauft hatten, sondern um risikofreudigere Anleger. Dieses Gesundschrumpfen des Sektors war notwendig, um neue Investoren zu gewinnen.

Daraus lässt sich nicht ablesen, ob das italienische Finanzsystem überleben wird oder nicht. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass das System Risse bildet, wenn der Druck zu stark ansteigt und eine langfristig nicht tragfähige Situation besteht. Für mich ist es auf lange Sicht unhaltbar, dass die Kreditkosten für Länder wie Italien nur geringfügig höher sind als die Zinskosten für Staaten wie zum Beispiel Deutschland.

Wenn sich dieser Druck anstaut, muss ein Teil davon eines Tages entweichen und je höher der Druck zuvor war, desto umfangreicher können die Folgen sein. Vorerst sind die Leute wieder aufgewacht und können die Krise als Risiko-Ereignis betrachten, während es zuvor eine Art Schwarzer Schwan war, der den Leuten nun um die Ohren flog.


Mike Gleason: Sprechen wir ein wenig über die Implikationen für die Gold- und Silbermärkte. In denen vergangenen Wochen hat sich der Euro-Kurs abgeschwächt und damit entscheidend zur Rally des US-Dollar-Index beigetragen. Das hat wiederum zu Verkäufen bei Gold und Silber geführt. Auf der einen Seite könnten sich die Schwäche des Euros und die Stärke des Dollars also fortsetzen und die Edelmetallpreise nach unten drücken. Auf der anderen Seite könnte die Nachfrage nach Gold und Silber zunehmen, falls sich die Investoren aufgrund ernsthafter Besorgnis hinsichtlich der EU wieder verstärkt den Safe-Haven-Assets zuwenden. Was denken Sie, welche Dynamik sich durchsetzen wird?

Axel Merk: Interessanterweise bestand während der europäischen Schuldenkrise vor einigen Jahren eine relativ hohe Korrelation zwischen dem Euro und den Goldpreis, doch Investoren, die Gold mochten, hätten den Euro nicht einmal mit der Kneifzange angefasst. Der Grund dafür ist, dass sich das Edelmetall selbst natürlich nicht verändert, wenn der Dollar an Stärke gewinnt. Wenn der Preis des Dollars steigt, wird der Goldpreis womöglich sinken. Wenn jedoch die Volatilität zunimmt, lohnt es sich wie gesagt, Goldinvestments zur Diversifizierung in Betracht zu ziehen.

Ich habe die Jagd nach den Renditen so genau erklärt, weil sich der Markt nicht so verhielt, als stünde die Eurozone kurz vor dem Zerfall. Sicher, die Bankenaktien wurden abverkauft, die Volatilität schoss in die Höhe usw. Aber es handelte sich hier um Momentumtrader und Renditejäger, die auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Diese Situation hat sich nun aufgelöst und das ist der Grund dafür, dass der Goldpreis vor diesem Hintergrund nicht sprunghaft angestiegen ist. Die Grundlage der jüngsten Turbulenzen war nicht die Angst, dass die Eurozone tatsächlich zerbricht. Sollte das geschehen, würden die Märkte uns ein ganz anderes Bild liefern.

Was die weitere Entwicklung dieser Angelegenheit betrifft, haben wir ehrlich gesagt keine Ahnung. Wir wissen nicht einmal, wie sich die Situation an dem Tag gestalten wird, an dem dieses Interview veröffentlicht wird. Wird in Italien eine neue Regierung gebildet, werden Neuwahlen angesetzt? Wer weiß. Alles kann passieren. Die Bevölkerung ist aus den richtigen Gründen verstimmt, und die Europäische Union ist nicht dazu in der Lage, mit den Menschen zu kommunizieren und zu sagen, "Hey, wir sind die Guten. Wir meinen es wirklich gut mit euch." Die Menschen haben es einfach satt.

Dennoch weiß die Mehrheit der Italiener den Euro nach wie vor zu schätzen, und das bedeutet, dass sie eine Lösung finden wollen. Wir neigen dazu zu vergessen, wie extrem teuer es ist, die Union zu verlassen. Für die Briten ist es einfacher, der EU den Rücken zu kehren, denn sie teilen nicht die gleiche Währung. Wenn ein Staats jedoch die gemeinsame Währung verwendet, wird sein Bankensystem im Falle eines Austritts förmlich leergesaugt und die Wirtschaft bricht zusammen. Keine attraktive Aussicht. Wenn es hart auf hart kommt, werden sich die meisten Länder daher für einen Verbleib in der EU entscheiden.

Wenn es am anderen Ende des Spektrums dagegen zu einem populistischen Aufstand kommt, behalten meist die extremeren Ansichten die Überhand. Negative Ereignisse sind also nicht auszuschließen. Wenn ich etwas in Europa kaufe, dann deutsche und nordeuropäische Vermögenswerte. Das soll nicht heißen, dass italienische Wertpapiere zwangsläufig eine schlechte Wahl sind, aber man sollte sich zumindest der Risiken bewusst sein, die damit einhergehen.

Um die Entwicklung des Goldpreises zu erklären, sollte man sich zudem fragen: "Besteht die Gefahr, dass die Krise auf andere Märkte übergreift? Wird die Federal Reserve ihren Kurs ändern?" usw. Kurzfristig lässt sich die Fed von den Ereignissen in Europa wahrscheinlich nicht aus der Ruhe bringen. Kredite sind weiterhin problemlos verfügbar und ich denke, dass die Fed die Zinsen weiter anheben wird.


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