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Die Zukunft des Geldes: Island oder Schweden?

13.07.2018  |  John Paul Koning
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Island ist in gewisser Weise ein Sonderfall, weil die Banken des Landes während der Kreditkrise enormen Schaden genommen haben. Alle drei - Kaupthing, Glitnur und die Landsbanki - gingen bankrott. Vor der Krise hatte die Landsbanki noch Niederlassungen in Großbritannien und den Niederlanden gegründet. Die isländische Regierung weigerte sich, für die Einlagensicherung der ausländischen Kunden aufzukommen, während sie ihre eigenen Staatsbürger schützte.

Die Krise machte deutlich, dass die Stabilität und die Einlagenversicherung der isländischen Banken nicht garantiert waren und ein größeres Risiko darstellten, als die meisten erwartet hatten. Das könnte zum Teil erklären, warum die Isländer plötzlich begannen, Banknoten zu horten. Die Scheine repräsentieren immerhin ein direktes Versprechen der Regierung und bergen nicht das gleiche Ausfallrisiko wie ein privates Konto.

Abgesehen von den finanziellen Anreizen zum Horten von Bargeld haben die Isländer auch emotional bedingte Gründe dafür. Sie misstrauen den Bankern, denen sie zu recht die Schuld an der misslichen Lage geben, in der sich das Land am Vorabend der Finanzkrise von 2008 befand. 26 Banker haben später Haftstrafen von bis zu fünf Jahren erhalten. Damit ist Island das einzige Land, in dem Banker aufgrund ihrer Rolle in der Krise ins Gefängnis mussten. Das Land hat sogar mit dem Konzept des Vollgeldes geliebäugelt, in dessen Rahmen die Privatbanken nicht länger Geld schöpfen dürften und diese Rolle allein dem Staat überlassen bliebe.

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Quelle: Iceland Magazine, 2015

In diesem Kontext ist es kein Wunder, dass die Nachfrage nach hohen Banknoten wächst. Wütende Isländer können ihren Protest gegen das Bankensystem auch kundtun, indem sie fünf 10.000-Kronen-Scheine für schlechte Zeiten unter der Matratze aufbewahren, anstatt 50.000 Kronen auf ein Sparkonto einzuzahlen, auf das sie ohnehin kaum Zinsen erhalten.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sowohl Island als auch Schweden in Hinblick auf digitale Zahlungsmethoden weltweit führend sind. Doch während die Entwicklungen in Schweden auf eine Zukunft hindeuten, in der digitale Finanztransaktionen zum Verschwinden des Bargelds führen, zeigt uns die Situation in Island ein anderes Bild. Selbst in einer Welt, in der alle mit Karte oder per App bezahlen, wollen die Menschen unter Umständen noch ganz altmodisches Bargeld besitzen.

Zum einen sind Scheine und Münzen in manchen Situation noch immer ein praktisches Zahlungsmittel, auch falls die digitalen Systeme einmal ausfallen sollten. Im Fall von Island zeigt sich die Nützlichkeit des Bargeldes an der wachsenden Menge der in Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen mit geringen Nennwerten, die mit dem Wirtschaftswachstum Schritt hält.

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Die 2013 eingeführte 10.000-Kronen-Note


Noch wichtiger ist jedoch, dass am Beispiel von Island deutlich wird, dass Banknoten, und vor allem solche mit hohen Nennwerten, als universeller sicherer Hafen weiterhin geschätzt werden. Es war eine Krise nötig, um das aufzuzeigen, denn in ruhigeren Zeiten reicht es den meisten Menschen auch, von den Banken ausgestellte Forderungen auf Banknoten zu halten. Andere Finanzinstrumente wie kurz- und langfristige Staatsanleihen bieten das gleiche Maß an Sicherheit wie die Geldscheine, doch um sie zu kaufen ist ein gewisses Maß an Erfahrung in Finanzangelegenheiten notwendig, während Cash jederzeit leicht zu bekommen ist.

Während die politischen Entscheidungsträger über die Zukunft des Bargelds beraten, ist das schwedische Modell zu einem viel zitierten Meilenstein geworden. Es wäre jedoch unverantwortlich, den anderen nordischen Staat - Island - nicht als ebenso beispielhaftes Modell zu berücksichtigen.


© JP Koning
BullionStar



Der Artikel wurde am 17. Mai 2018 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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